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Etwas Kleines ist unterwegs: Manch Schwangere verrät ihr süßes Geheimnis ganz ohne Worte, denn sie strahlt von innen heraus. Dazu sind die Haare voller, ist die Haut glatter, und Hormone lassen Mama in spe regelrecht aufblühen. Trotzdem möchten die ­wenigsten auf ihre Schönheitsrituale verzichten und wollen wissen, darf ich das noch, oder schadet das dem Baby? Wir haben nachgefragt:

Neue Haarfarbe

Ob blond, braun oder rot: Haar­färbe­hersteller müssen grundsätzlich für die Unbedenklichkeit ihrer Produkte garantieren. Laut Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass Haarfärbemittel während der Schwangerschaft und Stillzeit gesundheitliche Risiken mit sich bringen. "Das gilt allerdings nur für in Deutschland gängige Produkte. Haarfärbemittel, die im Ausland oder im Internet erworben werden, sind anders zu bewerten", sagt die Dermatologin Prof. Dr. Petra Staubach-Renz. Die Oberärztin an der Haut- und Poliklinik der Univer­­sitätsmedizin Mainz sagt aber auch, dass es keine Studien mit Schwangeren und Haarfärbemitteln gibt: "Allergien gegen Haarfärbemittel können zudem immer entstehen oder bereits bestehen." Das gelte sowohl für ­­konventionelle Produkte mit Che­mikalien als auch für Naturfärbemittel.

Getönter Teint

Mit entsprechendem Lichtschutzfaktor eingecremt, ist gegen ein kurzes Sonnenbad laut Petra Staubach-Renz nichts einzuwenden. "Sonne ist gut für die Psyche und die Vitamin-D-Zufuhr", sagt die Hautärztin. "Wie alle anderen Menschen auch sollten sich Schwangere aber nicht stundenlang der prallen Sonne aussetzen, zumal die Haut in der Schwangerschaft sonnenempfindlicher werden kann." Es bilden sich dadurch auch leichter Sonnenflecken, die sogenannten Melasmen.

Das Sonnenbad im Solarium sieht die Hamburger Apothekerin Katja Flint kritisch: "Man weiß nie genau, welche Strahlen in welcher Dosis aus den Röhren kommen. Zudem gibt es Vermutungen, dass UV-Strahlung zum Abbau von Folsäure beiträgt." Dabei ist Folsäure besonders in den ersten Wochen der Schwangerschaft für die Entwicklung von Rückenmark, Gehirn und Nervenzellen des Embryos und die Blutbildung der Mutter wichtig.

Sind dann Selbstbräuner eine Alter­native zum Sonnenbad? Der Wirkstoff, der fast immer die Farbe auf der Haut zaubert, ist ein Zucker­molekül namens Dihydroxyaceton (DHA). Es reagiert zusammen mit den im Körper vorhandenen Aminosäuren in der oberen Hautschicht. DHA kann unter Hitze aber Form­aldehyd abspalten, das die Europä­ische Union 2015 als krebsverdächtigen Gefahrenstoff eingestuft hat. Laut einer Untersuchung von Ökotest konnten in fast allen von 19 getesteten Selbstbräunern Formaldehyd oder Abspalter davon nachgewiesen werden. Auch Naturkosmetikprodukte waren betroffen. Daher die Empfehlung für Schwangere: lieber verzichten.

Gepflegte Nägel

Einer klassischen Maniküre oder Pediküre steht während der Schwangerschaft nichts im Wege. Das i-Tüpfelchen schöner Nägel ist aber für viele Frauen der Nagellack. Er muss stark und gleichmäßig decken, schön glänzen und möglichst lange unbeschädigt auf dem Nagel haften bleiben. Eine Riesenherausforderung, der die meisten Nagellackhersteller mit unterschiedlichen Chemikalien, etwa Lösungsmitteln und Weich­machern, begegnen. Diese stehen zum Teil unter Verdacht, Allergien hervorzurufen. Verträglichkeits­studien an Schwangeren gibt es keine. Mittlerweile herrscht aber ein neues Bewusstsein unter den Herstellern. Viele bieten "3-free"- bis "10-free"- Nagellacke an, die auf bestimmte Risikosubstanzen und so zumindest teilweise auf Chemikalien verzichten. Die Nagellacke von Naturkosmetikherstellern sind fast immer "5-free". Formaldehyd, Formalde­­hydharz, Toluol, Dibutylphthalat und Kampfer sind dann nicht enthalten. Wer vorsichtig sein will, ohne ganz aufs Lackieren zu verzichten, kann zu den free-Produkten greifen.

Von Gel- und Acrylnägeln raten sowohl die Hautärztin als auch die Apothekerin ab. Diese Nägel enthalten noch mehr Chemikalien. Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt grundsätzlich vor Nagel­­modellagen, da einige Produkte Meth­acrylate enthalten, die ein starkes Sensibilisierungspotenzial haben.

Weiße Zähne

Eine professionelle Zahnreinigung während der Schwangerschaft macht nicht nur die Zähne etwas heller, sondern ist auch für die Gesundheit im Mundraum wichtig: "Durch die Schwangerschaftshormone ist das Zahnfleisch jetzt besonders empfindlich und neigt zu Entzündungen", erklärt die Hamburger Zahnärztin Dr. Andrea Gerdes. Ihr Rat: "Schwangere lassen mindestens zweimal Bakterienbeläge professionell entfernen." Vom Bleaching rät die Zahnmedizinerin ab: "Es gibt keine gesicherten Studien über die Wirkung der Bleichmittel Wasserstoffperoxid beziehungsweise Carbamidperoxid auf das Baby."

Haarentfernung

Rasieren, Waxing und Epilieren ist grundsätzlich kein Problem, nur am wachsenden Bauch sollte vorsichtig agiert werden: "Hier rate ich immer zu der schonendsten Haar­entfernung, der Rasur!", sagt die Mainzer Haut­ärztin Staubach-Renz. "Enthaarungscremes sollten aufgrund der enthaltenden Chemikalien und darauf möglicher allergischer Reaktionen grundsätzlich zurückhaltend eingesetzt werden."