Richtiges Anlegen beim Stillen
Mit der richtigen Technik beugen Mütter Problemen beim Stillen vor. Eine Hebamme erklärt gängige Haltungen
Video: Die richtige Anlegetechnik hilft, Probleme beim Stillen zu vermeiden
Manchmal sieht Alice Semmler Naturtalente: Babys, die von Anfang an richtig und gut an der Brust ihrer Mutter trinken. "Aber die meisten Kinder und Mütter müssen das Stillen erst mal lernen. Das ist ganz normal", beruhigt die Hebamme aus Bergisch-Gladbach. Wenn sie Mütter zur Nachsorge besucht, schaut sie sich genau an, in welcher Haltung sie stillen, und greift oft ein.

Stillprobleme: Meist Fehler beim Anlegen
"Die richtige Position macht das Trinken für das Baby einfacher und ist angenehmer für die Brustwarzen", erklärt sie. Bei Stillproblemen sollte man schnell Hilfe holen, sich etwa an die Hebamme oder eine Stillberaterin wenden. Denn: "Fast alle Stillbeschwerden beruhen auf Fehlern beim Anlegen", sagt Alice Semmler. Sind die Brustwarzen wund, helfen zum Beispiel auch spezielle Stillpads oder Lanolinsalbe aus der Apotheke.
Auf dieser Seite gibt die Hebamme Tipps für gängige Grifftechniken. Egal, in welcher Haltung Mütter ihr Baby stillen, auf eines sollten sie immer achten: dass sie bequem sitzen oder liegen und sich entspannen können.
Vier gute Stillpositionen


Die Seitenlage
Als sehr bequem empfinden viele Mütter das Stillen im Liegen, gerade nachts. "Dies ist auch eine gute Stillposition bei Geburtsverletzungen", sagt Alice Semmler. Sie empfiehlt sie auch Frauen mit großer Brust (diese eventuell mit einer Handtuchrolle stützen).
Wie geht’s? Mutter und Kind liegen beide auf der Seite – Bauch an Bauch. Man kann den Rücken des Babys mit einem kleinen Kissen oder einer zusammengerollten Mullwindel stützen.
Worauf achten? Der Mund des Babys sollte auf Höhe der Brustwarze sein, damit es diese gut mit dem Mund umfassen kann.

Der Hoppe-Reiter-Sitz
Diese Technik eignet sich für ältere Babys, die nicht ruhig liegen bleiben wollen, aber auch für kleinere, die schlecht saugen. Wenn das Baby eine verstopfte Nase hat, kann es in dieser Lage auch oft besser trinken.
Wie geht’s? Das Kind sitzt fast aufrecht auf dem Schoß der Mutter, mit dem Mund direkt vor der Brustwarze. Die Mutter stützt den Rücken des Babys mit der Hand.
Worauf achten? "Das Kind kommt zur Brust und nicht die Brust zum Kind", rät Alice Semmler. Sonst bekomme man schnell Rückenschmerzen und wunde Brustwarzen. "Das Baby muss – wie immer – die Brustwarze mit dem ganzen Warzenhof in den Mund nehmen", erklärt die Hebamme.

Die Wiegehaltung
Sie ist der Klassiker unter den Stillhaltungen und eignet sich für fast alle Babys. Nur bei sehr schlappen und schläfrigen Säuglingen rät Semmler davon ab, weil die Kleinen in dieser Position schnell einschlafen.
Wie geht’s? Die Mutter sitzt aufrecht und hält das Baby so, dass es mit dem Nacken in der Ellenbeuge liegt. Der Arm stützt den Rücken, die Hand liegt an Babys Po. Am besten legt man ein Kissen unter den Arm, damit der Mund des Babys auf gleicher Höhe ist wie die Brustwarze.
Worauf achten? Das Kleine sollte den Kopf beim Trinken nicht drehen müssen. "Es muss dazu in einer Linie liegen und der Mutter zugewandt sein", erklärt die Hebamme.

Der Rückengriff
Diese Technik bedarf etwas Übung und einiger Kissen als Stütze. Die Hebamme empfiehlt den Rückengriff für das Stillen von Zwillingen, aber auch von müden Säuglingen, die beim Trinken leicht einschlafen. "Er ist auch ideal, wenn die Mutter wunde Brustwarzen hat oder die Brust sehr voll ist", weiß Alice Semmler.
Wie geht’s? Die Mutter sitzt aufrecht und hält das Baby seitlich neben der Hüfte. Sein Kopf liegt dabei auf der flachen Hand, der Unterarm stützt seinen Rücken, und die Beine sind nach hinten ausgestreckt. Zum Stillen von Zwillingen ist ein spezielles Kissen hilfreich.
Worauf achten? Das Baby sollte in einer Linie liegen, sodass es den Kopf nicht drehen muss. "Nach hinten muss genügend Platz sein, damit das Kind nicht gequetscht wird", sagt Semmler.