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Was ist eine Eileiterschwangerschaft?

Normalerweise wird eine befruchtete Eizelle von winzigen Flimmerhärchen, den Zilien, innerhalb von drei bis fünf Tagen durch den Eileiter in die Gebärmutter transportiert, um sich dort einzunisten. Ein bis zwei Prozent aller befruchteten Eizellen schaffen es allerdings nicht bis dahin – und bleiben etwa im Eileiter stecken. Medizinerinnen und Mediziner sprechen dann von einer sogenannten Tubargravidität. „Zu 95 Prozent nistet sich die Eizelle direkt im Eileiter ein, in den restlichen Fällen verirrt sie sich zum Beispiel in den Eierstock, den Gebärmutterhals oder in die Bauchhöhle“, erklärt Elisabeth Büchele, Gynäkologin in Diedorf bei Augsburg.

Schwangerschaften, die sich außerhalb der Gebärmutter einnisten, werden auch als extrauterine oder ektope Schwangerschaften bezeichnet. Sie müssen grundsätzlich beendet werden. Ein Umbetten des Embryos ist nicht möglich.

Oft halten Barrieren zwischen Eierstock und Gebärmutter die befruchteten Eizellen auf ihrem Weg in die Gebärmutter auf. „Grund sind zum Beispiel Verwachsungen nach Entzündungen oder Operationen“, sagt Büchele. Sie können etwa in Folge von Endometriose, einer durchgemachten Eileiterentzündung (zum Beispiel durch Chlamydien oder Gonokokken), Tuberkulose, Kinderwunschbehandlungen oder früheren operativen Eingriffen im Bauchraum auftreten. Auch eine vorangegangene Eileiterschwangerschaft erhöht das Risiko, dass sich die Eizelle erneut falsch einnistet. Statistisch gesehen erleben Frauen ab 35 häufiger eine extrauterine Schwangerschaft. Tragen sie eine Spirale, sind sie ebenfalls häufiger betroffen.

Dadurch, dass der Embryo wächst und immer größer wird, kann der Eileiter irgendwann reißen. „Das ist äußert schmerzhaft und kann zu lebensgefährlichen inneren Blutungen und einem Kreislaufschock führen“, erklärt Dr. Jasmin Festl, Oberärztin der Abteilung für Gynäkologie am Rotkreuzklinikum München. „Betroffene müssen in diesem Fall sofort in der Klinik notoperiert werden.“ Glücklicherweise kommen diese Notfall-Situationen mittlerweile selten vor. Auch ist die die Sterblichkeit ist mit 0,05 Prozent inzwischen sehr niedrig, da Frauen meist schon in der Frühschwangerschaft von ihrer Gynäkologin oder ihrem Gynäkologen untersucht werden und eine Eileiterschwangerschaft somit rechtzeitig festgestellt wird.

Manche Eileiterschwangerschaften gehen unbemerkt von selbst ab, da der Embryo nicht ausreichend versorgt werden kann. Passiert das nicht, kommt es meist zwischen der 6. und 9. Schwangerschaftswoche zu Symptomen. Viele Frauen berichten beispielsweise von bräunlichen Schmierblutungen nach ihrer ausbleibenden Regel. Auch ungewöhnliche, anhaltende, krampfartige und meist einseitige Schmerzen im Unterbauch sowie eine gespannte, berührungsempfindliche Bauchdecke können auf eine Eileiterschwangerschaft hindeuten. „Zu diesen Beschwerden können normale Schwangerschaftssymptome kommen, etwa Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit“, sagt Gynäkologin Büchele. Ist der Eileiter bereits geplatzt, reagiert der Körper teilweise mit Schwindel, Blässe, Atemnot oder einem rasenden Puls. Auch ein Kreislaufkollaps ist möglich. Bei solchen Symptomen bitte sofort die Notaufnahme einer Klinik aufsuchen oder den Krankenwagen rufen!

Ja, ein Schwangerschaftstest fällt auch bei einer extrauterinen Schwangerschaft positiv aus. Das liegt daran, dass der Körper das Schwangerschaftshormon HCG (humanes Choriongonadotropin) bildet. Gut zu wissen: Bei einer Eileiterschwangerschwangerschaft ist der HCG-Wert zwar erhöht, er steigt aber im Vergleich zu einer intakten Schwangerschaft nicht adäquat an, stagniert oder sinkt. Die Entwicklung des HCG-Werts im Blut kann der Gynäkologin oder dem Gynäkologen daher Hinweise auf eine extrauterine Schwangerschaft geben.

„Kommen Frauen mit den typischen Schmerzen einer Eileiterschwangerschaft in die Praxis, taste ich zunächst vaginal und über die Bauchdecke“, sagt Büchele. Der nächste Schritt sei ein vaginaler Ultraschall: „Wenn ich in der Gebärmutter keine Schwangerschaft erkennen kann, sehe ich mir beide Eierstöcke und Eileiter genau an.“ Manchmal sei auf einer von beiden Seiten eine Struktur erkennbar, die dort normalerweise nicht hingehöre. Mithilfe des Ultraschalls können Ärztinnen und Ärzte auch Flüssigkeit (Blut) im Unterbauch oder der Bauchhöhle erkennen. Mit einem sogenannten Farbdopplerultraschall lässt sich gut durchblutetes Schwangerschaftsgewebe noch deutlicher sichtbar machen.

Grundsätzlich schon. „Es gibt aber rund um die 5. bis 8. Schwangerschaftswoche eine Art Grauzone, in der es schwierig ist“, sagt Klinikärztin Jasmin Festl. Um diesen Zeitpunkt herum ist es manchmal auch schwierig, eine intakte Schwangerschaft in der Gebärmutter sicher festzustellen. „Erkennt man in der Gebärmutter keine Fruchthöhle und findet man ansonsten keine Auffälligkeiten im Ultraschall, kann man deshalb oft erstmal abwarten und engmaschig nach zwei Tagen kontrollieren. Zusätzlich wird das HCG im Blut bestimmt und im Verlauf kontrolliert. Bei einer intakten Schwangerschaft verdoppelt er sich innerhalb von 48 Stunden, bei einer Eileiterschwangerschaft hinkt er oft hinterher oder sinkt stark ab.“

In seltenen Fällen löst sich eine ektope Schwangerschaft von selbst auf und endet in einem Tubarabort, also einem Abgang über den Eileiter in die Bauchhöhle. „Die allermeisten Frauen brauchen aber eine medikamentöse oder operative Therapie“, sagt Festl. Sie könne sich mit allen Nachkontrollen auch schonmal über mehrere Wochen ziehen.

Häufig wird das Schwangerschaftsgewebe mit Hilfe einer Bauchspiegelung (Endoskopie) unter Vollnarkose aus dem Eileiter entfernt. Eventuell vorhandenes Blut kann dabei abgesaugt werden. „Es wird immer versucht, den Eileiter zu erhalten“, sagt Festl. Je eher die Eileiterschwangerschaft erkannt wurde, desto größer ist die Chance, dass das gelingt. Ist der Eileiter allerdings gerissen und lässt sich die Blutung nicht gut stillen, kann es sein, dass der betroffene Eileiter entfernt werden muss.

Eine weitere Möglichkeit, eine Eileiterschwangerschaft zu behandeln, ist das Medikament Methotrexat, ein sogenannter Folsäure-Antagonist. Als Spritze verabreicht führt es dazu, dass das embryonale Gewebe abstirbt und der Körper die Schwangerschaftsreste abbaut. Ein Vorteil der medikamentösen Methode: Es ist keine Operation notwendig , zudem kann der Eileiter nicht verletzt werden.

Methrorexat kann allerdings nur dann eingesetzt werden, wenn der Wert des Schwangerschaftshormons relativ niedrig ist, der Embryo noch sehr klein und die Patientin keine Beschwerden hat. „Da es sich bei dem Wirkstoff um ein Zellgift handelt wird außerdem empfohlen, drei bis sechs Monate mit einer erneuten Schwangerschaft zu warten“, sagt Festl.

Manchmal kommen auch beide Methoden zum Einsatz, beispielsweise dann, wenn der HCG-Wert nach einer OP nicht ausreichend gesunken ist. In manchen Fälle bleiben beispielsweise trotz operativer Entfernung minimale Reste des Schwangerschaftsgewebes zurück, die dann beispielsweise medikamentös behandelt werden müssen.

Nach einer OP werden Embryo und Plazenta üblicherweise zur Kontrolle in die Pathologie geschickt. Teilen die Eltern der Klinik nichts anderes mit, wird der Embryo danach meist tiefgefroren oder anders konserviert. Später wird er im Rahmen einer Sammelbestattung zusammen mit weiteren nicht lebensfähigen Embryonen und Föten auf einem örtlichen Friedhof beigesetzt. Wo und wann genau, weiß die Klinik.

Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, denn Embryonen unter 500 Gramm müssen nicht bestattet werden, dürfen es aber. Eine selbstbestimmte Beisetzung kann helfen, den Verlust zu bewältigen und eine positive Erinnerung schaffen. Informationen geben Hebammen, Sternenkinder-Vereine, Kliniken und Bestattungsunternehmen.

Ja, allerdings liegt das Risiko für eine weitere Eileiterschwangerschaft mit natürlicher Befruchtung bei etwa 10 bis 20 Prozent. Nach einer zweiten Eileiterschwangerschaft erhöht es sich auf bis zu 40 Prozent. Laut Praxisärztin Büchele wollen die meisten Frauen erfahrungsgemäß möglichst schnell wieder schwanger werden. „Dennoch wird empfohlen, ein bis zwei Zyklen abzuwarten, damit sich der Körper nach einer Operation erholen kann. Wurde medikamentös therapiert, werden sechs bis zwölf Monate bis zu einer erneuten Schwangerschaft empfohlen.“

Viele Eltern trauern um das sehr früh verlorene Kind und brauchen Zeit, um das Erlebte zu verarbeiten. „Ich unterstütze gerne mit dem Gedanken, dass eine Eileiterschwangerschaft trotz allem etwas seltenes ist und die Chancen gut stehen, dass es das nächste Mal klappt“, sagt Gynäkologin Elisabeth Büchele. Den meisten Betroffenen helfe außerdem, mit anderen Menschen über ihre Trauer, Ängste und Sorgen zu sprechen. Auch Hebammen, Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen unterstützen.

Fazit

Eileiterschwangerschaften sind sehr selten, aber gefährlich, und müssen deshalb schnell behandelt werden. Frauen sollten ein, zwei Zyklen abwarten, bis sie erneut schwanger werden. Die Chancen stehen dann in der Regel gut, dass es das nächste Mal klappt.