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Ursache: Wie kommt es zu einer atopischen Schwangerschafts-dermatose?

Einer atopischen Schwangerschaftsdermatose liegt eine bestimmte erbliche Veranlagung, die sogenannte atopische Diathese, zugrunde. Dieser Begriff bedeutet, dass eine genetisch bedingte Neigung zu Neurodermitis, Heuschnupfen und allergischem Asthma bronchiale besteht. Eine solche Veranlagung vermutet der Arzt, wenn die Patientin selbst oder einer ihrer nächsten Verwandten an trockener Haut oder an mindestens einer der Krankheiten des atopischen Formenkreises leidet.

Menschen, bei denen diese Krankheiten in der Familie liegen, haben ein erhöhtes Risiko, irgendwann selbst Neurodermitis zu entwickeln. Häufige Auslöser sind dabei Infekte, kaltes Winterwetter und psychischer Stress. Außerdem führt die hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft zu bestimmten Veränderungen im körpereigenen Abwehrsystem, die bei Frauen mit einer atopischen Diathese neue Ekzeme hervorrufen und bereits bestehende verschlechtern können.

Symptome: Wie äußert sich eine atopische Schwangerschaftsdermatose?

In vielen Fällen tritt diese Hautkrankheit bereits im ersten oder zweiten Drittel der Schwangerschaft auf. Bei zirka 20 Prozent der Betroffenen macht sich die Dermatose als deutliche Verschlechterung einer schon zuvor bestehenden Neurodermitis bemerkbar. Bei etwa 80 Prozent der Patientinnen hingegen tritt das atopische Ekzem erstmalig auf oder zum ersten Mal seit der Kindheit.

Die atopische Schwangerschaftsdermatose äußert sich in etwa zwei Drittel der Fälle in Form flächiger Rötungen an den Stellen, die typisch für ein atopisches Ekzem sind. Diese sind Gesicht, Hals, Dekolleté, Ellenbeugen und Kniekehlen. Ein Drittel der Betroffenen hingegen leidet an hautfarbenen oder leicht geröteten Knötchen (Papeln). Diese können wenige Millimeter klein und in großer Anzahl regellos über Oberkörper, Arme und Beine verteilt sein. Oder sie messen bis zu einem Zentimeter und treten vor allem am Rücken und an den Streckseiten von Armen und Beinen auf. Alle Formen der atopischen Schwangerschaftsdermatose werden von starkem Juckreiz und trockener Haut begleitet.

Wenn eine Betroffene später wieder schwanger wird, leidet sie mit hoher Wahrscheinlichkeit erneut an einer atopischen Schwangerschaftsdermatose. Die Gesundheit des ungeborenen Kindes ist durch die Hautkrankheit nicht gefährdet.

Allerdings zeigt die atopische Schwangerschaftsdermatose an, dass die Mutter grundsätzlich zu Erkrankungen des atopischen Formenkreises neigt. Da diese Veranlagung an die nächste Generation weitergegeben wird, hat das Kind ein erhöhtes Risiko, im Laufe seines Lebens ebenfalls allergische Krankheiten wie Nahrungsmittelallergien, Asthma bronchiale oder Heuschnupfen zu entwickeln.

Diagnose: Wie stellt der Arzt eine atopische Schwangerschaftsdermatose fest?

Der Arzt fragt die Patientin, ob bei ihr selbst oder bei einem nahen Verwandten zu irgendeinem Zeitpunkt Hauttrockenheit oder eine Erkrankung des atopischen Formenkreises bestanden hat. Anschließend untersucht der Arzt die gesamte Haut mit dem bloßen Auge. Dabei sucht er auch nach Hautveränderungen, die auf eine der drei anderen Schwangerschaftsdermatosen hinweisen könnten. In unklaren Fällen entnimmt er Hautproben (Biopsien) zur feingeweblichen Untersuchung und veranlasst spezielle Blutuntersuchungen.

Behandlung: Was hilft bei atopischer Schwangerschaftsdermatose?

Wichtig: Arzt und Patientin müssen vor jeder Behandlung ausführlich besprechen, welche  Therapie sinnvoll ist und welche Nebenwirkungen auftreten können.

Patientinnen mit atopischer Schwangerschaftsdermatose sollten es vermeiden, ihre Haut weiter auszutrocknen: Sie sollten lieber kurz duschen als ausgiebig baden und anstelle einer alkalischen Seife eine milde hautfreundliche Waschlotion verwenden. Außerdem sollten die Betroffenen morgens und abends sowie nach jedem Duschen die Haut mit einer rückfettenden Salbe oder Creme pflegen. Ist die Haut sehr trocken, empfiehlt es sich, das Hautpflegemittel noch öfter zu benutzen. Diese Basistherapie sollte langfristig erfolgen. Der Arzt oder Apotheker berät zur Auswahl geeigneter Produkte.

Damit die Hautveränderungen schneller abheilen, kann der Arzt – nach Abwägen von Nutzen und Risiken – ein mildes Kortisonpräparat (Glukokortikoid) in Form einer Salbe oder Creme verordnen. Ergänzend kann in der Hautarztpraxis eine Lichttherapie (Phototherapie) mit UVB-Strahlung durchgeführt werden. In besonders schweren Fällen kann es sinnvoll sein, für einige Tage zusätzlich ein Glukokortikoid, vorzugsweise den Wirkstoff Prednisolon, als Tablette einzunehmen. Wenn eine atopische Schwangerschaftsdermatose konsequent behandelt wird, bessern sich die Hautveränderungen meistens innerhalb einiger Tage.

Um den oft quälenden Juckreiz zu lindern, können die Betroffenen bei Bedarf, eventuell auch mehrmals täglich, eine Creme oder Lotion mit dem Wirkstoff Polidocanol auftragen. Die Anwendung gilt in der Schwangerschaft als unbedenklich. Besonders wirksam sind diese Mittel, wenn sie im Kühlschrank aufbewahrt und im kalten Zustand auf die Haut aufgetragen werden. Unterstützend können die werdenden Mütter bestimmte antiallergische Arzneimittel (Antihistaminika) einnehmen.

Bei all diesen Maßnahmen gilt die generelle Regel: nur nach Rücksprache mit dem Arzt!

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Autorin und Expertin:

Dr. med. Angela Unholzer ist Hautfachärztin mit den Zusatzbezeichnungen  Allergologie und Dermatohistologie. Ihre Facharztweiterbildung  absolvierte sie an der Dermatologischen Universitätsklinik der  Ludwig-Maximilians-Universität in München sowie an der Klinik für  Dermatologie und Allergologie am Klinikum Augsburg. An der  letztgenannten Klinik leitete sie von 2006 bis 2012 als  Funktionsoberärztin die Lichtabteilung, die dermatologische Tagesklinik  und die allgemeindermatologische Ambulanz. Anschließend war sie in einer  Praxis in der Nähe von Augsburg tätig. Seit 2014 ist sie in einer  eigenen Praxis in Donauwörth niedergelassen.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

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