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So individuell sich Babys entwickeln, so unterschiedlich verhalten sie sich auch beim Stillen. Manche sind kleine Vampire, denen es nicht schnell genug gehen kann, andere nuckeln genüsslich eine Stunde lang. Für Mütter ist es nicht immer einfach einzuschätzen: Ist das Baby satt? Hat es wieder Hunger? Hinzu kommt: Die Kleinen stillen an der Brust nicht nur ihren Hunger, sondern auch ihr Bedürfnis nach Nähe; sie nuckeln, beruhigen sich, schlafen ein. Hebammen und Stillberaterinnen raten daher zum "Stillen nach Bedarf": ­­Möchte das Baby an die Brust, darf es das. Nur Neugeborene sollten möglichst häufig angelegt werden – auch wenn sie sich nicht melden.

Nach der Geburt

In den ersten Lebenstagen können Babys ihre Bedürfnisse nämlich noch nicht so deutlich äußern und schlafen sehr viel. "Dann sollte man das Kind wecken, um es anzulegen und die Milchbildung anzukurbeln", rät Bettina Gardt, Hebamme in München. Mindestens achtmal in 24 Stunden sollte das Baby in den ersten Tagen trinken, damit die Milch zuverlässig fließt und das Baby gut gedeiht.

Das Profi-Still-Baby

Ältere Babys trinken nach Bedarf – das kann je nach Temperament und Entwicklungsphase sehr unterschiedlich sein. Manche kommen zuverlässig alle drei bis vier Stunden, andere schlafen die Nacht durch: Alles ist möglich. Das kann sich von Woche zu Woche ändern: In Wachstumsphasen hat das Baby ständig Hunger, dann ist es wieder über Stunden zufrieden. "Wenn das Kind gut gedeiht und sein Gewicht stimmt, ist der Bedarf die einzige Richtlinie beim Stillen", sagt die Hebamme. Ob sie Hunger haben, zeigen Babys schon früh: Noch im Halbschlaf beginnen sie zu schmatzen, drehen den Kopf hin und her, saugen an ihren Fingerchen und suchen nach Mamas Brust. Passiert daraufhin nichts, beginnen sie zu weinen: "Das ist ein sehr spätes Hungerzeichen", sagt Gardt. "Wenn das Kind schreit, ist es oft zu unruhig, um gestillt zu werden." Sie rät: "Je kleiner das Kind, desto zügiger anlegen, um diese Situation zu vermeiden." Auch beim Füttern mit Pre-Milch geht es nach Bedarf: Das Kind muss die Flasche nicht leer trinken, darf Pausen machen oder später wieder trinken. "Flaschenkinder stellen sich oft besser auf einen Rhythmus ein, können aber ihr Saugbedürfnis beim Füttern nicht so gut stillen", sagt die Hebamme.

Die Beikost kommt dazu

Der erste Brei ist für viele Babys eine hoch spannende Sache, doch es dauert, bis sie die Beikost mit Nahrung und Sättigung verbinden. "Brei nach Bedarf" gibt es daher nicht. "Die Hauptnahrung bleibt die Muttermilch", sagt die Hebamme. "Viele Kinder wollen nach den ersten Löffeln Brei wieder an die Brust, das ist normal." Sie rät: "Weiterstillen – und für die Beikost-Einführung einen längeren Zeitraum von sechs bis acht Monaten einplanen." Auch da geht jedes Baby seinen ganz eigenen Weg.