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Kinder leiden sehr oft an Magen-Darm-Infekten, die durch Viren oder Bakterien ausgelöst werden. Eine häufige Ursache sind Rotaviren. Vor allem für Säuglinge und Kleinkinder bis zum zweiten Geburtstag kann die Erkrankung durch den hohen Flüssigkeitsverlust lebensgefährlich werden. Bis zum fünften Lebensjahr haben praktisch alle Kinder einen Magen-Darm-Infekt durchgemacht. Allerdings können auch Erwachsene diesen Infekt bekommen. Für ältere und chronisch kranke Menschen ist das Risiko einer gefährlichen Austrocknung ebenfalls erhöht.

Ansteckung: Wie werden Rotaviren übertragen?

Rotaviren sind hochansteckend. Schon eine geringe Anzahl von Viren führt zur Infektion. Sie werden sehr leicht übertragen. Dies geschieht hauptsächlich durch eine sogenannte Schmierinfektion, also durch Aufnahme der Erreger über den Mund (fäkal-orale Infektion). Erkrankte scheiden die Viren vor allem mit dem Stuhl, aber auch mit Erbrochenem aus.

Sind sie im Körper, dringen sie in die Schleimhautzellen des Darmes ein, vermehren sich dort und schädigen die Schleimhaut, was die charakteristischen Symptome hervorruft. Die Infektion tritt typischerweise in den Wintermonaten auf und erreicht Ihr Maximum zwischen Februar und April. In der Umwelt können Rotaviren relativ gut überdauern.

Symptome: Welche Beschwerden treten bei einer Infektion mit Rotaviren auf?

Symptome einer Infektion sind Erbrechen, Fieber und wässrige Durchfälle, die meist nicht blutig sind. Gleichzeitig können die Zeichen eines Atemwegsinfektes wie Husten oder Schnupfen auftreten.

Gefährlich kann der Magen-Darm-Infekt werden, wenn Babys oder Kleinkinder durch Durchfall und Erbrechen zu viel Flüssigkeit verlieren – sie dehydrieren. Wegen des häufigen Erbrechens ist das Risiko einer Austrocknung bei Rotaviren deutlich höher als bei anderen Erregern. Auch Ältere und chronisch Kranke sind gefährdet.

Auf eine Austrocknung können unter anderem ein trockener Mund, zurückbleibende Hautfalten (nachdem Sie in die Haut gekniffen haben) und eine gewisse Teilnahmslosigkeit hinweisen. Auch wenn der Urin dunkel gefärbt ist und der kranke Nachwuchs kaum Wasser lassen muss, fehlt ihm vermutlich Flüssigkeit. Spätestens dann ist ärztlicher Rat erforderlich.

Normalerweise dauert der Infekt insgesamt vier bis sieben Tage. Das Erbrechen lässt oft rascher nach und damit wird das Wichtigste – der Flüssigkeitsersatz – wieder besser möglich.

Therapie: Wie wird eine Rotavirus-Infektion behandelt?

Wichtig: Ist Ihr Kind noch klein, hat Durchfall und wird von Erbrechen geplagt, dann suchen Sie rasch eine Ärztin oder einen Arzt auf. Besonders, wenn die Beschwerden stark sind, sich verschlimmern oder wenn hohes Fieber hinzukommt, raten Fachleute dazu. Auch Schwangere, Ältere und chronisch Kranke sollten frühzeitig ärztlichen Rat einholen. Der Flüssigkeitsverlust kann schnell lebensgefährlich werden.

Die wichtigste Maßnahme bei jedem Magen-Darm-Infekt ist der Ersatz von Flüssigkeit und Mineralstoffen (Elektrolyten). In Apotheken gibt es fertig gemischte Elektrolytlösungen, welche die wichtigsten Nährstoffe enthalten – zum Beispiel Kalium, Natrium (Kochsalz) und Glukose (Traubenzucker). Entscheidend ist in jedem Fall, dass die Flüssigkeit in ganz kleinen Portionen (löffelchenweise) zugeführt wird.

Gestillte Säuglinge sollten zunächst weiter Muttermilch bekommen – nach Rücksprache mit Kinderärztin oder Kinderarzt gegebenenfalls auch eine Elektrolytlösung. Sofern möglich, sollten betroffene Kinder bald auch wieder leichte Kost, zum Beispiel Brei und Zwieback, zu sich nehmen. Das unterstützt die Erholung der Darmschleimhaut. Mehr zur Behandlung finden Sie hier: Durchfall und Erbrechen bei Kindern. Probiotische Bakterien können unter Umständen den Verlauf abmildern und die Heilung beschleunigen. Besprechen Sie dies mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt.

Verläuft die Infektion schwer und verliert das Kind zu viel Flüssigkeit, muss es im Krankenhaus behandelt werden. Dies betrifft bis zu 50 Prozent der erkrankten Unter-Fünfjährigen. Deshalb lieber rechtzeitig ärztlichen Rat einholen.

Kann man einer Infektion mit dem Rotavirus vorbeugen?

Es gibt zwei Impfstoffe gegen das Rotavirus, die aus zwei bis drei Impfdosen bestehen und Babys vor dem sechsten Lebensmonat als Schluckimpfung verabreicht werden können. Die Impfstoffe schützen laut Studien mit hoher Wahrscheinlichkeit vor einer Rotavirus-Infektion. Einen hundertprozentigen Schutz bieten sie nicht. In über 90 Prozent der Fälle kann die Impfung aber einen schweren Verlauf und damit einen Krankenhausaufenthalt vermeiden. Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts empfiehlt, die Impfung bei Säuglingen im Alter von 6 bis 12 Wochen zu beginnen und je nach Impfstoff spätestens bis zur vollendeten 24. beziehungsweise 32. Lebenswoche abzuschließen. Der Arzt berät zu Vorteilen und möglichen Risiken der Impfung.

Hat der Nachwuchs einen infektiösen Durchfall, sollten sich – neben dem Erkrankten selbst – alle, die mit ihm Kontakt haben, häufig und gründlich die Hände mit Seife waschen. Hilfreich ist auch, häufig benutzte Oberflächen wie den WC-Sitz und die Türklinken mit einem Desinfektionsmittel zu behandeln. Wichtig: Nicht alle Mittel töten Viren ab. Achten Sie auf eine entsprechende Angabe auf der Verpackung und lassen Sie sich bei der Auswahl geeigneter Produkte in der Apotheke beraten. Wäsche sollte bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Familienmitglieder sollten eigene Handtücher und separates Besteck nutzen. Betroffene scheiden die Viren oft zirka acht Tage lang mit dem Stuhl aus, in manchen Fällen sogar deutlich länger.

Erkranken Kinder unter sechs Jahren an einem Magen-Darm-Infekt oder besteht ein entsprechender Verdacht, dürfen sie Kita oder Schule nicht besuchen. Eltern müssen die Gemeinschaftseinrichtung über die Erkrankung informieren. Der Besuch von Schule oder Kita ist frühestens zwei Tage nach Abklingen der Beschwerden wieder möglich. Zum geeigneten Zeitpunkt lassen sich Eltern am besten ärztlich beraten. Auch Menschen, die beruflich mit Lebensmitteln zu tun haben, dürfen bei einer Rotaviren-Erkrankung vorübergehend nicht arbeiten. Sie sollten mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt besprechen, wann sie an den Arbeitsplatz zurückkehren dürfen.

Beratender Experte

Dr. Guido Krandick

Dr. Guido Krandick

Dr. med. Guido Krandick, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin

Wichtiger Hinweis:

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann eine ärztliche Beratung nicht ersetzen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir keine individuellen Fragen beantworten.


Quellen: