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Die Pille absetzen, einfach eine Zeit lang weiter unbeschwert Sex haben und schon ist man schwanger – so lautet der Plan meist, wenn Paare ein Kind wollen. Das klappt allerdings nicht bei jedem. Kein Wunder: Eine Frau kann pro Zyklus nur mit einer Wahrscheinlichkeit von maximal 30 Prozent schwanger werden und hat lediglich etwa sechs fruchtbare Tage, die fünf Tage vor dem Eisprung und der Tag des Eisprungs selbst. Und die zu erwischen, ist gar nicht so leicht.

Zwar kann sie bei einem regelmäßigen Zyklus versuchen, ihren Eisprung zu berechnen. Dazu bestimmt sie zunächst ihre durchschnittliche Zykluslänge, indem sie sich an der Länge vergangener Zyklen orientiert: Ein Zyklus beginnt am ersten Tag der letzten Regelblutung und endet mit dem letzten Tag vor der nächsten Blutung. Eine verbreitete Faustregel besagt, dass der Eisprung dann 14 Tage vor Zyklusende stattfindet. Doch das ist nicht ganz korrekt.

"Wir haben Daten aus Studien, die zeigen, dass selbst bei einem Zyklus mit 28 Tagen der Eisprung auch zwei Tage früher oder später stattfinden kann", sagt Dr. Petra Frank-Herrmann, Leiterin der Sektion Natürliche Fertilität bei der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin. Es gilt also: Der Eisprung findet meist zwischen 12 und 16 Tage vor Zyklusende statt. "Und auch diese sehr regelmäßigen Zyklen gibt es im Grunde kaum." Bei den meisten Frauen schwankt die Zykluslänge zusätzlich um ein paar Tage – sodass das fruchtbare Fenster an ganz anderen Tagen liegen kann als berechnet.

Ovulationstests bestimmen den Eisprung

Den Eisprung ziemlich genau bestimmen können dagegen sogenannte Ovulationstests. Sie messen die Konzentration des luteinisierenden Hormons (LH) im Urin. Es steigt an, wenn der Eisprung kurz bevorsteht, der Anstieg ist etwa 36 Stunden vorher im Blut und etwa 24 Stunden zuvor im Urin messbar. "Frauen sollten einige Tage vor dem erwarteten Eisprung beginnen zu testen", sagt Frank-Herrmann. So fangen sie die oben beschriebenen Schwankungen ab. "Und dann unbedingt regelmäßig jeden Tag testen." Das LH steige nur kurz an. Lässt die Frau einen Testtag aus, kann sie den Anstieg leicht verpassen.

Wie der Test funktioniert, ist jeweils auf der Verpackung beschrieben. Üblicherweise soll die Frau das Stäbchen in den Urinstrahl oder einen Becher mit Urin halten. Ein paar Minuten später kann sie das Ergebnis ablesen. Wichtig ist dabei, in etwa dieselbe Urinkonzentration zu erwischen. Bei manchen Tests empfehlen die Hersteller, Morgenurin zu verwenden. "Die Messung ist im Grunde sehr verlässlich", sagt Frank-Herrmann. "Nur wenn eine Frau bis frühmorgens viel getrunken hat und häufig zur Toilette gegangen ist, kann es sein, dass sich die Urinkonzentration im Vergleich zu anderen Tagen nach dem Aufstehen extrem unterscheidet." Andere Tests funktionieren nur mit Urin, der zu einer späteren Tageszeit gewonnen wurde.

Teststäbchen oder Testcomputer?

Reine LH-Tests gibt es in Form von Teststäbchen, die direkt anzeigen, ob der Eisprung bevorsteht oder nicht. Außerdem gibt es Testcomputer, die oft zusätzlich das Hormon Östrogen im Urin messen. Es steigt einige Zeit vor dem LH an.

"Alleine die Messung des LH-Anstiegs bestimmt das fruchtbare Fenster nicht ideal", sagt Frank-Herrmann. "Sie kommt fast zu spät." Weil der Eisprung am letzten Tag des fruchtbaren Fensters stattfindet, ermittelt man mit der LH-Messung nur etwa zwei der sechs fruchtbaren Tage. "Und selbst am fruchtbarsten Tag beträgt die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, bei einer jungen, gesunden Frau nur 30 Prozent", sagt Frank-Herrmann. "An den anderen Tagen sind es zum Teil nur zehn Prozent." Außerdem haben Studien gezeigt, dass eine Schwangerschaft wahrscheinlicher ist, wenn ein Paar mehr als einmal innerhalb des fruchtbaren Fensters Sex hat.

