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Wie praktisch, diese Pille! Die Monatsblutung kommt so pünktlich, dass man die Uhr danach stellen könnte. Wer will, kann sich die Periode auch ganz ersparen, indem er keine Pause am Ende des Einnahmemonats macht. Spontaner Sex, ohne mit Kondomen oder Verhütungsschaum herumzufummeln, oft eine schöne Haut und vor allem keine Stimmungsschwankungen, kein lästiges Kopfweh vor den Tagen: Warum sollte man diesen herrlichen Zustand eigentlich ändern – vorausgesetzt, man verträgt die Pille? Der bes­te Grund sicherlich: Allmählich wünscht sich Frau ein Baby.

Ein weiteres Motiv, die Pille abzusetzen, äußern viele Frauen, wenn sie schon länger hormonell verhüten: "Sie wollen sich besser spüren, möchten mal wieder wissen, wie ihr natürlicher Zyklus funktioniert", sagt Doris Scharrel, Gynäkologin in Kronshagen. Weg mit der Pille! Aber was passiert jetzt im Körper? Wie lange dauert es, bis sich wieder alles eingependelt hat? Und: Darf man die Pille einfach so weglassen? "Die angebrochene Monatspackung sollte man zu Ende nehmen", rät Gynäkologin Scharrel. "Sonst gibt es Zwischenblutungen, und man hat keinen Überblick mehr, wo man im Zyklus steht."

Umstellung macht Körper zu schaffen

Lässt man die Pille dann ganz weg, kann das dem Körper zunächst zu schaffen machen. Denn die Östrogene und Gestagene aus der Pille wirken auf den ganzen Organismus. Fallen sie weg, fällt man hormonell erst mal in ein Loch. Manchen Frauen gehen jetzt vermehrt die Haare aus – das regelt sich aber wieder, sobald sich der Hormonhaushalt eingependelt hat. Manche spüren Kopfschmerzen vor den Tagen oder fühlen sich gereizt. Und einige bekommen Pickel. "Meist ist die erste Regelblutung nach dem Absetzen der ­­Pille um eine Woche verzögert", sagt Scharrel. Nach etwa einem Monat hat der normale Hormonhaushalt das Ruder wieder übernommen. "Nach spätestens sechs Wochen sind die Hormone der Pille abgebaut, und es lässt sich im Blut nichts mehr davon finden", sagt Scharrel.

Natürlicher Zyklus kann unregelmäßig sein

Wenn ab dann die Periode dauernd unregelmäßig kommt oder man unter Stimmungsschwankungen leidet, hat das nichts mit Spätfolgen der Pille zu tun. Der Körper pendelt sich einfach wieder auf den eignenen Rhythmus ein, in dem er vorher war, hormonelles Auf und Ab inklusive. "Denken Sie kurz an die Zeit vor der Pille zurück, und erinnern Sie sich, wie Ihr Körper damals reagiert hat", rät Scharrel ihren Patientinnen. Wie war der Zyklus: regelmäßig oder eher unpünktlich? Litt man unter Brustspannen oder mieser Laune vor den Tagen? Oder lief alles problemlos? Dann kommt es jetzt vermutlich auch wieder so.

Doris Scharrel ist Gynäkologin und Landesvorsitzende des Berufsverbandes der Frauenärzte in Schleswig-Holstein

Doris Scharrel ist Gynäkologin und Landesvorsitzende des Berufsverbandes der Frauenärzte in Schleswig-Holstein

Denn die Pille sorgt vor allem für eins: einen gleichmäßigen Hormonhaushalt. Stimmungsschwankungen, weil kurz vor der Periode die Laune in den Keller rauscht? "Das regelt die Pille oft weg", sagt Scharrel. "Sensible Frauen spüren, dass sie sich mit der Pille verändern", weiß die Expertin. "Manche sagen, sie fühlen sich leicht gedämpft, wie unter einer Dunstglocke." Setzen sie die Pille ab, verändern sich überraschenderweise oft auch Geschmacks- und Geruchssinn.

Schwangerschaft sofort möglich

Wichtig zu wissen: Wer ein Baby plant, muss damit rechnen, gleich schwanger zu werden. "Dass es bis zu einem Jahr dauert, bis eine Frau wieder voll fruchtbar ist, ist ein totaler Irrglaube", sagt Scharrel. Auf jeden Fall sollte ein Paar verhüten, bis die erste natürliche Blutung stattgefunden hat. Der Grund: "Erst dann hat sich die Schleimhaut der Gebärmutter wieder auf normale Größe aufgebaut", so Scharrel. Gesta­genbetonte Pillen – das sind heute die meisten – sorgen nämlich dafür, dass die Schleimhaut nur noch aus einem dünnen Film besteht. Nistet sich hier eine befruchtete Eizelle ein, steigt die Gefahr einer Fehlgeburt.

Manchmal steigt die Fruchtbarkeit

In manchen Fällen sorgt die Pille ­sogar dafür, dass die Fruchtbarkeit steigt. Frauen mit der häufigen Hormonstörung PCOS (polyzystisches Ovarialsyndrom) produzieren zu viel des männlichen Hormons Testosteron. Das kann es erschweren, schwanger zu werden. Spezielle Verhütungspräparate – antiandrogene Pillen – blockieren die Rezeptoren für Tes­tosteron auch noch bis zu drei Monate, nachdem man die Pille abgesetzt hat. "Betroffenen Frauen, die nach dem Absetzen der Pille nur selten oder gar nicht die Regelblutung haben, bekommen daher in einigen Fällen den Rat von ihrer Frauenärztin, die antiandrogene Pille für sechs Monate zur Regulierung weiterzunehmen", sagt Scharrel.

Wer die Pille absetzen will, sollte sich vorher sicher sein. "Drei Monate nicht nehmen und dann wieder anfangen, das bringt gar nichts", so Scharrel. Denn gefährliche Nebenwirkungen wie zum Beispiel eine erhöhte Thrombose­­neigung treten vor allem am Anfang der Einnahme auf. Und außerdem verhütet die Pille in manchen Fällen im ersten Monat der Einnahme noch nicht zuverlässig.

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