Wacht das Kind immer wieder mit verstopfter Nase oder Reizhusten auf, könnten Hausstaubmilben der Auslöser sein. Was Eltern dann tun können
von Stephanie Arndt, aktualisiert am 01.02.2021
Bereits das Wort sorgt für Gänsehaut: Hausstaubmilben. Man denkt sofort an fiese Krabbeltierchen, die sich in schmuddeligen Wohnungen tummeln. "Richtig ist, dass es sich um winzige, etwa 0,1 Millimeter große Spinnentiere handelt. Falsch ist, dass sie nur dort zu finden sind, wo es schmutzig ist", klärt Prof. Dr. Susanne Lau, Leiterin der Sektion Pädiatrische Allergologie und Pneumologie an der Charité Berlin, auf.
Staubmilben sind allgegenwärtig, vor allem in Betten. Sie leben von Hautschuppen, die wir reichlich verlieren: bis zu 14 Gramm täglich, auch nachts. "Zudem lieben Milben das feuchtwarme Klima und vermehren sich hier besonders gut." Kinder mit Allergieneigung reagieren auf Eiweißstoffe im Kot und Körper der Milben. In einer Studie des Robert Koch Instituts mit 13 000 Kindern waren 19 Prozent der Mädchen und 26 Prozent der Jungen sensibel auf die unsichtbaren Krabbler, nur die Pollenallergie toppt diese Zahlen.
Typische Anzeichen sind eine dauernd verstopfte Nase, Fließschnupfen, Kopfschmerzen, Niesanfälle, tränende Augen – besonders morgens, wenn das Allergen über viele Stunden eingeatmet wurde. Auch ein allergisches Asthma, oft verstärkt bei körperlicher Belastung, kann auftreten. "Sind Kinder beim Toben oft vorübergehend ungewöhnlich kurzatmig, sollten Eltern aufmerksam werden. Häufig wirkt die durch beschleunigte Mundatmung trockenere Luft wie ein Reiz auf die vorentzündeten Schleimhäute in den Bronchien", sagt die Allergologin.
Lau rät, Allergiesymptome grundsätzlich abklären zu lassen: "Bei Allergien der oberen Atemwege kann es zu einem Etagenwechsel kommen. Dann wandern Beschwerden von den oberen in die unteren Atemwege, mit einem allergischen Asthma als Folge. Reizhusten, Engegefühl in der Brust und eine pfeifende, fiepende Atmung deuten darauf hin." Die oberen Atemwege reagieren dann überempfindlich auch auf Kälte, Lachen und Anstrengung. Die Fachärztin rät, den Kinder- oder Hautarzt aufzusuchen oder sich an einen Allergologen zu wenden.
Der Arzt spricht mit Eltern und Kind zunächst darüber, welche Beschwerden wann genau auftreten. Je nachdem führt er dann weitere Untersuchungen durch, etwa einen Prick- oder einen Bluttest. Bei Ersterem werden Allergene wie etwa Hausstaubmilben auf den Kinderarm geträufelt und die Haut darunter wird oberflächlich und sehr leicht angeritzt. Juckende Quaddeln deuten auf eine Allergie hin. "Bei Kindern unter sechs Jahren kommt häufig der Bluttest zum Einsatz. Die Kasse zahlt ihn genauso wie den Pricktest", klärt die Ärztin auf.
"Ab dem ersten Lebensjahr können Kinder Antihistaminika, also antiallergische Wirkstoffe, einnehmen, um Symptome zu lindern", sagt Lau. Dies jedoch nur nach Absprache mit dem Arzt. "Neuere Medikamente machen auch nicht mehr so müde", beruhigt Lau. Häufig verordnet sie Nasensprays mit dem Wirkstoff Mometason (eine Form des Kortisons),
die für Kinder ab drei Jahren zugelassen sind. "Sie wirken nur örtlich, ohne den Körper zu belasten und müssen über einen längeren Zeitraum genommen werden. Abschwellende Schnupfensprays sind keine Lösung, da sie die Entzündungen in den Schleimhäuten nicht bekämpfen."
Langfristig rät Lau zu einer spezifischen Immuntherapie (SIT), die bei einer Hausstaubmilbenallergie ab dem fünften Lebensjahr möglich ist. Patienten erhalten drei Jahre das Allergen als Tablette oder unter die Haut gespritzt, damit das Immunsystem lernt, die Auslöser zu tolerieren.
Entscheidend ist, es den Milben möglichst schwer zu machen, besonders im Kinder- und Schlafzimmer: