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Diabetes beginnt meist schleichend und unbemerkt. Doch seine Folgen sind gravierend. Das gilt auch für Gestationsdiabetes, eine Sonderform der sogenannten Zuckerkrankheit, die mit körperlichen Umstellungen während einer Schwangerschaft einhergeht: Die Körperzellen werden zunehmend unempfindlich gegen das blutzuckersenkende Hormon Insulin. Der Zucker im Blut steigt an. Dadurch besteht zum einen ein erhöhtes Risiko für Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen bei Mutter und Kind. Zum anderen drohen beiden durch die Stoffwechselstörung auch Spätfolgen, wie eine chronische Diabeteserkrankung oder Bluthochdruck.

Im Jahr 2018 hatten rund sieben Prozent aller Frauen in Deutschland, die ihr Baby in einem Krankenhaus zur Welt gebracht hatten, einen Gestationsdiabetes. Die Fälle häufen sich, weil unter Schwangeren bestimmte Risikofaktoren wie höheres Alter und Übergewicht öfter auftreten als noch vor einigen Jahren. Deshalb gehört eine Untersuchung auf Schwangerschaftsdiabetes seit einigen Jahren zum Standardprogramm für alle werdenden Mütter. Getestet wird die Fähigkeit des Körpers, mit der Nahrung zugeführten Traubenzucker (Glukose) abzubauen. Dazu erfolgt ein Stresstest – der sogenannte orale Glukosetoleranztest (OGTT).

Wie läuft der OGTT ab?

Der Test wird üblicherweise zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche gemacht, bei besonderen Risikofaktoren wie Übergewicht oder Bluthochdruck auch früher. Im Regelfall führt der Arzt zunächst eine vereinfachte Variante durch: Die Schwangere trinkt einen Sirup, der 50 Gramm Glukose enthält. Eine Stunde später wird ihr Blutzucker bestimmt. Ist dieser dann nur noch leicht erhöht, besteht kein Verdacht auf Schwangerschaftsdiabetes. Bei deutlich erhöhten Werten kann die Diagnose im Prinzip schon gestellt werden. Bei mäßiger Blutzuckererhöhung hingegen soll die Patientin zur Kontrolle einen vollständigen OGTT machen.

Dazu muss sie nüchtern sein, was bedeutet, dass sie zuvor mindestens acht Stunden nichts gegessen haben darf. Der Nüchternblutzucker wird vor Testbeginn erhoben, um einen Ausgangswert zu erhalten. Außerdem lässt sich so ausschließen, dass die Schwangere bereits erhöhte Zuckerwerte hat, was bei dem folgenden Provokationstest gefährlich werden könnte.

Nach Bestimmung des Nüchternblutzuckers trinkt die Probandin innerhalb weniger Minuten 75 Gramm Glukose. Eine und zwei Stunden danach wird der Zucker im Venenblut der Testperson gemessen. Ihr Körper sollte während der Zeit in der Lage sein, die getrunkene Glukose in einem bestimmten Umfang aus dem Blut in die Körperzellen zu überführen. Schafft der Organismus das aber nicht, zeigen das erhöhte Blutzuckerwerte an. Es besteht eine gestörte Glukosetoleranz.

Welche Werte sind krankhaft?

Der Nüchternblutzucker sollte unter 92 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) Blut liegen, beziehungsweise unter 5,1 Millimol pro Liter Blut (mmol/l) – in den alten und neuen Bundesländern werden unterschiedliche Einheiten verwendet. Eine Stunde nach dem Zuckertrunk muss der Blutzucker wieder auf unter 180 mg/dl (10 mmol/l) gefallen sein, nach zwei Stunden auf unter 153 mg/dl (8,5 mmol/l). Ist nur ein Wert erhöht, stellt der Arzt die Diagnose Gestationsdiabetes. Liegt der Nüchternzucker bereits über 126 mg/dl (7 mmol/l) sollte kein Belastungstest erfolgen.

Was bedeutet die Diagnose Gestationsdiabetes?

Gestationsdiabetes bedeutet, dass der weibliche Körper bedingt durch eine Schwangerschaft die Zuckeraufnahme aus dem Blut nicht mehr ausreichend schnell bewältigt. Nach der Geburt normalisiert sich die Stoffwechselsituation oft wieder. Allerdings zeigt die Störung gewissermaßen eine Belastungsschwäche als Ausdruck einer beginnenden Zuckerkrankheit an. Die betroffenen Frauen haben ein sieben- bis achtfach erhöhtes Risiko, in den folgenden Jahren einen bleibenden – sogenannten manifesten – Diabetes vom Typ II zu entwickeln. Daher sollten entsprechend gefährdete Frauen Risikofaktoren wie Übergewicht oder Bluthochdruck möglichst reduzieren und regelmäßig kontrollieren lassen. In jedem Fall muss der Blutzuckerspiegel während der Schwangerschaft überwacht und normalisiert werden, um negativen Folgen für Mutter und Kind vorzubeugen. Oft reichen diätetische Maßnahmen aus. Falls nicht, muss die Schwangere Insulin spritzen. Andere Medikamente zur Blutzuckersenkung, sogenannte orale Antidiabetika, sind für Schwangere nicht geeignet.

Was kann den Test verfälschen?

Einige Medikamente wie Kortison oder Schilddrüsenhormone verändern den Blutzuckerspiegel und können den Test verfälschen. Die Medikation muss daher nach Absprache mit dem Arzt gegebenenfalls ausgesetzt werden. Die Schwangere sollte außerdem übermäßige körperliche Aktivität vor oder während der Untersuchung vermeiden und nicht rauchen.