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In der Kindheit wird der Grundstein für die Gesundheit gelegt. Doch das Kümmern um sich selbst, um Körper und Psyche, muss erlernt und trainiert werden. Ausgerechnet an Schulen spielt das kaum eine Rolle: Mit Gesundheit beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler nur hier und da, mal in Fächern wie Biologie, Sport oder Sachkunde, mal in Wahlfächern oder am Projekttag. Aber es braucht eine umfassende Thematisierung von Gesundheit – an allen Schulen und in allen Jahrgangsstufen!

Es drängt: Heute sind bereits 26 Prozent der Kinder zwischen fünf und siebzehn Jahren übergewichtig. Jugendliche rauchen wieder mehr als noch vor ein paar Jahren. Das kann langfristig zu Krankheiten führen: Diabetes ist in Deutschland längst zur Volkskrankheit geworden, Herz-Kreislauf-Erkrankungen bleiben die häufigste Todesursache und Demenz nimmt weiter zu. Viele dieser Leiden würden sich durch den richtigen Lebensstil verhindern oder reduzierenlassen.

Redakteurin Jana Lapper

Redakteurin Jana Lapper

Herkunft beeinflusst die Gesundheit

Das Wissen über den gesunden Lebensstil wird einem aber nicht in die Wiege gelegt – zumindest nicht allen. Denn die eigene Gesundheit hängt stark von der Herkunft ab, zeigt der Kinder- und Jugendreport 2022 der DAK. So haben etwa Jungen zwischen 15 und 17 Jahren mit niedrigem sozio-ökonomischem Status ein 62 Prozent höheres Risiko für Adipositas gegenüber Jungen aus einer Familie mit hohem Status. Unsere Gesellschaft muss aber allen Kindern und Jugendlichen ermöglichen, gesund zu werden und zu bleiben. Nur an Schulen werden alle angesprochen, ungeachtet der Herkunft. Die Schülerinnen und Schüler wiederum können das Erlernte dann in ihre Familien tragen. So kann gesundheitliche Ungleichheit bekämpft werden.

Gesundheit als Querschnittsthema

Ein Schulfach Gesundheit wurde schon oft gefordert – von Ärzteverbänden oder auch der Bundespolitik. Doch die Kultusministerkonferenz ist dagegen: Damit bliebe weniger Zeit für andere Fächer, so Pressesprecher Torsten Heil zur Apotheken Umschau. Man setze stattdessen auf Initiativen der Schulen.

Vielleicht muss es auch wirklich kein eigenständiges Fach sein. Dann aber muss Gesundheit an Schulen stärker als Querschnittsthema gedacht werden, das nicht vom guten Willen einzelner Lehrkräfte abhängen darf. Lehrpläne müssen weiterentwickelt und die Fachkräfte entsprechend ausgebildet werden.

Und ja, vielleicht bleibt dann im Unterricht etwas weniger Zeit für Photosynthese und Weitsprung. Aber angesichts der drängenden gesundheitlichen Probleme in unserer Gesellschaft ist das angemessen. Der klassische Projekttag reicht eben nicht, um allen Kindern das nötige Wissen mitzugeben, um Krankheiten zu vermeiden und ein gutes Leben führen zu können.

Die Psyche nicht vergessen

Wichtig dabei ist: Die Schülerinnen und Schüler brauchen nicht noch mehr Auswendiglernen und Notenstress. Viel wichtiger ist es, Gesundheit im Unterricht praktisch zu vermitteln: Lieber gemeinsam kochen und Entspannungstechniken üben, anstatt pauken. Denn was bringt es den Kindern, zu wissen, dass eine Karotte viel Vitamin A enthält, sie aber nichts mit ihr anzufangen wissen?

Ein Unterrichtskonzept darf auch die Psyche nicht außer Acht lassen. Die hat bei Kindern und Jugendlichen in der Pandemie gelitten, doch die Folgen dauern an: Laut DAK-Report haben allein bei Mädchen von zehn bis 14 Jahren neu diagnostizierte Depressionen von 2019 auf 2021 um 23 Prozent zugenommen. Bei Angststörungen sieht es nicht anders aus. Diese Themen gehören auf den Stundenplan – und Verfahren zur Stressreduktion in den Schulalltag.

Immerhin: Mit 84 Prozent wünschen sich immer mehr junge Erwachsene ein Schulfach Gesundheit, so eine Studie der Krankenkasse Vivida Bkk und der Stiftung Gesundarbeiter aus dem Jahr 2021. Es ist an der Zeit, diese Motivation zu nutzen!