Welche Folgen hat Angst vor der Geburt?
Vielen Schwangeren wird beim Gedanken an die Geburt mulmig. Manche entwickeln eine starke Angst – und die kann Folgen haben

Angst vor der Geburt: Nur etwas mulmig oder dauernd große Sorgen?
Zehn bis 15 Prozent aller Mütter entwickeln nach der Geburt eine Depression. Eine finnische Studie mit mehr als 500 000 Müttern fand heraus: Frauen mit Geburtsangst sind häufiger betroffen. Wir fragten bei Expertin Prof. Dr. Corinna Reck nach, die Psychologin an der Ludwig-Maximilians-Universität München ist und die Mutter-Kind-Studien am Universitäts-Klinikum Heidelberg leitet.

Frau Professor Reck, fast alle Schwangeren haben Angst vor der Geburt. Wann kann sie schwere Folgen haben?
Zunächst einmal: Angst vor der Geburt ist keine Störung, sondern ganz normal. Denn eine Geburt bedeutet immer eine Grenzerfahrung. Manche Frauen entwickeln aber eine richtige Angststörung.
Kann es jede Frau treffen?
Im Prinzip ja. Aber eine Angststörung hat häufig eine Ursache: Das können psychische Erkrankungen oder traumatische Erfahrungen wie eine komplizierte erste Geburt sein.
Woran merken Schwangere, ob sie betroffen sind?
Wenn sie sich dauernd sorgen, dass mit dem Kind etwas nicht in Ordnung ist, sie große Angst vor der Geburt haben, schlecht schlafen, keinen Antrieb spüren, sich nicht auf das Baby freuen – das sind Warnzeichen. Dann sollte man den Frauenarzt oder die Hebamme ansprechen.
Warum entwickelt sich bei ihnen häufiger eine Wochenbettdepression?
Bei Geburtsangst, die sich als Angststörung äußert, sind Frauen permanent höherem Stress ausgesetzt. Häufig sind die Geburten komplizierter, wie ich in einer früheren Studie gezeigt habe. Zugleich gelingt den Frauen danach die Anpassung an das Leben mit Baby nur schlecht.
Ist ein Kaiserschnitt die Lösung für Betroffene?
Viele Frauen mit Geburtsangst kommen zwar mit dem Wunsch nach einem Kaiserschnitt in die Klinik. Aber man sollte nicht voreilig dazu raten, sondern zunächst versuchen, die Ängste mittels Therapie abzubauen.