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Sie verbringen viel Zeit mit einer Person, die an Diabetes erkrankt ist? Dann ist es wichtig zu wissen, wie man reagiert, sollte sie eine Unterzuckerung bekommen. Zum Glück lässt sich der Unterzucker in der Regel gut behandeln, bevor jemand ohnmächtig wird. Zum Beispiel mit Traubenzucker oder Limonade. Kommt es jedoch im Extremfall doch zur Bewusstlosigkeit gilt: per Notruf 112 Hilfe anfordern. Bleiben Sie an der Seite der hilflosen Person, bis die Rettungskräfte eintreffen, und halten Sie die Atemwege frei, wenn sich die oder der Betroffene ­erbricht.

Was tun, wenn jemand wegen Unterzucker bewusstlos wird?

„Bringen Sie die Person in die stabile Seitenlage“, rät Andrea Witt, Diabetesberaterin aus Dersau. „Wer nicht weiß, wie das geht, legt ihr ein kleines Kissen unter den Kopf“, sagt Witt. „Zögern Sie nicht! Jede Hilfe ist besser als keine.“ Das betont auch Prof. Dr. Thomas Haak, Chefarzt der Diabetes-Klinik in Bad Mergentheim und leitender Notarzt. Er beruhigt: „In Deutschland ist der Rettungsdienst in der Regel nach spätestens 15 Minuten vor Ort.“

Angehörige, Lehrkräfte und Menschen, die Kinder oder auch Sportgruppen betreuen, sollten während der Wartezeit möglichst noch mehr tun: nämlich die ohnmächtige Person mit deren Notfall-Glukagon versorgen. Dabei handelt es sich um eine Notfallausrüstung. Patientinnen und Patienten, die Typ-1- oder Typ-2-Diabetes haben und eine intensivierte Insulintherapie erhalten oder Sulfonylharnstoffe einnehmen müssen, bekommen sie auf Rezept. Notfall-Glukagon ist als Spritze erhältlich — und immer häufiger als Nasenspray, das man einfach in die Nase sprüht.

Notfall-Glukagon als Nasenspray verabreichen

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Betroffene haben ihr Notfall-Glukagon unterwegs dabei. Oder es ist an einem festen Platz in der Wohnung deponiert. Es wird nur bei Ohnmacht angewendet. Das Hormon Glukagon regt die Leber an, gespeicherten Zucker ins Blut abzugeben, und beseitigt die schwere Unterzuckerung. Innerhalb von 10 bis 15 Minuten endet auch die Bewusstlosigkeit. Damit die zusätzliche Hilfe gelingt, sollten Angehörige und Betreuende gut über den Diabetes und den Aufbewahrungsort für das Notfall-Glukagon informiert sein. „Für andere ist es selten sinnvoll“, so Diabetologe Thomas Haak, „die Umstände überfordern sie meist.“

Notfall-Glukagon als Spritze verabreichen

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Ersthelfer sollten sich nicht mit Messen aufhalten, sondern sofort das Glukagon nutzen, rät Thomas Haak. Sie können nichts falsch machen. Der vom Glukagon erhöhte Blutzucker ist harmlos und kann von den Rettungskräften bei Bedarf korrigiert werden.

Was tun, wenn die unterzuckerte Person zu Bewusstsein kommt?

Der Einsatz ist damit aber noch nicht beendet. Sobald die Person bei Bewusstsein ist, muss sie etwas Zuckerhaltiges essen oder trinken, etwa ein Glas Cola (keine Light-Produkte) oder fünf bis sechs Plättchen Traubenzucker. Denn die Leber holt sich den Zucker sofort aus dem Blut zurück.

„Nehmen Betroffene keine Kohlenhydrate zu sich, droht gleich die nächste Unterzuckerung“, so Witt. Nach weiteren 10 bis 15 Minuten folgen eine Mahlzeit oder ein Snack, etwa Brot und Obst. Diese komplexen Kohlenhydrate wirken dem Abfall des Blutzuckerspiegels entgegen. Für die nächsten 24 Stunden muss der Blutzucker regelmäßig kontrolliert werden, um bei einem erneuten Abfall umgehend gegensteuern zu können. Nach dem Notfall sollte die Ursache der Unterzuckerung ärztlich abgeklärt werden.

Hilfe bei Unterzucker: Wie wird ein Glukagon-Set gewartet?

Spritze und Spray sind etwa 18 Monate haltbar und müssen danach erneuert werden. Diabetologen raten zum handlicheren Glukagon-Nasenspray, das trotz höherer Kosten in begründeten Fällen verordnet wird. Lediglich für Kinder unter vier Jahren ist bislang nur die Notfall-Spritze zugelassen.

Blutzuckermessgerät

Unterzucker (Hypoglykämie)

Nicht nur ein hoher Blutzuckerspiegel ist bei Diabetes problematisch. Zu niedrige Werte können sogar lebensgefährlich sein. Hier erfahren Sie, wie sich eine Hypoglykämie äußert und was zu tun ist. zum Artikel


Quellen:

  • Medicum Hamburg: Schwerpunkt: Schüler mit Diabetes, Wie funktioniert die Notfall-Spritze?. Online: http://www.diabetes-an-schulen.de/... (Abgerufen am 04.09.2023)
  • Deutsche Diabetes Gesellschaft: S3-Leitlinie Therapie des Typ-1-Diabetes. online: https://register.awmf.org/... (Abgerufen am 04.09.2023)
  • Bundesärztekammer et al.: Nationale Versorgungsleitlinie Typ-2-Diabetes, Teilpublikation der Langfassung. online: file:///... (Abgerufen am 04.09.2023)