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Kopfschmerzen hat jeder mal. Je nach Ursache hilft dann meist einfach frische Luft, etwas Entspannung oder in schwereren Fällen auch eine Schmerztablette. Für Schwangere ist das oft komplizierter. Denn mit dem ungeborenen Baby im Bauch darf man nicht mehr einfach so Medikamente nehmen. Trotzdem heißt es hier nicht durchhalten, sondern der Ursache auf den Grund gehen. Und die passende Gegenstrategie finden.

"Kopfschmerzen gehören nicht zu den üblichen Schwangerschaftsbeschwerden", sagt Dr. Christian Albring, Präsident des Berufsverbandes der Frauenärzte. Es gibt keine schwangerschaftstypischen Arten. Trotzdem leiden manche Schwangere häufiger unter Kopfschmerzen als vorher.

Leichte Kopfschmerzen

Beispielsweise durch hormonelle Veränderungen können Schwangere leichte Kopfschmerzen bekommen. Gerade zu Beginn der Schwangerschaft sind viele Frauen dauermüde und die körperlichen Veränderungen stören den gewohnten Rhythmus. Wer schon Kinder hat oder im Beruf eingespannt ist, bekommt oft nicht die nötige Ruhe. "Versuchen Sie, ausreichend zu schlafen", rät die Heilbronner Gynäkologin Dr. Isolde Helwig.

Ganz wichtig: Ausreichend Flüssigkeit. "Häufig trinken Schwangere nicht genug", sagt Helwig. Etwa zwei Liter am Tag sollten es sein. Tee und Wasser sind dabei die erste Wahl, aber auch auf Kaffee müssen Schwangere nicht verzichten. Eine normale Menge von etwa zwei Tassen ist kein Problem – vorausgesetzt, es bestehen keine individuellen Einschränkungen.

Wer ständig müde ist und Kopfschmerzen hat, leidet häufig unter niedrigem Blutdruck. Hier helfen Bewegung und frische Luft: Schwimmen, Walken, Rad fahren. Schwangere dürfen und sollen Sport machen, solange die Sportart kein hohes Unfallrisiko birgt. "Sportliche Betätigung in der Schwangerschaft unterstützt den Kreislauf", sagt Helwig.

"Ein Eisenmangel und die damit einhergehende Blutarmut sind eine typische Ursache für Kopfschmerzen", sagt Albring. Hat der Arzt Eisenmangel diagnostiziert, kann eine eisenreiche Ernährung die leeren Speicher nicht mehr auffüllen. Dann helfen zum Beispiel Eisentabletten. Der Arzt berät zur passenden Therapie.

Spannungskopfschmerzen

Ärger in der Beziehung, Angst vor der Zukunft mit dem Baby, die Suche nach einer größeren Wohnung oder einfach viel zu tun im Büro – das ganz normale Leben kann so stressen, dass die Muskeln in Schultern und Nacken verspannen und Kopfschmerzen auslösen. In solchen Fällen helfen vor allem Entspannungstechniken wie Yoga, progressive Muskelentspannung, Akupunktur sowie lockernde Massagen. Die richtige Methode für sich muss jede Schwangere selber finden.

Schnelle Hilfe bei Spannungskopfschmerz: Verdünntes Pfefferminzöl auf Stirn und Schläfe. In der Apotheke gibt es fertige Verdünnungen, die speziell für Kopfschmerzen geeignet sind.

Migräne

Rund ein Fünftel der Frauen in Deutschland leiden unter Migräne. Werden diese Frauen schwanger, profitieren viele von ihnen von der hormonellen Umstellung, die im Rahmen der Schwangerschaft stattfindet. "Die Migräneanfälle werden seltener oder hören ganz auf", sagt Professorin Dr. Dagny Holle-Lee, Neurologin und Leiterin des Westdeutschen Kopfschmerzzentrums. Bei einigen Frauen wird die Migräne allerdings in der Schwangerschaft schlimmer oder Anfälle treten zum ersten Mal auf. "Bei manchen Patientinnen kommt es auch erstmals zu sogenannten Auren", sagt Holle-Lee. Das sind zum Beispiel optische Wahrnehmungsstörungen, die Migräneanfälle häufig begleiten.

