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Mindestens drei Monate tragen Schwangere ein kleines Überraschungspaket in sich herum. Frühestens ab der zwölften Schwangerschaftswoche zeigt sich – mit etwas Glück – auf dem Ultraschall, wer da unterwegs ist. Logisch, dass Familie und Freunde diese spannende Zeit gerne überbrücken und beim Baby-Lotto ihren Tipp abgeben. Die Bauchform oder Schlafposition der werdenden Mama sollen dabei Indizien sein, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird. Aber stimmt das? Andrea Sturm, Vorsitzende des Hebammenverbandes Hamburg, kennt die Antwort:

Wird es wirklich ein Junge, wenn …

… die rechte Brust größer ist als die linke?

"Nein, das stimmt nicht. Vielen Frauen fällt einfach erst während der Schwangerschaft auf, dass ihre Brüste nicht gleich groß sind. Dieser Unterschied ist aber ganz normal und wird deutlicher, wenn das Volumen der Brust zunimmt", sagt Sturm. Und das passiert oft schon sehr früh nach der Befruchtung. Der Busen wird empfindlicher, schwerer und praller. Verantwortlich für die natürliche Brustvergrößerung sind Hormone, unter anderem etwa das sogenannte Humane Plazenta­laktogen (HPL). Es beeinflusst die Bildung der Milchdrüsen. Wichtig: Wenn Sie verunsichert sind oder Verhärtungen in Ihrer Brust fühlen, klären Sie das beim Frauenarzt ab.

… das Herz des Babys kräftig und schnell schlägt?

"Diese Volksweisheit hält sich hartnäckig. Ich glaube nicht daran, sondern dass solche Ideen aus einer geschlechtermäßigen Typisierung stammen: Die Jungen sind stark, die Mädchen sanft. Dazu passt ja auch, dass Jungen im Mutterleib stärker treten sollen. Alles Quatsch!"

… die werdende Oma bereits graue Haare hat?

"Viele Schwangere beschweren sich, dass ihre Haare die Struktur verlieren. Sie hängen platt am Kopf, haben weniger Spannkraft und Lebendigkeit. Auch Farbe soll nicht so gut angenommen werden, davon habe ich gehört. Dass aber die Haarfarbe der zukünftigen Großmutter etwas mit dem Geschlecht des Kindes zu tun haben soll, entbehrt jeder Grundlage."

… der pH-Wert der Scheide basisch ist?

"Stimmt nicht. Und ich kann nur jeder Frau davon ab­raten, in die natürliche Beschaffenheit der Scheiden­flora einzugreifen", warnt Hebamme Sturm. "Der saure pH-Wert, der normalerweise vorherrscht, hat eine wichtige Funktion und ver­hindert die Infektion mit Krankheitserregern, wie zum Beispiel Pilzen!"

… die Schwangere gerne herzhaft isst?

"Ein Ammen­märchen. Die Gelüste sind so individuell wie die Frauen selbst", stellt Sturm fest. Ob ein möglicher Nährstoffmangel oder starke Hormonschwankungen zu dem Heißhunger führen, ist nicht abschließend geklärt.

Wird es wirklich ein Mädchen, wenn …

… das erste Kind auch schon ein Mädchen ist?

Das Geschlecht des Kindes hängt davon ab, ob die Samenzelle, die die Eizelle befruchtet, ein X- oder ein Y-Chromosom trägt. In manchen Familien kommt es über Generationen hinweg zu einer Geschlechterhäufung. Eine 100-Prozent-Regel gibt es aber nicht. Sturm: "In meinem letzten Geburtsvorbereitungskurs waren die Geschwisterkinder eindeutig häufiger nicht gleichgeschlechtlich."

… man die Linea nigra kaum sieht?

Wird der Babybauch runder, bildet sich etwa ab der 16. Schwangerschaftswoche bei manchen Frauen die sogenannte Linea nigra vom Bauch­nabel Richtung Schambein. "Das liegt an der verstärkten Ausschüttung bestimmter Hormone. Sie können zu der harmlosen Pigment­­störung führen, die nach der Geburt wieder verschwindet", so die Hebamme. "Das Geschlecht des Kindes verrät sie definitiv nicht. Die Aus­prägung hat eher mit dem Hauttyp der Mutter zu tun: Je dunkler er ist, desto dunkler wird meist die Linea nigra."

… der Bauch rund und flach ist?

Belegen lässt sich das nicht. "Ich habe es zumindest in meiner über 35-jährigen Hebammentätigkeit durchaus auch beobachtet: Mädchen ‚verteilen‘ sich. Die Schwangeren nehmen oft in der Taille und um die Hüften zu. Jungen-­Bäuche sind häufig spitzer und entwickeln sich tendenziell mehr nach vorn", sagt Sturm.

… Mama gerne auf der linken Körperseite schläft?

"Das ist Humbug", so Sturm. Sie erlebe hin und wieder, dass Schwangere das Geschlecht des Ungeborenen erträumen. "Auch hier gibt es keine repräsentativen Studien. Am Ende liegt die Wahrscheinlichkeit bei 50 zu 50", so die Hebamme.

… die Schwangere erschöpft aussieht?

"Mädchen stehlen der Mutter die Schönheit, heißt es. Totaler Unsinn! Jede Schwangere reagiert anders auf die hormonellen Veränderungen", sagt Sturm. Im ersten Drittel der Schwangerschaft werden etwa verstärkt männliche Geschlechts­hormone (Androgene) gebildet, die die Produktion der Talgdrüsen anregen. Mögliche Folge: Pickelchen oder sogar Akne. Das Baby hat damit aber nichts zu tun.

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