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Es ist gar keine Frage. Muttermilch ist für das Baby das Beste. Nicht ohne Grund empfiehlt das Netzwerk Gesund ins Leben, mindestens bis zum Beginn des fünften Monats voll zu stillen. Nur klappt das nicht immer. "Man sagt zwar so schön, dass jede Mutter stillen und jedes Baby gestillt werden kann – aber aus eigener Erfahrung als zweifache Mutter weiß ich, dass das nicht immer der Fall ist", sagt Apothekerin Katrin Kraus aus Bockenem in Niedersachsen.

Hilfe bei Stillproblemen

Zum Beispiel: "Wenn die Brustwarzen sehr wund geworden sind, sich die Milch staut, die Milchmenge nachlässt, wenn die Mutter ein Medikament einnehmen muss, das nicht stillverträglich oder auch wenn das Kind krank und zu schwach zum Stillen ist", erklärt Kraus. In solchen Situationen können Milchpumpen eine Lösung sein. Durch das Abpumpen kann das Baby weiterhin Mutter­milch erhalten (bei manchen Medikamenten muss allerdings vor der Einnahme die Milch auf Vorrat abgepumpt werden). Es hilft, die Zeit zu überbrücken, bis man wieder selbst die Brust geben kann, ohne abzustillen.

Ein Stück mehr Freiheit

Und selbst wenn Mutter und Kind kerngesund sind, erleichtert eine Milchpumpe oft den Alltag. "Zum Beispiel wenn eine Frau während der Stillzeit wieder arbeitet. Das heißt ja nicht, dass das Kind auf die Muttermilch verzichten muss", sagt Apothekerin Kraus. Und fügt hinzu: "Manchmal brauchen eben auch die nervenstärksten Mütter mal eine kurze Auszeit." Dann können der Partner oder die Großeltern einspringen und das Baby mit der abgepumpten Milch füttern.

Ausleihen statt Kaufen

Das Gute: Man muss für Milchpumpen nicht gleich ein kleines Vermögen investieren. Gibt es gesundheitliche Gründe, kann der Frauen- oder Kinderarzt die Milchpumpe auf Rezept verschreiben. Ohne Rezept lässt sie sich gegen eine Gebühr zwischen einem und zwei Euro pro Tag in der Apotheke ausleihen. "Zudem wird in der Regel eine Kaution zwischen 50 und 100 Euro hinterlegt und bei uns eine Kopie des Personalausweises gemacht", erklärt die Apothekerin.

Doppelt pumpt besser

Mit Rezept übernehmen die Krankenkassen die Kosten für ein Pumpset. "Aber in der Regel nur für ein Einzelpumpset", sagt Kraus. Dabei sei ein Doppelpumpset aus vielerlei Gründen die bessere Wahl: "Das Abpumpen dauert nicht nur halb so lange. Inzwischen weiß man auch, dass man etwa 20 Prozent mehr Muttermilch, als beim einseitigen Abpumpen gewinnt, und diese einen höheren Kaloriengehalt aufweist, wenn an beiden Brüsten gleichzeitig abgepumpt wird", sagt Katrin Kraus. "Wir empfehlen unseren Müttern daher in der Regel ein Doppelpumpset, die eventuell anfallenden Mehr­kosten werden privat in Rechnung gestellt."

Wie lange sollte man abpumpen?

"Wichtig ist, dass man entspannt bleibt", sagt Still- und Laktationsberaterin Katrin Reich aus Haimhausen bei München. Die Stillberaterin empfiehlt, während des Abpumpens mit dem Baby zu kuscheln, ein schönes Buch zu lesen, entspannende Musik zu hören oder fernzuschauen. Manchen Frauen hilft es auch, die Brust vorher sanft zu massieren oder mit einem Kirschkernkissen vorzuwärmen. Auch ein Wärmekissen im Nackenbereich kann helfen.

Länger als 30 Minuten sollte das Abpumpen nicht dauern – das reizt die Brustwarzen unnötig. "Wenn keine Milch kommt, erstmal eine halbstündige Pause einlegen", sagt Reich. Zehn bis 15 Minuten pro Seite sollten ausreichen, um die Brust richtig zu entleeren. Den richtigen Zeitpunkt zum Abpumpen sieht sie nach einer Stillmahlzeit. "Das Baby sollte, wenn möglich, immer vorher angelegt werden." Wichtig ist, mit der zweiten gestillten Seite anzufangen. Viele Kinder trinken eine Seite leer, in der anderen ist aber noch Milch zum Abpumpen vorhanden. Wie viel Milch pro Abpumpvorgang kommt, ist individuell sehr unterschiedlich.

