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Als US-Superstar Taylor Swift vor einiger Zeit erklärte, sie nehme L-Theanin, „ein natürliches Präparat, das bei Stress und Angstzuständen hilft“, horchten nicht nur ihre Fans – die Swifties – auf. Doch tut die Aminosäure, die vor allem in den Blättern von grünem Tee vorkommt, das auch wirklich?

Was genau ist L-Theanin?

L-Theanin ist eine Aminosäure. Enthalten ist sie vor allem in den Blättern des Teestrauchs, dem Camellia sinensis. Daher kommt L-Theanin in eher niedriger Konzentration in Aufgüssen von grünem, weißem oder schwarzem Tee vor. L-Theanin ist farblos und wasserlöslich und bestimmt den Geschmack des Teegetränks mit. L-Theanin wurde erstmals 1949 von dem Japaner Y. Sakato isoliert und identifiziert.

In welcher Form ist L-Theanin erhältlich?

Wer eine Tasse Tee trinkt, spürt kaum einen Effekt des L-Theanins, dafür ist die Dosis im Tee zu gering. Die Aminosäure wird aber auch isoliert angeboten, in Deutschland vor allem in Form von Kapseln oder Pulvern, und das vor allem im Online-Handel. Es gilt als Nahrungsergänzungsmittel.

Die Tagesdosen variieren dabei je nach Anbieter von 100 bis 500 mg. Dieses erachtet die EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit als unbedenklich. In anderen Ländern wird L-Theanin auch Tee- oder Energy-Drinks sowie Süßigkeiten wie Keksen künstlich zugesetzt.

In Deutschland hat sich schon 2003 das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) gegen Getränke L-Theanin-haltige Getränke ausgesprochen, da über erwünschte und unerwünschte Wirkungen noch zu wenig bekannt sei. So sei zum Beispiel noch nicht geklärt, wie sich hohe Dosen auf das Reaktionsvermögen und die Aufmerksamkeit auswirken und dadurch zum Beispiel die Sicherheit beim Autofahren oder beim Bedienen von Maschinen am Arbeitsplatz beeinträchtigt sei. Außerdem hält das BfR derartige Getränke für Kinder und Schwangere für ungeeignet.

Welche Wirkung wird L-Theanin nachgesagt?

Anbieter von L-Theanin-Produkten versprechen zum Beispiel, dass die Substanz beruhigend wirke, Angst und Stress reduziere, beim Einschlafen helfe und sogar die Konzentration fördere. Werbung mit solchen gesundheitsbezogenen Aussagen sind für Aminosäuren jedoch nicht zugelassen, erklärt die Verbraucherzentrale auf der Webseite lebensmittelklarheit.de.

Bisherige Studien deuten zwar darauf hin, dass L-Theanin bei Angst und Stress helfen könnte – um eine klinische Wirksamkeit nachzuweisen, müsste es jedoch weiter erforscht werden, auch bezüglich weiterer möglicherweise unerwünschter Effekte.

Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA hat zwar für Schwarztee den Health-Claim zugelassen, der Tee verbessere die Aufmerksamkeit. Allerdings sei dieser Effekt nur auf das Koffein zurückzuführen. Auch dass L-Theanin Kindern mit ADHS hilft, sich zu konzentrieren und besser zu schlafen, ist wissenschaftlich noch nicht ausreichend belegt. Zu diesem Ergebnis kommt die österreichische Medizin-Faktencheck-Plattform „medizin transparent“.

Was weiß man über das Wechselspiel von Koffein und L-Theanin?

Koffein ist ein beliebter Wachmacher, L-Theanin soll beruhigende Eigenschaften haben. Wie passen die beiden dann zusammen, denn es klingt ja erst einmal so, als ob sie jeweils die Wirkung des anderen aufheben würden? Laut Anbietern von Nahrungsergänzungsmitteln sei das Gegenteil der Fall, die Kombination würde sich besonders gut ergänzen: Das eine gebe einen Extra-Energiekick, das andere sorge dafür, dass man besonders konzentriert ist. Was fast zu gut klingt um wahr zu sein ist tatsächlich noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt. Auch hier müssen noch weitere Studien durchgeführt werden.