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Was sind Röteln?

Röteln galten als typische Kinderkrankheit, da die Ansteckung meist im Alter zwischen fünf und neun Jahren erfolget. Es können aber auch Erwachsene erkranken. Ein großes Risiko besteht, wenn eine Schwangere nicht geschützt ist und sich ansteckt. Denn die Infektion kann das ungeborene Kind schädigen.

Wer bereits Röteln hatte, ist (normalerweise) lebenslang immun gegen den Erreger. Zudem gibt es eine Schutzimpfung gegen das Röteln-Virus.

Erreger: Das Röteln-Virus

Erreger: Das Röteln-Virus

Ursachen

Der Erreger von Röteln sind die weltweit vorkommenden Rötelnviren. Sie werden über eine Tröpfcheninfektion – also beim Niesen und Husten – von Mensch zu Mensch weitergegeben. Ansteckend sind infizierte Personen etwa eine Woche vor bis nach Auftreten des Hautausschlages. Der Mensch ist das einzige Reservoir des Rötelnvirus.

Symptome

Nach der Ansteckung vergehen zwei bis drei Wochen (sogenannte Inkubationszeit), bevor die ersten Symptome auftreten. In dieser Zeit merkt der Patient nichts von seiner Erkrankung. Trotzdem kann er eine Woche vor Ausbruch des Hautausschlages das Virus bereits weitergeben, ohne es zu wissen.


Die Krankheit selbst beginnt manchmal mit uncharakteristischen Symptomen wie erhöhter Körpertemperatur, Kopf-, Glieder- sowie Halsschmerzen und einer Bindehautentzündung. Der typische kleinfleckiger, hellrote Hautausschlag beginnt im Gesicht und breitet sich schnell über den Körper aus. Nach ein bis drei Tagen kann er schon wieder verschwinden. Anders als bei Masern fließen die Flecken nicht zu größeren zusammen. Hinzu kommen Schwellungen der Lymphknoten hinter den Ohren und im Nacken.

Nicht jeder, der sich mit Röteln angesteckt hat, erkrankt jedoch: 25 bis 50 Prozent aller Rötelninfektionen vergehen stumm, also ohne Symptome. Aber ganz unabhängig davon, wie die Krankheit verläuft: Die Infektion führt meist zu einer lebenslangen Immunität.

Röteln sind für das Ungeborene gefährlich

Röteln sind für das Ungeborene gefährlich

Komplikationen

Die Rötelninfektion in der Schwangerschaft ist eine immens große Gefahr für das Ungeborene. Denn über den Blutweg erreichen die Rötelnviren auch das Baby und befallen dessen Körperzellen. Die Folgen können zum Beispiel Herzfehler, eine Trübung der Augenlinse (Katarakt), Taubheit oder geistige Behinderung sein. Fällt die Infektion in das erste Schwangerschaftsdrittel, führt sie bei etwa 90 Prozent der Ungeborenen zu einer angeborenen Fehlbildung. Im zweiten Schwangerschaftsdrittel liegt das Risiko immer noch bei etwa 25 Prozent. Im letzten Schwangerschaftsdrittel ist die Wahrscheinlichkeit von Missbildungen deutlich geringer.

Ist die Schwangere durch eine früher durchgemachte Rötelnerkrankung oder eine frühere Impfung geschützt, besteht keine Gefahr für das Baby.

Eher bei Erwachsenen und mehr bei Frauen als bei Männern gesellt sich manchmal eine schmerzhafte Gelenkentzündung (Arthritis) zu den Symptomen der Rötelninfektion hinzu, vor allem an den Fingergelenken. Diese verschwindet nach Abklingen der Krankheit wieder von alleine.

Selten entwickelt sich aus den Röteln eine Gehirnentzündung, doch auch dann heilt die Krankheit meist ohne bleibende Schäden aus (akute Rötelnenzephalitis). Sehr selten ist die schwere progressive Rötelnpanenzephalitis.

Diagnose

Beim Verdacht auf Röteln sollte man den Arzt aufsuchen. Er kann dann die Diagnose stellen. Charakteristisch sind neben dem Ausschlag die Lymphknotenschwellung hinter den Ohren und am Nacken. Wer Kontakt zu einer Person hatte, die an Röteln erkrankt ist und selbst nicht geimpft ist, kann sich gegebenenfalls vom Arzt aktiv oder passiv immunisieren lassen. Auch in diesem Fall kann ein Besuch in der Praxis also sinnvoll sein, um sich zur Immunisierung beraten zu lassen.

14 bis 21 Tage nach der Ansteckung bildet sich der typische Rötelnausschlag, der dem Arzt die Diagnose leicht macht. Auch wenn die Hauterscheinungen für den Arzt recht eindeutig auf die Krankheit hinweisen, kann es sinnvoll sein im Blut Röteln-spezifische Antikörper nachzuweisen oder gegebenenfalls direkt die Erbsubstanz (RNA) der Viren. Vor allem für Schwangere ist eine solche Blutuntersuchung wichtig, damit eindeutig geklärt ist, ob tatsächlich eine Rötelninfektion vorliegt.

Ist das Kind krank, leiden die Eltern oft mit

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Therapie

Eine ursächliche Behandlung der Erkrankung gibt es nicht. Erkrankte Personen sollten sich von anderen Menschen fernhalten, damit sie die Erreger nicht weitergeben. Insbesondere der Kontakt zu Schwangeren mit unzureichendem Röteln-Schutz sollte unbedingt vermieden werden.

