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Bei der Pille unterscheidet man zwischen Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparaten, sogenannten Mikropillen, und Produkten, die nur Gestagen enthalten. Diese werden als Minipillen oder östrogenfreie Pillen bezeichnet. Aufgrund ihrer unterschiedlichen hormonellen Zusammensetzungen unterscheiden sich die beiden Pillenarten auch in ihrer Wirkung.

Mikropille

Die meisten Pillen fallen heute unter die Kategorie der Mikropille. Die einzelnen Präparate unterscheiden sich jedoch hinsichtlich der Beschaffenheit der Hormone und ihrer Dosis, insbesondere der Höhe des Östrogenanteils. Dieser muss bei einer Mikropille allerdings unter 50 Mikrogramm pro Dragee liegen. Des Weiteren gibt es beispielsweise Ein-, Zwei- oder Dreiphasenpräparate. Der Unterschied: "Während bei den Einphasenpräparaten jede Tablette die gleiche Hormonmenge enthält, variiert die Hormondosierung bei den anderen Präparaten", erklärt Dr. Hausser. Bei Mehrphasenpräparaten ändert sich die Hormondosis, zum Beispiel des Gestagens, stufenweise. Verschreibt Ihr Frauenarzt Ihnen ein Mehrphasenpräparat, müssen Sie die Dragees unbedingt in exakter Reihenfolge einnehmen.

Was die Sicherheit des Empfängnisschutzes anbelangt, gibt es keinen Unterschied zwischen einem Ein- oder Mehrphasenpräparat. Ziel ist es hier, die hormonellen Schwankungen im natürlichen Zyklus nachzuempfinden.

Wirkweise der Mikropille

Die Pille wirkt auf dreierlei Weise: Zum einen unterdrücken die in den Dragees enthaltenen Östrogene und Gestagene die Eireifung im Eierstock und verhindern den Eisprung. Zum anderen bewirken die Hormone, dass der Schleimpfropf – der sogenannte Zervixschleim – den Muttermund verschließt, so dass keine Spermien in die Gebärmutter gelangen können. Und: Unter dem Einfluss der Pille wird die Gebärmutterschleimhaut nicht so stark aufgebaut wie in einem natürlichen Zyklus. Sollte also trotz allem einmal ein Eisprung stattfinden und die Spermien es geschafft haben, den Gebärmutterhals zu passieren, so könnte sich die befruchtete Eizelle nicht in der Gebärmutter einnisten.

Die Pille wird in der Regel 21 Tage lang zur selben Uhrzeit eingenommen. Danach folgt eine Pause von sieben Tagen, in der es zur Blutung kommt. Während der Pilleneinnahme baut sich die Gebärmutterschleimhaut auf. Weil in der Einnahmepause jedoch keine Hormone mehr zugeführt werden, sinkt der Hormonspiegel ab – die aufgebaute Schleimhaut wird von der Gebärmutter abgestoßen. Die Blutung am Ende jedes Pillenzyklus wird daher auch als Abbruchblutung oder Hormonentzugsblutung bezeichnet. Sollten Sie die Pille das erste Mal nehmen, beginnen Sie am ersten Tag Ihrer Menstruationsblutung mit der Einnahme. "Der Empfängnisschutz beginnt bereits mit dem ersten Anwendungstag und besteht auch während der siebentägigen Einnahmepause", erklärt Hausser. Haben Sie einmal vergessen, die Pille zu nehmen, können Sie die Einnahme innerhalb von zwölf Stunden nachholen. Die empfängnisverhütende Wirkung bleibt in diesem Fall bestehen.

Vor- und Nachteile der Mikropille

Die bei korrekter Einnahme hohe Sicherheit der Mikropille ist einer ihrer größten Vorteile. "Außerdem kann die Patientin ganz alleine über die Dauer der Anwendung entscheiden." Auch auf Menstruationsbeschwerden, Zyklusunregelmäßigkeiten oder Hautunreinheiten kann sich die Pille positiv auswirken. Zu den möglichen Nebenwirkungen können Unverträglichkeiten gehören, die sich beispielsweise mit Zwischenblutungen, Kopfschmerzen, Brustspannen, Übelkeit mit Erbrechen, Abnahme des sexuellen Verlangens und Stimmungsschwankungen bemerkbar machen.

