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Neben dem mobilen Arbeiten ist die Vier-Tage-Woche im Moment eines der meistdiskutierten Themen, wenn es um den Wandel der Arbeitswelt geht. Drei Tage Wochenende bei gleicher Bezahlung – klingt verlockend. Die gleiche Arbeit in 80 Prozent der Zeit schaffen – klingt ambitioniert. Im Rahmen eines Projekts testen seit dieser Woche 45 Unternehmen und Organisationen in Deutschland die Vier-Tage-Woche. Das Projekt läuft ein halbes Jahr lang und wird wissenschaftlich begleitet. Was das neue Arbeitszeitmodell mit uns macht, darüber haben wir bereits 2022 mit der Arbeitspsychologin Dr. Romana Dreyer gesprochen. Was sie zu Chancen und Grenzen der Vier-Tage-Woche sagt, lesen Sie hier:

Frau Dr. Dreyer, viele Menschen fühlen sich im Job gestresst. Hilft es, nur vier statt fünf Tage zu arbeiten?

Befragungen zeigen, dass Menschen, die in Vollzeit berufstätig sind, gerne weniger ­arbeiten würden. Denn lange Arbeitszeiten gehen mit höheren Belastungen einher. Auch die Vereinbarkeit von Job und Privatleben kann stressig sein. Viele Menschen möchten selbstbestimmt mit der eigenen Zeit umgehen. Eine Vier-Tage-Woche kann die Lösung sein, wenn sie mit einer Reduzierung der Stunden einhergeht.

Was macht das mit uns, wenn wir nur noch vier Tage arbeiten?

Uns bleiben drei Tage Wochenende für eine bessere Erholung. Wir haben einen Tag mehr Zeit, um auszuschlafen, die Akkus aufzuladen und mehr Raum, selbstbestimmt die Freizeit zu gestalten. Das klingt für viele Menschen verlockend. Und auch die Gesundheit profitiert.

Doch die Arbeit bleibt auf der Strecke.

Nicht unbedingt. Eine Studie aus Island hat gezeigt, dass sich weniger Arbeitszeit sogar positiv auf die Produktivität auswirken kann. In dem Experiment reduzierten Angestellte ihre Wochenarbeitszeit von 40 auf 35 Stunden, bei gleicher Bezahlung. Sie erlebten mehr Wohlbefinden und konnten Familie und Beruf besser vereinbaren. Ihre Arbeitsleistung blieb gleich oder erhöhte sich sogar. Die Studie zeigt aber auch, dass eine Vier-Tage-Woche nicht für alle gut funktioniert.

Warum nicht?

Das Arbeitsverhalten der Menschen und ihre Lebenslagen sind verschieden und sie haben unterschiedliche Bedürfnisse. Nicht jeder möchte seine Arbeitszeit auf vier Tage verteilen. Wichtiger ist eine Flexibilisierung der Arbeitsmodelle. Die Arbeitszeit muss zu den Menschen und den Aufgaben passen.

In welchen Branchen funktioniert das?

Ich sehe Potenzial bei vielen Jobs, hauptsächlich im Büro, aber auch im Handwerk und in der Pflege. Führt eine Firma die Vier-Tage-Woche ein, muss sie jedoch auch Strukturen anpassen, um zu verhindern, dass sich die Arbeit zu stark verdichtet. Oft verzichten die Menschen dann auf die Kaffeepause oder den Austausch im Team. Beides ist aber wichtig.

Was braucht es, damit Menschen in diesem Modell gut arbeiten können?

In dem Island-Experiment wurden gezielt Aufgaben gestrichen, Meetings verkürzt oder durch E-Mails ersetzt. Auch die Menschen müssen sich anpassen: Wenn ich vier Tage arbeite, dann muss ich mich mehr disziplinieren und meine Arbeitsroutinen verändern.

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