Häufig fürchten sich schwangere Frauen vor den starken Kopfschmerzen einer Migräne, weil sie denken, dass sie diesen dann hilflos ausgeliefert sind. Schwanger zu sein bedeutet aber nicht, völlig auf Medikamente verzichten zu müssen.

Welche Medikamente dürfen Schwangere bei Kopfschmerzen nehmen?

Grundsätzlich gilt: die Einnahme von Medikamenten in der Schwangerschaft immer vorher mit dem Gynäkologen oder der Gynäkologin abstimmen.

Paracetamol gilt bei Kopfschmerzen in der Schwangerschaft als Mittel der Wahl. Es ist in begrenzten Dosen die ganze Schwangerschaft über unbedenklich. "Es etwa ein Mal in der Woche einzunehmen ist kein Problem", sagt Holle-Lee. Jeden Tag wäre jedoch gefährlich: Dadurch könnte laut einigen Studien das Risiko für das Baby steigen, ADHS, Asthma oder einen Hodenhochstand zu bekommen.

Ibuprofen und Acetylsalicylsäure sind in den ersten beiden Dritteln der Schwangerschaft nur in Ausnahmefällen erlaubt. Nach der 28. Woche sollten sie allerdings nicht mehr zum Einsatz kommen. Gegen eine Anwendung im letzten Drittel der Schwangerschaft spricht ein möglicher vorzeitiger Verschluss des sogenannten Ductus arteriosus Botalli. Dieser Verbindungsgang im Blutkreislauf sorgt dafür, dass das Blut des Babys zwischen Hauptschlagader und Lungenschlagader fließen kann, ohne die Lunge zu passieren. Denn beim Ungeborenen arbeitet die Lunge vor der Geburt noch nicht. Ein vorzeitiger Verschluss des Gangs kann nach der Geburt zu einer lebensbedrohlichen Situation beim Kind führen.

Ein weiterer Grund, Ibuprofen und Acetylsalicylsäure im letzten Drittel der Schwangerschaft zu meiden: "Sowohl Acetylsalicylsäure, als auch Ibuprofen verlängern die Blutungszeit. Dadurch steigt die Gefahr eines vermehrten Blutverlustes aus Geburtswunden, wie einem Dammriss oder einer Plazentaablösung", erklärt Helwig.

Helfen die frei verkäuflichen Schmerzmittel nicht, dürfen Schwangere bei starken Migräneanfällen auch Triptane nehmen. "Diese Medikamente verschreibt der Arzt. Sie dürfen während der ganzen Schwangerschaft unter ärztlicher Aufsicht genommen werden", erklärt Holle-Lee. Das ist aber selten nötig. "Oft nimmt schon das Wissen, etwas nehmen zu dürfen, die Angst vor den Anfällen."

Wann sollten Schwangere mit Kopfschmerzen zum Arzt?

Kopfschmerzen können Anzeichen für eine schwere Erkrankung sein. "Wenn sie auf einmal regelmäßig Kopfschmerzen bekommen, erstmals Blitze oder Sternchen sehen, Wahrnehmungsstörungen oder sehr starke Kopfschmerzen erleben, sollten Sie auf jeden Fall zum Arzt", sagt Holle-Lee. "Ich messe dann als erstes den Blutdruck", erklärt die niedergelassene Gynäkologin Helwig. "Ein sehr hoher Blutdruck kann starke Kopfschmerzen bis hin zu Krampfanfällen hervorrufen – mit lebensbedrohlichen Ausmaßen für Mutter und Kind."

Meist werden Schwangere dann gleich weiter in ein Krankenhaus überwiesen. Dort wird der Blutdruck eingestellt und die Schwangere für einige Zeit überwacht. Hoher Blutdruck kann außerdem Zeichen einer ebenfalls lebensbedrohlichen Schwangerschaftsvergiftung sein.

Bei sehr plötzlichen starken Kopfschmerzen sollten Betroffene immer sofort ins Krankenhaus. Sie können Zeichen für einen Schlaganfall oder einen Venenverschluss sein. Solche schweren Komplikationen sind allerdings selten.