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Die gute Nachricht zuerst: Die Zahl der Organspender ist 2023 im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr gestiegen[1], nachdem sie 2022 mit 869 Spendern so niedrig war wie schon lange nicht mehr[2]. Nun die schlechte Nachricht: Dennoch spenden immer noch zu wenige Menschen ihre Organe. So wenige, dass Deutschland im internationalen Vergleich quasi als Schlusslicht zu bezeichnen sei, wie Dr. Axel Rahmel es kürzlich unverblümt ausdrückte.[3] Er ist medizinischer Vorstand der Deutschen Stiftung Organspende.

Jeder einzelne ist gefragt

Glaubt man Umfragen, sollte die Realität anders aussehen: 84 Prozent der Deutschen befürworten die Organspende. Aber: Nur etwa 40 Prozent besaßen 2022 einen Organspendeausweis.

Jetzt kann man natürlich der Politik die Schuld geben: Wenn Jens Spahn (CDU) und Karl Lauterbach (SPD) mit ihrer Reform 2020 Erfolg gehabt hätten, wären vermutlich viel mehr Menschen Spender. Zur Erinnerung: Die Politiker setzten sich damals dafür ein, dass auch in Deutschland die sogenannte Widerspruchslösung gilt – so wie in vielen anderen (europäischen) Ländern. Bei dieser Lösung ist jede und jeder automatisch nach dem Tod Spender – es sein denn, sie oder er widerspricht.[4]

Spahn und Lauterbach scheiterten. Und eine neue Abstimmung über das Thema im Bundestag scheint nicht in Sicht. Damit ist umso mehr jede und jeder einzelne von uns gefragt: Denn wer die Organspende für richtig hält, aber selbst noch kein Spender ist, sollte nicht auf die Politik warten. Sondern selbst handeln und so schnell wie möglich einen Organspendeausweis ausfüllen.

Zwei Menschen am Tag sterben, weil sie kein Organ bekommen

Wer noch zögert, sollte wissen: Derzeit stehen mehr als 8.000 Menschen in Deutschland auf der Warteliste für ein neues Organ. Die meisten sind auf eine neue Niere angewiesen. Acht Jahre müssen Betroffene im Schnitt warten. Das heißt: Acht Jahre bangen und hoffen, dass irgendwann der rettende Anruf kommen wird. 743 Menschen starben 2022, weil für sie nicht rechtzeitig ein passender Spender gefunden werden konnte.[5] Also etwa zwei pro Tag.

Die Zahlen sind erschreckend und traurig zugleich. Es gibt viele Argumente, die für die Organspende sprechen. Es könnten Begriffe wie „Altruismus“, „moralische Verpflichtung“ oder „Nächstenliebe“ fallen. Auch verschiedene christliche, jüdische oder muslimische Religionsgemeinschaften- und Verbände in Deutschland befürworten die Organspende. Diese Argumente sind nicht neu und werden von vielen geteilt. Trotzdem haben noch viele Befürworter der Spende keinen Ausweis in der Tasche.

Organspende kann Angst machen – die lässt sich überwinden

Ein Grund dafür kann Angst sein. Denn den Ausweis auszufüllen, heißt, sich mit dem eigenen Tod zu beschäftigen und das fällt vielen schwer. Diese Reaktion ist menschlich und nachvollziehbar. Doh die eigene Angst zu überwinden und den Ausweis auszufüllen, bedeutet für die meisten von uns nur einige Momente des Unwohlseins. Für die Menschen, die auf ein Organ warten, kann es den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten.

Hinzu kommt: Organspende kann jeden betreffen. Jeder von uns könnte einen Unfall haben oder eine Krankheit bekommen, bei der wir zum Beispiel auf eine neue Niere angewiesen sind. Sollten wir in diese Situation kommen, werden wir froh sein, wenn viele Menschen ihre Ängste überwunden haben und bereit sind zu spenden.


Quellen: