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Vom Schlaftyp her bin ich Lerche mit Eulen-Attitüde. Am liebs­ten gehe ich früh ins Bett und schlummere lange. Da ich bereits im Vorfeld befürchtet hatte, dass mein Schlafbedürfnis zu gewissen Differenzen zwischen mir und meinem Nachwuchs führen könnte, setzte ich von vornherein auf perfekte Rahmenbedingungen. Zum sicheren Babyschlaf hatte ich schon im ersten Trimester meiner Schwangerschaft alles gelesen, unser Schlafzimmer war pünktlich zur Geburt nach der neuesten Ratgeberliteratur eingerichtet. "Das Kind schläft im eigenen Bett im Zimmer der Eltern", zitierte ich. Mein Liebster nickte zustimmend.

Baby schlummert – und macht seltsame Geräusche

Dann brachten wir Merle zum ersten Mal ins Bett. Ich saß den überwiegenden Teil dieser Nacht auf dem Fußboden. Während unsere Tochter im Schlaf die Geräusche einer Espressomaschine imitierte, lugte ich besorgt durch die Gitterstäbe. "Komm ins Bett", zischte Felix. "Das halte ich nicht aus", zischte ich zurück. "Wenn du weiter vor ihrem Bett hockst, wacht sie gleich auf", warnte er. "Hörst du, wie sie röchelt?", fragte ich. "Augen zu", befahl Felix.

Wechsel ins Elternbett – Resultat: blaue Flecke

Keine fünf Minuten später machte sich Merle lautstark bemerkbar. ­Felix behauptete, meine nächtlichen Überwachungsmaßnahmen seien schuld. Ich hingegen machte Merles grenzenlosen nächtlichen ­Hunger dafür verantwortlich. Um die Gemüter zu beruhigen und die Wege zwischen Brust und Kind zu verkürzen, beschlossen wir, ­Merle künftig in unserem Bett schlafen zu lassen, gut geschützt zwischen Wand­seite und Stillkissen.

Von 2-Meter-Bettbreite nahm unsere Tochter ­ge­fühlte 1,50 Meter ein. Wir hatten große Angst, sie im Schlaf mit unserer ­Decke zu ersticken, und knobelten allabendlich darum, wer neben ihr ­liegen musste. Nach ­einer ­Woche beklagte Felix ­einen steifen Nacken und blaue Flecke im Lenden­wirbelbereich, angeblich verur­sacht durch mein rechtes Knie. Merle schlief von da an wieder in ihrem eigenen Bett – und tat ihren Unmut darüber lauthals kund.

Das Baby schläft endlich durch – wie beunruhigend!

Ich brauchte drei Monate, um mich an Merles Einschlaf-Durchschlaf- und Hungerrhythmus zu gewöhnen. Und zu meiner Über­raschung vollzog ich die Wandlung zum Schlaftyp Hamster – nacht- und dämmerungsaktiv – ohne bleibende Schäden. Ich stillte, Felix wickelte, ich tröstete, Felix schaukelte. Im Schnitt drei Mal pro Nacht. Vorzugsweise zwischen ein und sieben Uhr morgens. Irritieren­derweise schläft unsere Tochter seit einer Woche durch. Ich verbringe wieder viel Zeit vor dem Gitterbett und fürchte erneut um den partnerschaftlichen Frieden: "Felix, wach auf, warum ist sie denn so ruhig?"