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Kurz zusammengefasst

Die Trigeminusneuralgie bezeichnet meist einseitige einschießende Nervenschmerzen im Gesicht. Die Schmerzen treten im Versorgungsgebiet des Trigeminusnerv auf – häufig im Bereich von Ober- und Unterkiefer. In der Regel dauern die Schmerzattacken nur einige Sekunden. Sie kommen mit längeren Abständen immer wieder vor.

Für die Trigeminusneuralgie gibt es verschiedene Ursachen. Die Behandlung richtet sich nach dem jeweiligen Auslöser. Bei Bedarf können Ärztinnen und Ärzte Medikamente einsetzen.

Was ist eine Trigeminusneuralgie?

Bei der Trigeminusneuralgie handelt es sich um eine Form von Gesichtsschmerz, verursacht durch Schäden am Trigeminusnerv – auch Drillingsnerv genannt.

Dieser Nerv besteht aus drei Ästen, die die Stirnpartie und die Gesichtsbereiche um den Unter- und Oberkiefer versorgen. Er dient dazu, Gefühle im Gesicht wahrzunehmen sowie Berührungs- und Schmerzreize an das Gehirn weiterzuleiten. Außerdem ist er an Bewegungen wie dem Kauen beteiligt.

Häufig sind der Unter- und Oberkieferast geschädigt, was sich durch Schmerzen in dem Bereich äußert, den der jeweilige Ast versorgt. Dann können zum Beispiel Lippen und Wangen schmerzen. In der Regel ist nur eine Gesichtshälfte betroffen.

Schematische Darstellung des Trigeminusnervs

Schematische Darstellung des Trigeminusnervs

Welche Symptome treten bei einer Trigeminusneuralgie auf?

Typisch für die Trigeminusneuralgie ist, dass die Schmerzen sehr stark sind und blitzartig einschießen. Diese können sich elektrisierend und stechend anfühlen.

Solche Schmerzattacken dauern nur wenige Sekunden, in Ausnahmen auch etwas länger. Oft werden die Attacken durch leichte Berührungen oder alltägliche Aktivitäten wie Zähneputzen ausgelöst. Nach einem Anfall ist die Haut der betroffenen Gesichtshälfte oft gerötet und fühlt sich warm an.

Schmerzattacken wiederholen sich oder dauern an

Die Schmerzattacken wechseln sich in der Regel mit Phasen ohne Beschwerden ab. Zwischen den einzelnen Schmerzphasen können Wochen bis Monate vergehen. Im Verlauf der Erkrankung werden die Abstände meist kürzer und die Beschwerden stärker. Bei Menschen, die aufgrund einer Erkrankung wie multiple Sklerose mit einer Trigeminusneuralgie kämpfen, können die Schmerzen dauerhaft auftreten.

Neuralgie nicht zu verwechseln mit Neuropathie

Operationen im Hals-Nasen-Ohren-Bereich oder zahnärztliche Eingriffe können den Trigeminusnerv ebenfalls schädigen. Das geht neben Schmerzen oft mit Empfindungsstörungen wie Kribbeln und Taubheitsgefühlen einher. Medizinerinnen und Mediziner sprechen dann von einer Trigeminus-Neuropathie.

Wie wird eine Trigeminusneuralgie ausgelöst?

Die meisten Menschen bekommen eine Trigeminusneuralgie, weil ein Blutgefäß auf den Trigeminusnerv drückt. Der Druck beeinträchtigt den Nerv derart, dass er Reize nicht wie gewohnt weiterleiten kann. Ärztinnen und Ärzte sprechen hier von einer klassischen oder primären Trigeminusneuralgie.

Selten sind andere Erkrankungen wie multiple Sklerose oder ein Hirntumor möglicher Grund für die Nervenschmerzen. Auch Kopfverletzungen können den Trigeminusnerv beeinträchtigen. Man bezeichnet diese Form als symptomatische oder sekundäre Trigeminusneuralgie.

Was ist der Grund für die Schmerzattacken?

