Gewürze in der Schwangerschaft: Erlaubt?
Ob Chili, Zimt oder Petersilie – viele Kräuter und Gewürze haben auch eine medizinische Wirkung. Eignen sie sich dennoch für Schwangere?
Gewürze geben unserem Essen ein ganz besonderes Aroma oder den letzten Schliff und haben gleichzeitig auch medizinische Kraft – positive wie negative. Das bereitet vielen Schwangeren Sorgen, denn so manches Gewürz soll schädlich für das Ungeborene sein. Muss das Essen also fad bleiben und ohne jede exotische Note, bis das Kind kommt? Carmen Helms, Ernährungswissenschaftlerin und Expertin für Gewürzkunde aus Hamburg, gibt Entwarnung: "Es kommt auf die Menge an. In der küchenüblichen Dosierung sind Gewürze und Kräuter auch in der Schwangerschaft kein Problem." Wir haben die gängigsten von ihnen unter die Lupe genommen.
"Jedes Kraut hat eine Wirkung", sagt Ingeborg Stadelmann. Die Hebamme aus Wiggensbach im Allgäu ist Mitglied der Gesellschaft für Phytotherapie, die sich für die Erforschung der pharmazeutischen Wirkung von Arzneipflanzen einsetzt. "Die Dosis macht das Gift, das wusste schon der Arzt Paracelsus im 16. Jahrhundert." Doch was gilt in der Schwangerschaft?


Muskat
Wirkt stimmungsaufhellend und anregend. Hilft aber auch bei Schlafproblemen. In der Schwangerschaft ist Muskat unproblematisch. "Erst bei einer Überdosierung von vier Gramm kann es zu Herz-Kreislauf-Problemen kommen", sagt Ernährungsexpertin Carmen Helms. Mit dem normalen Würzen von Speisen wird diese Menge nicht erreicht.

Petersilie
Ist reich an Vitaminen, Mineralien und Eisen, wirkt verdauungsanregend. Für Schwangere ist sie zum Würzen von Speisen unproblematisch, solange sie nicht in größerer Menge (halber bis ganzer Bund) verzehrt wird. "Dann kann sie zu Gebärmutterkrämpfen führen und Wehen fördern", so Helms. "Reines ätherisches Petersilienöl ist tabu, es kann eine Frühgeburt auslösen."

Ingwer
Enthält viel Vitamin B 6 und C, Kalium und Kalzium. Er hilft zum Beispiel bei Übelkeit und Erbrechen, regt die Durchblutung an. In der Schwangerschaft kann Ingwer-Tee Übelkeit lindern. Zwei Tassen am Tag sind okay. Wichtig: "Ingwer nicht schälen, da sich viele wertvolle Inhaltsstoffe direkt unter der Schale befinden", so Helms. Sie rät: nur frischen Bio-Ingwer nehmen, gründlich mit einer Gemüsebürste abwaschen.

Pfeffer, Paprika und Chili
Wirken anregend sowie verdauungs- und durchblutungsfördernd. Auch sie sind in der Schwangerschaft in küchenüblicher Dosierung unbedenklich. Die scharfen Gewürze können allerdings Sodbrennen auslösen. Lieber sparsam verwenden. Bei Paprika rät die Expertin: "Bio-Gewürz nehmen, da ansonsten viele Umweltgifte wie Blei, Cadmium oder Quecksilber enthalten sein können."

Zimt
Wirkt zum Beispiel verdauungsfördernd. Küchenüblich dosiert gilt es als unbedenklich für Schwangere. Ab einer Menge von ca. 300 Gramm kann Zimt Wehen auslösen (in circa 40 Zimtsternen stecken 2 TL Zimt, etwa 5 Gramm). Helms Tipp: "Nur hochwertigen Ceylon-Zimt verwenden. Chinesischer kann bedenkliche Stoffe wie Schwermetalle enthalten."

Salbei
Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, Flavonoide, Bitter- und Gerbstoffe, Cineol, Kampfer, Zink
Das sagt die Hebamme Ingeborg Stadelmann: "Lindert Schwitzattacken und regt den Appetit an. Aber: Finger weg bei vorzeitigen Wehen!"
Menge: Maximal drei Tassen Salbeitee pro Tag. Bei einer Neigung zu vorzeitigen Wehen ist Salbei tabu.
Besonderheit: Die Blätter sollten vor der Blüte geerntet sein, danach verlieren sie ihr Aroma.

Fenchel
Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, Flavonoide, Estragol
Das sagt die Hebamme Ingeborg Stadelmann: "Beruhigt Blähbäuche und macht Appetit. Sein Estragol wirkt in großen Mengen jedoch zellverändernd."
Menge: Wegen des Estragols nicht mehr als drei Tassen Tee täglich. Gewürz in üblichen Mengen okay.
Besonderheit: Samen als Tee und Gewürz, Knolle als Gemüse.

Melisse
Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, Flavonoide, Gerbstoffe
Das sagt die Hebamme Ingeborg Stadelmann: "Melisse entspannt. Ein wunderbares Schwangerschaftskraut, besonders, in unruhigen Nächten."
Menge: Nicht mehr als drei Tassen Melissentee täglich trinken.
Besonderheit: Gibt’s frisch und getrocknet.

Basilikum
Inhaltsstoffe: Vitamin C, Eisen, Mangan, Kalzium, Estragol
Das sagt die Hebamme Ingeborg Stadelmann: "Sein Estragol wirkt in großen Mengen zellverändernd."
Menge: Ist in Ordnung, wenn Basilikum nicht jeden Tag auf den Tisch kommt. Auf Basilikum-Pesto besser verzichten.
Besonderheit: Die Blätter sind hitzeempfindlich.

Pfefferminze
Inhaltsstoffe: Ätherische Öle, Bitter- und Gerbstoffe, Flavonoide, Menthol
Das sagt die Hebamme Ingeborg Stadelmann: "Ideal für Schwangere mit schwachem Kreislauf oder niedrigem Blutdruck. Aber: Finger weg bei vorzeitigen Wehen!"
Menge: Maximal drei Tassen Tee am Tag trinken. Bei Neigung zu vorzeitigen Wehen ist Pfefferminztee tabu.
Besonderheit: Schmeckt frisch und getrocknet.