Übrigens bringt eine Milchpumpe den Stillrhythmus in der Regel nicht durcheinander. "Vorausgesetzt, man legt vorher an oder pumpt im Rhythmus des Kindes, wenn das Stillen nicht möglich ist, sagt Reich. Allerdings können elektrische Pumpen bei Müttern mit viel Milch kontraproduktiv wirken. "Sie regen die Milchproduktion zusätzlich an."

Abpumpen funktioniert nicht – was tun?

Erster wichtiger Punkt: Die Pumpe muss richtig zusammengebaut sein. Die Stillberaterin rät zu Pumpen mit möglichst wenigen Einzelteilen. "Wenn das Vakuum nicht richtig aufgebaut wird, kann es nicht funktionieren", sagt Reich. Ist das Vakuum zu schwach, kommt keine Milch, ist es zu stark, schmerzt das Abpumpen.

Auch das Aufsetzen der Pumpe muss stimmen. "Der Trichter sollte möglichst nur die Brustwarze umfassen und wenig Vorhof", so Reich. Die Brustwarze muss gut in der Mitte sitzen und sich frei bewegen können. Auch die richtige Brusthaubengröße ist entscheidend. Es lohnt, sich von einer Stillberaterin oder der Hebamme beraten zu lassen.

Hygiene enorm wichtig

Entscheidend bei Milchpumpen sei, dass sie das natürliche Saugverhalten des Kindes möglichst gut nachahmen können, leistungsstark und – wie Kraus betont – vor allem leicht zu reinigen sind: "Man muss da sehr sorgfältig sein und unbedingt ein Verkeimen verhindern. Denn das Immunsystem des Säuglings ist noch nicht ganz ausgereift", sagt die Apothekerin. Daher sei es zwingend notwendig, die Pumpenteile nach jedem Gebrauch einmal mit klarem Wasser, dann mit etwas Spülmittel sowie einer sauberen Bürste und dann wieder mit klarem Wasser zu reinigen. Und: "Einmal am Tag fünf Minuten in kochendem Wasser oder im Vaporisator sterilisieren", empfiehlt Katrin Kraus. Der Schlauch, der die Pumpenteile mit der Pumpe verbindet, wird hingegen nicht ausgekocht.
Um die Bedienung der Pumpe selbst zu testen und die Wahl der richtigen Größe der Brusthaube bestimmen zu können, sollten Eltern laut Katrin Kraus unbedingt noch eines mit in die Apotheke bringen: "Etwas Zeit, damit wir die Mütter – und die Väter, die oft mit einem Rezept für die Milchpumpe kommen – ausführlich beraten können."

Wie abgepumpte Milch aufbewahren?

"Die Milch ist bei Zimmertemperatur in einem verschlossenen Behälter vier bis sechs Stunden haltbar", sagt Reich. Sie empfiehlt sterilisierte Glas- oder Kunststofffläschchen. Diese sollten im Kühlschrank direkt über dem Gemüsefach aufbewahrt werden. "Dort ist es am kältesten", so Reich. Drei Tage kann diese gekühlte Milch verwendet werden. Man kann die Milch auch in speziellen Muttermilchbeuteln portionsweise einfrieren. Bei -18 Grad ist sie sechs Monate haltbar.

Wie erwärmt man abgepumpte Milch?

Vorsicht beim Erwärmen: Die Milch darf nicht heißer als 37 Grad werden, weil sonst wichtige Nährstoffe verlorengehen. "Auf keinen Fall in die Mikrowelle", sagt Reich. Die Erwärmung erfolgt dort nicht gleichmäßig und ist schlecht kontrollierbar. Wer mehrmals am Tag abpumpt und die Milch sammeln möchte, sollte sie einzeln im Kühlschrank aufbewahren und die Portionen erst zusammenmischen, wenn jede die gleiche Temperatur hat. Die Haltbarkeit richtet sich nach der ersten abgepumpten Milch.

Damit das Baby keine Saugverwirrung durch das Trinken aus der Flasche bekommt, sollten stillfreundliche Weithalssauger verwendet werden. Als Faustregel gilt: "Wenn man die Flasche umdreht, sollte nicht mehr als ein Tropfen pro Sekunde herausfließen", so Reich.