"Auch reine Temperaturcomputer oder Thermometer, die mit einer App verbunden sind,  sind für den Kinderwunsch nicht ideal", sagt Frank-Herrmann. "Denn sie berechnen die fruchtbaren Tage aus den Daten alter Zyklen oder raten einfach." Mit der Temperaturmessung können die fruchtbaren Tage im aktuellen Zyklus nicht bestimmt werden.

Deshalb ist es besser, einen zusätzlichen Marker zu beobachten, um das fruchtbare Fenster vollständiger bestimmen zu können. "Das kann zum Beispiel der Östrogenanstieg sein, wie es die Hormongeräte zur Unterstützung des Kinderwunsches machen", sagt Frank-Herrmann. "Oder die Frau beobachtet zusätzlich ihren Zervixschleim, wie im Rahmen der Natürlichen Familienplanung (NFP) empfohlen wird."

Generell sei es nicht verkehrt, wenn Frauen schon ab Bestehen ihres Kinderwunschs damit anfangen, ihre fruchtbaren Tage mit solchen Methoden zu bestimmen. Sie bekommen so ein besseres Gefühl für den eigenen Zyklus. "In Studien haben wir herausgefunden, dass Frauen, die schon länger mithilfe von natürlicher Familienplanung verhütet haben, viel schneller schwanger geworden sind, sobald sie einen Kinderwunsch hatten", sagt Frank-Herrmann. Und auch später sei es nützlich zu wissen, wann der Eisprung stattgefunden hat: zum Beispiel, um den Geburtstermin besser berechnen zu können. Mittlerweile gibt es auch Apps, die auf wissenschaftlich fundierten NFP-Methoden basieren.

Kein Eisprung – was tun?

Bei Zyklusstörungen kann es vorkommen, dass der Hormonanstieg nicht ausgeprägt genug verläuft und nicht messbar ist. Ein fehlender LH-Anstieg heißt normalerweise, dass der Eisprung ausgeblieben ist. Frauen mit sehr unregelmäßigen Zyklen oder ausbleibenden Eisprüngen sollten sich an ihren Arzt wenden. Wenn der Teststreifen nichts anzeigt, kann das aber auch andere Gründe haben. "Es kommen immer wieder Frauen nach Ovulationstests zu uns und sagen, dass sie keinen Eisprung haben", sagt Frank-Herrmann. "Sehr oft löst sich das Problem aber in Wohlgefallen auf: Die Frauen haben dann das Gerät nicht an den richtigen Tagen benutzt." Die Messung fand zum Beispiel zu früh oder zu spät statt.

Falls trotz der Ovulationstests eine Schwangerschaft ausbleibt, sollte die Frau ihren Gynäkologen konsultieren – spätestens nach einem Jahr, bei Frauen über 35 Jahre auch schon früher.

Welche Verhütungscomputer sind gut?

Welche Geräte das fruchtbare Fenster am verlässlichsten bestimmen, ist für Verbraucher oft schwer erkennbar. "Manche von ihnen wurden in seriösen Studien getestet, zu vielen gibt es aber auch gar keine Untersuchungen", sagt Frank-Herrmann. Sie rät, die Angaben auf der Verpackung zu hinterfragen oder sich an den Arzt zu wenden.

Auch zur Verhütung werden Computer mit demselben Mechanismus angeboten. Für die meisten gibt es allerdings keine ausreichenden Studien. "Sie haben maximal eine mittlere Sicherheit", sagt Frank-Herrmann. "Zur Verhütung sind sie nur zu empfehlen, falls eine Schwangerschaft für das Paar in Kauf zu nehmen wäre." Inzwischen gibt es zudem weitere Geräte wie beispielsweise umfunktionierte Fitnessarmbänder, die verschiedene Parameter messen. "Derartige Produkte sind meist relativ teuer und haben keine in seriösen Studien nachgewiesene Wirksamkeit", sagt Frank-Herrmann.

Fazit: Reine Ovulationstests funktionieren gut, zeigen den Eisprung aber etwas spät an. Besser ist es, sie mit anderen Methoden wie der Messung des Östrogenanstiegs oder der Zervixschleimbeobachtung zu kombinieren.

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