Therapeutisch gilt es vor allem, die Symptome der Krankheit zu lindern. Moderates Fieber ist ein Mittel des Körpers, um selbst mit der Infektion fertig zu werden. Hohes Fieber (über 39° Celsius) kann gegebenenfalls durch Medikamente oder Wadenwickel gesenkt werden. Wann und in welcher Form fiebersenkende Maßnahmen sinnvoll sind, bespricht man am besten mit dem Arzt. Denn gerade bei Kindern gilt es einiges zu beachten: So muss die Dosierung von Medikamenten entsprechend angepasst werden. Bestimmte Präparate sind überhaupt nicht oder nur eingeschränkt für die kleinen Patienten geeignet.

Infrage kommen beispielsweise Paracetamol und Ibuprofen, die passende Dosierung richtet sich streng nach dem Gewicht des Kindes. Fragen Sie dazu Ihren Arzt oder Apotheker! Bei kleinen Patienten unter 14 Jahren sollte auf den Wirkstoff Acetylsalicylsäure verzichtet werden, da er bei ihnen im Zusammenhang mit fieberhaften Infekten möglicherweise das sogenannte Reye-Syndrom (gefährliche Gehirn- und Leberschäden) auslösen kann.

Rötelnschutz: Für Mädchen und Frauen besonders wichtig

Rötelnschutz: Für Mädchen und Frauen besonders wichtig

Vorbeugung: Wissenswertes zur Impfung

Vorbeugend hilft nur eines, nämlich einen Impfschutz aufzubauen. Die Impfung gegen Röteln ist besonders für Frauen wichtig, weil schwere Schädigungen des ungeborenen Kindes drohen, wenn sich eine nicht geimpfte werdende Mutter mit Röteln ansteckt.
Nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) sollte die Röteln-Impfung einmal im Alter von 11 bis 14 Lebensmonaten und ein zweites Mal frühestens vier Wochen später, möglichst aber vor dem Alter von 24 Lebensmonaten erfolgen. Dies gilt für Jungen wie für Mädchen. Oft wird mit einer Spritze gleichzeitig gegen Mumps, Masern, Röteln und eventuell auch Windpocken (MMRV-Impfung) geimpft.
Auch für manche Erwachsenen ohne einen entsprechenden (Impf-)schutz kann eine Röteln-Impfung sinnvoll sein: So zum Beispiel für Frauen mit Kinderwunsch, Erzieher in Kindergärten oder Krankenhauspersonal auf der Kinderstation. Die Impfung wird unabhängig vom Alter recht gut vertragen.

Zu den Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft gehört auch die Bestimmung des Röteln-Titers. Ab einem Titer von 1:32 gilt ein Schutz gegen die Erkrankung als gewährleistet. Frauen mit Kinderwunsch, die sich nicht sicher sind, ob sie über einen ausreichenden Schutz gegen die Krankheit verfügen, sollten sich bereits vor der Schwangerschaft von ihrem Gynäkologen oder Hausarzt beraten lassen. Gegebenenfalls kann eine Bestimmung des Titers und / oder eine Impfung gegen Röteln sinnvoll sein.

Haben Personen ohne Schutz gegen die Erkrankung Kontakt zu einem Rötelninfizierten gehabt, kann eine rasche Impfung die Krankheit unter Umständen noch verhindern. Auch eine passive Immunisierung ist möglich. Dabei werden Antikörper gegen das Rötelnvirus verabreicht, die vor einer Erkrankung schützen können. Diese Möglichkeit kommt vor allem für Schwangere, die Kontakt mit einer an Röteln erkrankten Person hatten und über keinen ausreichenden Röteln-Antikörper-Titer verfügen, in Betracht. Frauen, auf die dies zutrifft, sollten daher möglichst unverzüglich ihren Frauenarzt aufsuchen, er wird die nötigen Maßnahmen einleiten.

Der Mensch ist der einzige Wirt für die Rötelnviren. Dies ist deswegen interessant, weil so bei einer ausreichenden Durchimpfung der Bevölkerung dieses Virus – und damit auch die Krankheit – ausgerottet werden könnte. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO werden weltweit jährlich noch 100.000 Kinder mit den schweren Folgen einer Rötelninfektion geboren. Finnland hat es geschafft als erstes europäisches Land rötelnfrei zu sein. Deutschland ist von diesem Ziel noch ein gutes Stück entfernt, denn nicht alle Eltern lassen ihre Kinder wie empfohlen zweimal gegen die Krankheit impfen.

Unser Experte: Dr. Guido Krandick

Unser Experte: Dr. Guido Krandick

Beratender Experte

Dr. med. Guido Krandick ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Nach Studium in Bonn, Wien und Würzburg folgte eine fast zehnjährige Tätigkeit an der Kinderklinik Schwabing der TU-München. Seit 2000 führt er eine eigene Praxis südlich von München. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

Weitere Informationen im Netz:

Kinderkrankheit: Röteln

Röteln (Rubella)

Röteln sind eine meist harmlos verlaufende Virusinfektion, die bei Erkrankung in der Schwangerschaft dem ungeborenen Kind aber schwere Schäden zufügen kann. Gegen Röteln gibt es eine Impfung zum Artikel