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Sie sind beide rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, aber keineswegs harmlos: "Ibuprofen und Paracetamol sind hochpotente Wirkstoffe", sagt Constanze Süßdorf-Schönstein. Wir haben mit der Apothekerin aus Oelsnitz im Vogtland darüber gesprochen, wann die beiden Wirkstoffe zum Einsatz kommen können und wann man erst einmal besser verzichtet.

Schmerzmittel bei Kindern genau dosieren

Nur weil Medikamente ohne Verschreibung vom Arzt erhältlich sind, bedeutet das nicht, dass diese Wirkstoffe harmlos sind. Schon gar nicht bei Schmerzmitteln. Und erst recht nicht bei Kindern. Richtig angewandt, können sie helfen – aber über einen zu langen Zeitraum eingenommen oder über­­dosiert, eben auch erheblichen Schaden anrichten.

"Paracetamol hat im Vergleich zu Ibuprofen zudem ein höheres Vergiftungs­potenzial", so die Apo­the­kerin. Denn der Wirkstoff benötigt die Entgiftungsmechanismen der Le­ber. Sind diese erschöpft, bildet der Körper aus Paracetamol giftige Stoffe. Symptome, die darauf hindeuten, wie Blässe, Lethargie, Erbrechen, Übelkeit, sind eher unspezifisch und für Laien kaum zu erkennen. Bei Verdacht auf eine Überdosierung suchen Eltern bitte sofort mit dem Kind den Arzt auf. "Um dem grundsätzlich vorzubeugen, ist es wichtig, sich immer exakt an die Dosierungsanweisungen zu halten", sagt die Apothekerin. Das Besondere bei Babys und Kleinkindern: Die Dosierung bezieht sich in der Regel auf das Körpergewicht – und nicht auf das Alter.

Welches Mittel hilft bei Fieber?

Fieber an sich ist nichts Schlechtes und keine Krankheit. "Es ist eine Reaktion des Körpers und zeigt, dass die Immunabwehr funktioniert", erklärt Süßdorf-Schönstein. Leichtes Fieber muss daher nicht zwingend mit Medikamenten behandelt werden.

Einen Arzt aufsuchen sollten Eltern mit ihrem Kind trotzdem:
• Bei Babys unter drei Monaten bei über 38 Grad Celsius sofort;
• bei Säuglingen zwischen drei und zwölf Monaten spätestens am nächsten Morgen;
• bei Kleinkindern zwischen einem und zwei Jahren spätestens nach 24 Stunden;
• bei älteren Kindern spätestens am dritten Tag;
• immer, wenn sich der Zustand des Kindes verschlechtert, es sehr schlapp ist, nicht mehr genügend trinkt oder weiter Symptome wie Nackensteife, Erbrechen, Durchfall dazu kommen.

Sowohl Ibuprofen als auch Paracetamol sind bei Fieber geeignet. Manche Studien fanden Hinweise, dass Ibuprofen bei kleinen Kindern besser wirksam sein könnte (für Kinder ab sechs Monaten) als Paracetamol. Beispielsweise fand eine Metaanalyse von 19 Studien, dass Ibuprofen das Fieber bei Kindern unter zwei Jahren deutlicher senken konnte. Ärzte verschreiben manchmal auch beide Wirkstoffe in einem ganz bestimmten Wechsel. "Das hat den Vorteil, dass das Kind länger ohne Fieber ist, man aber beide Wirkstoffe nicht überdosiert", sagt Süßdorf-Schönstein. Ohne ärztliche Anordnung sollte man die beiden Mittel aber auf keinen Fall parallel geben.

Was hilft bei Entzündungen?

"Ein großer Vorteil von Ibuprofen ist seine Vielfältigkeit", sagt Apothekerin Süßdorf-Schönstein. Denn es wirkt auch gegen Entzündungen. "Ibuprofen wandert in das saure Gewebe und geht dort direkt gegen die Entzündung vor. Das macht Paracetamol definitiv nicht." Bei einer Mandelentzündung beispielsweise wirke Ibuprofen nicht nur gegen die beiden Symptome Fieber und Schmerzen – sondern auch gegen die Entzündung.

Welches Mittel bei Zahnungsschmerzen?

Bis zu 32 Zähnchen drücken sich nach und nach durch das Zahnfleisch. Das tut weh. "Trotzdem würde ich beim Zahnen nicht sofort ein Medikament geben", sagt die Apothekerin. "Bei der Selbstmedikation gilt immer: so kurz und so wenig wie möglich." Wenn aber kühlende Hilfsmittel wie zum Beispiel Beißringe keine Linderung bringen, könne man auf Parace­ta­mol oder Ibuprofen ausweichen.

Schmerzmittel besser als Saft oder Zäpfchen?

"Beide Wirkstoffe gibt es als Saft und als Zäpfchen", sagt Süßdorf-­­Schönstein. Letztere eignen sich besonders für Babys. Um das Einführen zu erleichtern, könne man das noch verpackte Zäpfchen etwas in der Hand erwärmen. Vorteil der Säfte: Die Dosierung lässt sich feiner dem Gewicht der Kinder anpassen und durch die beigepackte Applikationsspritze auch exakt messen.

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