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1. Antibiotikum-Saft

Bei bakteriellen Infekten verschreibt der Kinderarzt oder die Kinderärztin meist ­einen Trockensaft. Eltern bekommen dann in der Apotheke eine Flasche mit Pulver, aus dem sie zu Hause mit Leitungswasser einen Saft herstellen. "Wer sich dabei unsicher fühlt, kann den Saft auch in der Apotheke anrühren lassen", empfiehlt Apothekerin Carola ­Lubitz aus Düsseldorf.

So gehtʼs rein: "Mit einer Einmalspritze aus der Apotheke lässt sich der Saft ganz gut an den Geschmacksknospen der Zunge vorbei in die Backentaschen spritzen", rät Lubitz. "Dann schmecken Kinder den Saft nicht so intensiv." Danach: Sofort etwas zu trinken geben! Viele Hersteller haben ihren Säften Aromastoffe zugesetzt, die den unangenehmen Geschmack überdecken sollen. Mag das Kind den Saft trotzdem nicht, kann man es eventuell überlisten, indem man den Saft mit Brei oder leckeren Getränken vermischt, etwa Kakao oder Saft. Aufgepasst: Nicht alle Antibiotika dürfen zusammen mit Nahrungsmitteln wie Milch eingenommen werden. Deshalb vorher in der Apotheke nachfragen!

So gehtʼs richtig: Bitte die Medizin nicht mit einem Haushaltslöffel geben. "Am genauesten ist eine Einmalspritze", sagt Lubitz. Wichtig: die Zeitab­stände zwischen den Dosen möglichst genau einhalten. Wenn der Saft in ein anderes Getränk eingerührt wird, muss das Kind dieses komplett trinken. Spuckt es den Saft dabei wieder aus, nicht einfach eine neue Dosis geben. "Schließlich weiß man nicht, wie viel Wirkstoff schon ange­kommen ist", sagt Lubitz. Deshalb: Abwarten! Spuckt das Kind den Saft immer wieder aus, den Arzt oder die Ärztin nach einem Alternativ­präparat fragen!

2. Nasentropfen

Bei Schnupfen erleichtern abschwellende Nasentropfen und natürliche Salzlösungen das Atmen. Für Kinder unter zwei Jahren eignen sich Tropfen, für ältere gibt es Sprays.

So gehtʼs rein: Babys verabreicht man die Nasentropfen am besten im Liegen. Ältere Kinder können sitzen und ihren Kopf in den Nacken legen. Beim Nasenspray können sie aufrecht sitzen oder stehen.

So gehtʼs richtig: "Am besten sind Präparate mit einem Dosiertropfer", sagt Lubitz. Damit gelangt genau die richtige Menge ins Nasenloch. Bei Nasentropfen, die mit einer Pipette verabreicht werden, kann schon mal zu viel ins Nasenloch gelangen, wenn man auf den Gummi­balg drückt. Lubitz’ Tipp: etwas Lösung mit der Pipette aufziehen und bis auf den letzten Tropfen zurück ins Gefäß leeren. Dann den verbliebenen Tropfen ins Nasenloch geben. Mit Sprays lässt sich die Lösung ziemlich genau dosieren.

Tabletten-Tricks und -Tabus

Am besten in der Apotheke beraten lassen, wie das Kind die Tablette runterbekommt. Mag es sie partout nicht schlucken, darf man die Tabletten auch auf einem Löffelchen in etwas Wasser auflösen, mörsern oder anders zerkleinern. Manche Pillen können mit Joghurt oder Apfelmus genommen werden. Dazu aber unbedingt nachfragen, ob das Medikament zerteilt und mit allen Lebensmitteln geschluckt werden darf. Teilweise gibt es die Wirkstoffe auch in Brause- oder Schmelztabletten. Ansonsten ist Lubitz’ Trick: „Erst den Mund mit Wasser füllen, den Kopf nach hinten neigen und die Tablette dann wie ein kleines Boot im Rachen schwimmen lassen.“ Das Kind spuckt die Tablette wieder aus? Dann versuchen, eine neue zu geben, nicht jedoch, wenn sie bereits zerkleinert oder vermischt wurde.

3. Augentropfen

Bei Bindehautentzündungen oder gereizten Augen können Augen­tropfen nötig sein. "Es gibt sie entweder in einer Tropfflasche oder als Einzeldosenpipetten", sagt Apothekerin Lubitz. Letztere enthalten kein Konservierungsmittel. Sie sind daher nur begrenzt haltbar und dürfen nur einmal verwendet werden.

So gehtʼs rein: Carola Lubitz erklärt, wie die Tropfen ganz einfach an ihren Wirkort kommen: "Das Kind hinlegen und die Augen schließen lassen. Dann den Tropfen am Innenwinkel des Auges in die Kuhle geben. Anschließend das Köpfchen anheben und vorsichtig das Unterlid etwas Richtung Wange ziehen." Auf diese Weise gelange der Tropfen von ganz alleine in den Bindehautsack des Auges.

So gehtʼs richtig: "Ruhig einen größeren oder zwei zusammen­hängende Tropfen ins Auge ge­ben", rät Lubitz. Da die Kapazität des Binde­hautsacks begrenzt ist, ist eine Überdosierung quasi ausgeschlossen. Die überschüssige Menge läuft hinaus.

4. Zäpfchen

Wenn nötig, lassen sich Fieber und Schmerzen bei Babys und Kleinkindern gut mit Zäpfchen senken. Möglichst vorsichtig auspacken: "Zäpfchen sind sehr empfindlich und brechen schnell durch", sagt Lubitz. Deshalb die Alu-Verpackung behutsam vom Zäpfchen schälen, wie eine Schale von der Banane.

So gehtʼs rein: Das Zäpfchen gleitet am besten in den After hinein, wenn das Kind den Popo locker lässt. "Da hilft nur Ablenkung", sagt Carola Lubitz. Ihr Tipp zur Technik: "Das Zäpfchen mit der stumpfen Seite voran in den After ein­führen. Dann kommt es nicht so leicht wieder raus." Danach die Po­backen ­sanft zusammendrücken. Das Zäpfchen mit Vaseline oder Creme einzuschmieren, davon rät die Apothekerin ab. "Der Körper nimmt den Wirkstoff dann eventuell nicht mehr so gut auf", warnt sie. Die Körperwärme macht das Zäpfchen schon schmierig genug.

So gehtʼs richtig: Unbedingt die passende Stärke auswählen und die Dosis-Abstände einhalten. Bei manchen Kindern kommt das Zäpfchen mit dem großen Geschäft bald wieder heraus. "Bitte nicht ein neues hinterherschieben, sondern den Zeitraum bis zur nächsten Dosis abwarten", sagt Lubitz. Geht das Fieber nicht runter, weil der Wirkstoffspiegel durch das vorzeitige Ausscheiden zu gering war, kann man eventuell noch ein Zäpfchen mit einem anderen Wirkstoff geben (z.B. Ibuprofen statt Paracetamol). Dazu vorher den Kinderarzt fragen!

5. Fiebersaft

Ältere Kinder bevorzugen bei Fieber und Schmerzen fast immer Saft statt Zäpfchen. Wichtig: Den Saft vor Gebrauch gut schütteln, damit sich die darin enthaltenen festen Bestandteile gleichmäßig in der Flüssigkeit verteilen.

So gehtʼs rein: "Vielen Fieber­säften ist ein gut schmeckendes Aroma zugesetzt, sodass die meisten Kinder sie ganz problemlos einnehmen", sagt Lubitz. Sollte es gar nicht funktionieren, kann man auf Zäpfchen umschwenken.

So gehtʼs richtig: Stimmen die Dosisempfehlungen für Alter und Gewicht nicht überein, besser an die niedrigere Dosierung halten. Sind Dosierlöffel oder Spritze unauffindbar, bitte nicht mit einem normalen Tee- oder Esslöffel die Menge abschätzen. "Die Gefahr einer Überdosierung ist zu groß", sagt Lubitz. Paracetamol etwa könne in höheren Dosen Leberschäden verursachen. In der Apotheke nach einer Dosierhilfe fragen, notfalls auch im Notdienst!

Medi-Memos

• Optimismus steckt an
„Vorab nicht zu viele Sorgen machen, ob die Einnahme klappt. Denn das färbt auf die Kinder ab“, sagt Apothekerin Carola Lubitz. Also: die eigene Haltung checken – wer zuversichtlich ist, überträgt das auch auf seine Kinder.

• Der Fernseher ist euer Freund
Zumindest wenn es darum geht, Arzneien in kleine Patientinnen und Patienten zu kriegen. Erlaubt ist, was ablenkt. Zum Beispiel das Lieblingsbilderbuch oder eben eine neue Folge „Yakari“.

• Zauberworte wirken Wunder
Die bessere Alternative zu „Das wird jetzt eklig“: „Es ist gut, dass es dieses Mittel gibt. Denn es macht dich wieder gesund.“ Vielleicht tut es auch „Zaubertrank“ statt „Hustensaft“ oder „Ufo“ statt „Tablette“.

• Eltern kennen keinen Ekel
Mama oder Papa brauchen auch Medizin? Dann nicht voller Abscheu schütteln oder sich bei der Einnahme angewidert die Nase zuhalten. Kinder schauen sich das ab – etwa bei Eltern oder Geschwistern.

• Alles ist Geschmackssache
Süße Säfte oder Gummibärchen helfen, einen unangenehmen Arzneigeschmack zu überdecken, und sind erlaubt – sofern sie mit dem Medikament verträglich sind. Am besten in der Apotheke vor Ort gleich nachfragen, wenn ihr Arzneimittel für eure Kinder holt.