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Die Befruchtung einer Eizelle ist für ein Spermium kein einfaches Unterfangen. Es muss sehr beweglich sein, um möglichst als Erstes bei der Eizelle anzukommen. Und der Weg dorthin, durch Gebärmutter und Eileiter, ist lang und beschwerlich. Langsame, zu kleine, zu große oder verformte Spermien haben keine Chance, schnell genug ans Ziel zu kommen. Je mehr dieser beeinträchtigten Spermien ein Mann hat, desto weniger fruchtbar ist er.

Wenn das Ejakulat mithilfe eines Spermiogramms beurteilt wird, lautet die Mindestanforderung der Weltgesundheitsorganisation (WHO 2010) für Zeugungsfähigkeit unter anderem: Etwa ein Drittel der Samenzellen sollten vorwärtsbeweglich und vier Prozent normal geformt sein. Erreicht das Ejakulat diese Werte nicht, kann es sein, dass der Mann zeugungsunfähig ist. Es kann aber auch sein, dass seine Zeugungsfähigkeit nur vorübergehend eingeschränkt ist. Um dem vorzubeugen, sollten Männer präventiv etwas für die Gesundheit ihrer Spermien tun. Je früher, desto besser.

Bei Kinderwunsch mit dem Rauchen aufhören

"Rauchen ist nach wie vor ein großes Thema in der Kinderwunsch-Sprechstunde, denn es hat einen negativen Einfluss auf die Spermienzahl und -qualität. Geschätzte 15 Prozent der Paare mit unerfülltem Kinderwunsch sind betroffen", sagt der Männerhormon-Experte Professor Hans-Christian Schuppe von der Klinik und Poliklinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie des Universitätsklinikums Gießen und Marburg.

Sowohl die Gesamtanzahl der Spermien, ihre Konzentration wie auch ihre Beweglichkeit und der Anteil normal geformter Spermien sind bei Rauchern verringert. Krebserregende und andere Schadstoffe im Rauch begünstigen zudem die Bildung chemisch aggressiver Sauerstoffmoleküle, die das Erbgut in den Spermien schädigen. Untersuchungen haben mittlerweile gezeigt, dass diese Schäden sogar die Fruchtbarkeit der nächsten Generation beeinträchtigen können. "Auch, wenn sich der Rauchstopp nicht gleich im Spermiogramm zeigen sollte, ist er sehr wichtig", sagt Hans-Christian Schuppe. Idealerweise sollte der Rauchstopp mindestens zwei Jahre vor dem aktiven Kinderwunsch stattfinden. Aber jeder Tag zähle.

Sauna, Solarium und Vollbad heizen den Hoden ein

Für einen ungestörten Ablauf der Spermienproduktion ist beim Mann eine Hodentemperatur erforderlich, die zwei bis drei Grad unterhalb der Körperkerntemperatur liegt. Deshalb befinden sich die Hoden außerhalb des Körpers und verfügen über ein ausgeklügeltes Venengeflecht, das Wärme abtransportiert. "Wer jeden zweiten oder dritten Tag ein heißes Vollbad nimmt, oft das Solarium oder die Sauna aufsucht oder eine überwiegend sitzende Tätigkeit ausübt, kann die Hoden zu stark erwärmen", warnt Schuppe. Steigt die Temperatur in den Hoden zu hoch, wird die Spermienproduktion beeinträchtigt und es kann Wochen bis Monate dauern, bis sie sich wieder normalisiert hat. "Wer tagsüber viel sitzt, sollte unbedingt schauen, dass er sich zwischendurch immer wieder bewegt. Statt mit dem Aufzug zu fahren, einfach die Treppe nehmen", sagt Schuppe. Auch im Hinblick auf etwaiges Übergewicht sei das wichtig – ebenfalls ein für die Spermiengesundheit relevanter Faktor.

Übergewicht und Fettleibigkeit verursachen Stoffwechselschieflage

Denn Übergewicht verändert den Stoffwechsel und kann so die Zeugungsfähigkeit eines Mannes beinträchtigen. "Insbesondere überschüssiges Fett im Bauchraum ist schädlich, denn es produziert entzündungsfördernde Botenstoffe und sogenannte Adipozytokine in großen Mengen und setzt sie frei. Diese Botenstoffe stören den männlichen Hormonhaushalt", warnt Androloge Schuppe. Adipozytokine sind Eiweißhormone, die bei vielen Erkrankungen eine zentrale Rolle spielen und im gesamten Körper Entzündungsreaktionen regulieren. Viel Bauchfett sei deshalb laut Schuppe mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für eine verminderte Spermienzahl im Ejakulat verbunden. Also gilt: abnehmen. Gibt es eine Ernährungsweise, die sich vorteilhaft auf die Spermiengesundheit auswirkt? "Eine gemüse- und obstreiche Ernährung kombiniert mit Vollkornprodukten, Fisch und Huhn ist im Vergleich zu einer hierzulande weit verbreiteten Kost, reich an rotem Fleisch, gesättigten Fettsäuren und Milchprodukten mit einer höheren Rate vorwärtsbeweglicher Spermien verbunden", sagt Schuppe. Bei Männern, die häufig Sojaprodukte essen, könne sich die Spermaqualität möglicherweise verschlechtern. Denn Soja hat eine östrogenähnliche Wirkung.

Anabolika und Lifestyle-Medikamente beeinträchtigen Spermien

Wer anabole Steroide (Anabolika) zum Muskelwachstum und zur Leistungssteigerung verwendet, legt die Spermienproduktion lahm. Anabolika sind künstlich hergestellte Wirkstoffe, die in ihrer Struktur und ihren Wirkungen dem männlichen Sexualhormon Testosteron sehr ähneln. Diese Testosteron-Abkömmlinge stören den körpereigenen Hormonhaushalt. Werden Androgene in höherer Konzentration aufgenommen, fährt der Körper die für die Spermienbildung wichtige Testosteronproduktion im Hodengewebe zurück. "Es dauert nach Absetzen der Anabolika mindestens drei, oft aber sogar sechs bis neun Monate, bis die Spermienproduktion wieder anläuft", warnt Schuppe.

In Einzelfällen könne es sogar bis zu zwei Jahre dauern, bis sich die Hodenfunktion erholt hat. Wenn Anabolika sehr lange verwendet wurden, setze mitunter die Spermienproduktion auch gar nicht mehr ein. Manchmal ahnen Männer gar nicht, dass sie diese Substanzen einnehmen: Schuppe warnt davor, dass sie in Eiweiß- und anderen Zubereitungen versteckt sein können, die als Nahrungsergänzungsmittel verkauft werden. Auch das Lifestylemedikament Finasterid, das bei Männern einer Glatze vorbeugen soll, kann den Hormonhaushalt des Mannes und unter Umständen die Spermaqualität beeinträchtigen. "Wie bei den Anabolika dauert es zumeist drei bis sechs Monate, bis die Spermienbildung wieder ganz normal abläuft", sagt Schuppe.

Handy: Elektromagnetische Strahlung besser minimieren

Viele Männer bewahren das Handy in der Hosentasche auf. "Elektromagnetische Strahlung von Mobiltelefonen kann vermutlich die Spermaqualität beeinflussen. In einigen Studien konnte ein Zusammenhang zwischen der Zeit, in der das Handy eingeschaltet war, und der Spermaqualität beobachtet werden", sagt Schuppe. Die Datenlage sei aber noch nicht gesichert. Insbesondere für neuere, leistungsstarke Geräte liegen keine Ergebnisse vor. Vorsichtshalber das Handy eher körperfern transportieren oder immer wieder ausschalten.

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