"Auch die Gefahr einer Thrombose erhöht sich mit Einnahme der Pille", sagt Hausser. Dies gilt vor allem für Frauen, die erblich vorbelastet oder extrem übergewichtig sind, für Raucherinnen, Patientinnen mit Diabetes mellitus oder Bluthochdruck. Langstreckenflüge können das Risiko ebenfalls erhöhen. Pillen der dritten und vierten Generation mit verschiedenen neueren Gestagenen werden derzeit erneut überprüft. Denn das Thromboserisiko erwies sich als doppelt so hoch wie bei Präparaten mit dem schon länger bekannten Gestagen Levonorgestrel. Experten betonen aber, dass die anderen Risikofaktoren deutlich schwerer wiegen. Auch in der Schwangerschaft ist das natürliche Thromboserisiko höher als unter der Pille. Insgesamt gesehen ist es also immer noch eher niedrig. Frauen sollten sich vor der Einnahme aber unbedingt gut beraten lassen.

Andere schwerwiegende Nebenwirkungen wie ein Herzinfarkt oder Schlaganfall sind ebenfalls selten und betreffen meist Risikopatientinnen. Frauen, die die Pille über lange Zeit einnehmen, haben statistisch gesehen ein leicht erhöhtes Risiko für Brustkrebs und Gebärmutterhalskrebs. Darauf deuten Studienergebnisse hin. Untersuchungen ergaben aber auch, dass die Pille das Risiko für bestimmte andere Krebsarten senken kann.

Nach Einnahmefehlern, Erbrechen, starkem Durchfall oder bei der Einnahme bestimmter Medikamente, etwa Antibiotika, kann die Wirkung der Pille beeinträchtigt sein. Und ganz wichtig: Die Pille schützt nicht vor sexuell übertragbaren Krankheiten.

Für wen ist die Mikropille geeignet?

"Ich empfehle die Mikropille vor allem jungen Frauen, die noch nicht schwanger werden wollen und eine unkomplizierte, sichere Verhütung möchten", so der Experte.

Bei korrekter Anwendung haben die Mikropillen einen Pearl-Index zwischen 0,1 und 0,9.

Minipille

"Die Minipille erreicht nicht ganz die Wirkung der Mikropille", sagt Hausser. Zwar verschließt auch bei Einnahme der Minipille der Schleimpfropf den Gebärmutterhals und die Gebärmutterschleimhaut ist nur unzureichend aufgebaut, sodass sich keine befruchtete Eizelle einnisten kann. Aber: Herkömmliche Minipillen unterdrücken nicht den Eisprung. Dies gilt vor allem für ältere Präparate mit dem Wirkstoff Levonorgestrel. Ein weiteres Manko dabei ist das strikte Einnahmeschema. "Die Minipille muss jeden Tag exakt zur gleichen Uhrzeit eingenommen werden", gibt der Experte zu bedenken. Sollten Sie die Einnahme der Levonorgestrel-haltigen Minipille einmal vergessen haben, können Sie sie innerhalb von drei Stunden nachholen, ohne dass die empfängnisverhütende Wirkung beeinträchtigt ist.

Eine etwas sicherere Minipille ist seit einiger Zeit mit dem Wirkstoff Desogestrel erhältlich. Das Präparat ist vergleichsweise höher dosiert, aber insgesamt betrachtet ist die Hormonmenge immer noch klein. Sie reicht jedoch aus, um zusätzlich zu den anderen Wirkungen den Eisprung zu hemmen. Der Vorteil dabei: Wenn Sie eine vergessene Tablette weniger als zwölf Stunden zu spät einnehmen, ist die Verhütungssicherheit nicht beeinträchtigt.

Das Risiko für Thrombose und Embolie gilt bei den Minipillen im Vergleich zu hormonfreier Verhütung zwar auch als erhöht. Gemessen an den östrogenhaltigen Pillen wird es aber als geringer eingeschätzt.

Für wen ist die Minipille geeignet?

Die Minipille eignet sich für Frauen, die die Mikropille auf Grund ihrer Zusammensetzung nicht nehmen können – zum Beispiel Frauen, die keine Östrogene vertragen oder Mütter, die ihr Baby stillen. Denn die Minipille hat keinen Einfluss auf die Milchmenge und die Milchzusammensetzung. Gleichzeitig geht das Gestagen nur in sehr geringen Mengen mit der Muttermilch auf das Baby über.

Wird die Minipille stets zur gleichen Uhrzeit eingenommen, liegt ihr Pearl-Index bei 0,5. Dieser steigt jedoch ungefähr auf 3 bis 4, sobald es Unregelmäßigkeiten in der Einnahme gibt. Für die Desogestrel-haltige Minipille wird ein Pearl-Index von 0,14 bis 0,4 angegeben.