Die Schmerzattacken treten zunächst spontan auf – also ohne einen erkennbaren Auslöser. Mit der Zeit werden sie durch bestimmte äußere Reize ausgelöst. Solche Auslöser heißen in der Fachsprache Trigger. Zu den typischen Reizen, die den Trigeminusnerv triggern, zählen etwa:

  • leichte Berührungen der Gesichtshaut
  • kalter Luftzug
  • Kauen
  • Zähneputzen

Kann eine Trigeminusneuralgie von Stress kommen?

Seelischer Stress kann Schmerzattacken begünstigen. Es kann dann sinnvoll sein, gezielt Entspannungstechniken anzuwenden oder andere Maßnahmen zu ergreifen, um Stress abzubauen.

Was kann man gegen eine Trigeminusneuralgie tun?

Die Behandlung einer Trigeminusneuralgie richtet sich nach der jeweiligen Ursache. Ist eine Erkrankung der Grund für die Nervenschmerzen, muss diese zunächst behandelt werden. Treten die Nervenschmerzen unabhängig von einer anderen Erkrankung auf, kommen die folgenden Therapiemöglichkeiten infrage.

Medikamente

In der Regel verschreibt die Ärztin oder der Arzt Antikonvulsiva wie Carbamazepin und Oxcarbazepin. Das sind Medikamente, die zum Beispiel bei Epilepsie Anwendung finden. Sie dienen dazu, die Erregbarkeit von Nerven zu verringern und so Schmerzattacken vorzubeugen.

Eingriff oder Strahlentherapie

Genügen Medikamente nicht, um die Beschwerden ausreichend zu lindern, können Sie gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt eine Operation oder eine Bestrahlung erwägen. Mit der mikrovaskulären Dekompression lässt sich zum Beispiel der Druck durch ein Blutgefäß lösen. Eine Bestrahlung soll verhindern, dass der Nerv Schmerzsignale weiterleitet. Diese Eingriffe bergen das Risiko für Folgen wie verminderte Empfindlichkeit oder unangenehme Missempfindungen. Lassen Sie sich über die Vor- und Nachteile der jeweiligen Methode aufklären und wägen Sie mit dem Arzt oder der Ärztin den Nutzen gegenüber den Risiken ab.

Psychotherapie

Ist der Leidensdruck sehr hoch, können sich Ängste und Depressionen entwickeln. Eine Verhaltenstherapie hilft dabei, besser mit den Schmerzen und der seelischen Belastung umgehen zu lernen.

Multimodale Schmerztherapie

Das ist eine Form der strukturierten Behandlung, bei denen Fachleute aus den Bereichen Medizin, Physiotherapie und Psychologie zusammenarbeiten. Solch eine Therapie kommt vor allem bei chronischen Schmerzen zum Einsatz. Erste Studien zeigen, dass sie auch bei Menschen mit Trigeminusneuralgie nützlich sein kann.

Wie häufig ist die Trigeminusneuralgie?

Die Trigeminusneuralgie ist eine seltene Erkrankung. Pro Jahr betrifft es 4 bis 42 von 100.000 Menschen – Frauen etwas häufiger als Männer. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei etwa 55 Jahren.

Bei Jüngeren liegt oft eine andere Krankheit vor

Treten erste Symptome bei jüngeren Menschen auf oder kommen die Beschwerden zum Beispiel beidseitig vor, liegt der Verdacht nahe, dass eine andere Erkrankung wie multiple Sklerose der Grund für die Nervenschmerzen ist.

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.


Quellen:

  • Bendtsen L, Zakrzewska JM, Abbott J et al: European Academy of Neurology guideline on trigeminal neuralgia. In: European Journal of Neurology: 12.03.2019, https://doi.org/...
  • Berufsverbände für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland: Was ist eine Trigeminusneuralgie. Neurologen und Psychiater im Netz: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/... (Abgerufen am 27.02.2024)
  • Ho CC, Khan SA, Whealy MA: Trigeminal neuralgia. Post TW, ed. UpToDate. Waltham, MA: UpToDate Inc: https://www.uptodate.com/... (Abgerufen am 27.02.2024)
  • S1-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie e. V. (DGN) und der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e. V. (DMKG): Diagnose und Therapie der Trigeminusneuralgie. Leitlinie: 2023. https://register.awmf.org/... (Abgerufen am 27.02.2024)