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Wie wirkt Koffein im Körper?

Koffein macht wach, und das zuverlässig. Gelangt Kaffee in den Magen, wird dort schon ein Teil des Koffeins aufgenommen. Der Blutdruck steigt, der Herzschlag beschleunigt sich, Nervenzellen im Gehirn werden angeregt. „Wir sind leistungsfähiger“, fasst Dr. Manuela Franitza, Frauenärztin und Perinatalmedizinerin am Universitätsklinikum Augsburg, die positiven Effekte zusammen. Wer Schwarz- oder Grüntee bevorzugt, bemerkt den Energieschub etwas später: Das Koffein wird erst im Dünndarm vom Körper aufgenommen. Als Faustregel gilt: Nach etwa vier bis fünf Stunden hat der Körper die Hälfte des Koffeins wieder abgebaut.

Was passiert, wenn ich in der Schwangerschaft Kaffee trinke?

Auch eine Schwangere wird sich nach einer Tasse Kaffee oder Tee meist wacher fühlen. Genauso wie das ungeborene Kind. „Koffein geht über die Pla­zenta in den Blutkreislauf des Babys über“, erklärt Prof. Dr. Christian Dannecker. Er leitet die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Augsburg. „Eine Schwangere verstoffwechselt das Koffein viel langsamer. Es kann bis zu 18 Stunden dauern, bis gerade mal die Hälfte davon abgebaut ist. Und das Baby im Bauch braucht noch mal länger, das Koffein kann sich also ansammeln.“ Wer morgens, mittags und am Nachmittag Tee, Kaffee oder Cola trinkt, ist demnach permanent koffeiniert – auch nachts.

Wie viel Koffein ist in der Schwangerschaft erlaubt?

„200 Milligramm Koffein pro Tag ist in der Schwanger­schaft in Ordnung“, sagt Dr. Anke Ehlers, Biologin am Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR). Diesen Höchstwert habe die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit 2015 festgelegt. „Bei der Menge kann man davon ausgehen, dass das Baby keinen Schaden nimmt“, sagt auch Dannecker. Wer kann, sollte seiner Meinung nach aber trotzdem so wenig Koffein wie möglich zu sich nehmen.

Welche Risiken gibt es?

Neuere Studien lassen vermuten, dass Koffein auch spätere Fettleibigkeit der Kinder oder Verhaltensauffälligkeiten wie Hyperaktivität begünstigen könnte. „Die tatsächliche Datenlage ist dünn“, gibt aber Anke Ehlers zu bedenken. Aus Expertensicht seien die Studien nicht aussagekräftig genug, um die aktuelle Empfehlung von 200 Milli­gramm anzupassen. Der Grund: Die Studien beruhen hauptsächlich auf der Selbstauskunft der Schwangeren, der Koffeinkonsum wurde nicht systematisch gemessen. So lassen sich die Ergebnisse nicht zweifelsfrei vergleichen. Zudem ist teils unklar, inwiefern es noch andere Risikofaktoren (wie etwa Rauchen oder Alkoholkonsum) bei den Frauen gab. „Bei sehr hohen Mengen Koffein täglich, also 600 Milli­gramm und mehr, können wir klar sagen, dass das nicht gesund für das Baby ist“, sagt Dannecker. Die Kinder kommen laut Studien mit geringerem Geburtsgewicht zur Welt, wahrscheinlich weil die Plazenta schlechter durchblutet wird. Auch das Risiko für eine Frühgeburt ist erhöht.

In welchen Getränken und Lebensmitteln steckt Koffein?

In Kaffee, ganz klar. Und Cola haben die meisten auch als Koffeingetränk auf dem Schirm. Weniger be­kannt ist, dass auch Grün- oder Schwarztee Koffein enthält, genauso Eistee aus der Packung. Zwei Tas­sen Tee entsprechen im Koffeingehalt etwa einer Tasse Kaffee – ein Umstieg während der Schwangerschaft ist also nur in Maßen sinnvoll. Energy-Drinks sind wäh­rend Schwangerschaft und Stillzeit tabu, auf Dosen und Flaschen ist sogar ein Warnhinweis aufgedruckt. Und schlechte Nachrichten für Schoko-Fans: Auch in Zart­bitterschokolade oder Kakao steckt Koffein. „Koffein wird auch zahlreichen Lebensmitteln künstlich zu­gesetzt, Backwaren, Eis oder Süßigkeiten zum Beispiel“, sagt Ehlers. Im Zweifel die Zutatenliste checken.

Was gibt es für Alternativen?

Klinikärztin Manuela Franitza empfiehlt Bewegung, um ohne Kaffee oder Tee munter zu werden: „Ein Spa­ziergang an der frischen Luft oder Yoga-Übungen bringen den Kreislauf auch in Schwung.“ Wer den koffeinhaltigen Kaffee oder Tee zum Frühstück oder am Nachmittag ersetzen möchte, kann auf Kräutertees umsteigen – sie sind meist koffeinfrei. Bei „er­frischenden“ oder „belebenden“ Kräutertee­mischungen allerdings darauf achten, dass nicht etwa Mateblätter oder Guarana-Extrakt beigemischt sind. Beides kann hohe Mengen Koffein enthalten. Wenn es schnell gehen muss, machen auch kalte Güsse wach: Dazu am Waschbecken kaltes Wasser über die Arme laufen lassen.

Was gilt nach der Geburt?

„Das Gleiche wie während der Schwangerschaft“, sagt Gynäkologin Manuela Franitza. Zumindest, wenn die Frau stillt. Denn das Koffein geht über die Muttermilch auch wieder in den Kreislauf des Säuglings über. Deshalb gilt auch noch in der Stillzeit: Die Grenze von 200 Milligramm Koffein pro Tag besser nicht überschreiten.

So viel Koffein steckt in Cappuchino und Co:

Espresso (in 60 ml): 80 mg

Filterkaffee (in 200 ml): 90 mg

Cappuchino (in 150 ml): 80 mg

Grüner Tee (in 200 ml): 30-80 mg

Cola (in 330 ml): 35 ml

Zartbitterschokolade (in 50 g): 25 mg

Kakao (in 200 ml): 8-35 mg

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