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Die Fünfte Krankheit, so nennen Mediziner die Ringelröteln. Der Grund: Neben Scharlach, Masern, Mumps und Röteln zählen sie zu den fünf Kinderkrankheiten, die Ausschlag verursachen können. Ein Kinderarzt und ein Gynäkologe beantworten die wichtigsten Fragen.

Was sind Ringelröteln?

Ringelröteln werden durch das Parvo­virus B 19 ausgelöst. „Wer sich einmal damit angesteckt hat, ist in der Regel lebenslang immun dagegen“, erklärt Dr. Dominik Ewald, Kinder- und Jugendarzt in Regensburg. Meist geschieht dies bereits im Kindesalter, und so haben ­etwa 60 bis 70 Prozent der Erwachsenen Antikörper gegen das Virus gebildet. Mit den allgemein bekannten Röteln haben Ringelröteln nicht viel gemeinsam, auch wenn der Ausschlag ähnlich aussieht. Sie werden von unterschiedlichen Viren hervorgerufen. Gegen Röteln gibt es eine Impfung, gegen Ringelröteln nicht.

Dr. Dominik Ewald, Kinder- und Jugendarzt in Regensburg

Dr. Dominik Ewald, Kinder- und Jugendarzt in Regensburg

Wie steckt man sich mit Ringeröteln an?

Die Ansteckunng mit Ringelröteln verläuft ganz klassisch: über Speicheltröpfchen in der Luft. Beim Sprechen, Niesen oder Husten setzt ein Infizierter die Viren frei, das Gegenüber atmet sie ein. Doch auch über die Hände, Türklinken oder Spielzeug können die Erreger zum Nächsten kommen, etwa wenn ein Erkrankter in seine Hände niest und anschließend Gegenstände anfasst. „Berührt ein Kind solch verunreinigte Gegenstände und nimmt seine Hände oder kontaminiertes Spielzeug in den Mund, gelangen die Viren in dessen Körper“, sagt Ewald.

Welche Symptome zeigt die ­Krankheit?

Die Ringelröteln beginnen mit sogenannten unspezifischen Symptomen, die auch auf andere Erkrankungen hinweisen können und etwa zwei bis drei Tage andauern:

  • Das Kind wirkt nicht fit, ist müder als sonst.
  • Es klagt vielleicht über Kopf-, Hals- Bauch- oder Gelenkschmerzen, manche husten oder haben Schnupfen, auch Fieber ist möglich.

„Dann folgt ein Zeitraum von circa einer Woche, in dem es dem Kind wieder gut geht. Erst danach tritt der typische Ausschlag, das Exanthem, auf“, erklärt Dominik Ewald. Dieser beginnt als großflächige Rötung auf den Wangen, manchmal breitet er sich ein bis zwei Tage danach girlandenförmig auf die Arme und den Oberkörper aus.

Die Ringeln entstehen, weil die Rötungen der Haut zuerst in der Mitte nachlassen. „Gerade zu Beginn, wenn sich der Ausschlag auf die Wangen konzentriert, ist das Muster deshalb noch nicht eindeutig erkennbar“, sagt Dominik Ewald. Nach sieben bis zehn Tagen verblassen die Rötungen in der Regel. Bis zu sieben Wochen nach dem ersten Auftreten können die Hautveränderungen immer wieder sichtbar werden.

Oft entwickelt sich der Ausschlag auch gar nicht. Obwohl das Kind an Ringelröteln erkrankt ist, werden sie dann nicht als solche erkannt, die Krankheit läuft unbemerkt ab. Für die Eltern wirkt es so, als ­hätte das Kind zum Beispiel einen grippalen Infekt. Nur über einen Bluttest ­könnte ein Arzt eine Infektion eindeutig nachweisen.

Dr. Jörg Angresius, Gynäkologe in Neunkirchen

Dr. Jörg Angresius, Gynäkologe in Neunkirchen

Wann ist ein Kind ­ansteckend?­

Kinder sind ansteckend, solange die Ringelröteln noch nicht als solche erkennbar sind – also in der Phase, in der unspezifische Symptome auftreten, sowie in der darauffolgenden Woche. „Die Ansteckungsgefahr ist vorbei, sobald der Ausschlag kommt. Das Virus sagt damit ‚Tschüs!’“, erklärt der Kinderarzt. Ringelrötelinfektionen treten deshalb immer wieder epidemieartig in Kindergärten auf.

Sobald sich der Ausschlag zeigt und es dem Kind gut geht, darf es in der Regel wieder Kita oder Schule besuchen. Wichtig: Es muss natürlich sicher sein, dass die Ringelröteln für den Ausschlag verantwortlich sind. Daher heißt es: Einen unklaren Hautausschlag von Kinderarzt oder Kinderärztin abklären lassen.

Sind Ringelröteln ­gefährlich?

In der Regel sind Ringelröteln nicht gefährlich, es sei denn, das Kind hat eine Abwehrschwäche oder eine bestimmte Bluterkrankung. Ringelröteln können die Blutarmut dann verstärken. Auch Schwangere sollten hellhörig werden, wenn sie erfahren, dass es einen Fall von Ringelröteln in ihrem Umfeld gibt. Sind sie nicht immun gegen den Erreger und infizieren sich, können sie das Virus über die Plazenta an ihr Ungeborenes weitergeben. „Die Viren können zu einer schweren Blutarmut und infolgedessen zu gefährlichen Wassereinlagerungen unter der Haut und in den Organen, einem sogenannten Hydrops fetalis, führen. Das passiert aber nur sehr selten“, sagt Dr. Jörg Angresius, Gynäkologe in Neunkirchen.

Im schlimmsten Fall stirbt das Ungeborene. „Um das zu verhindern, überwachen wir eine Schwangere, die sich mit Ringelröteln angesteckt hat, engmaschig mit Ultraschall, um sofort reagieren zu können, falls sich der Blutfluss beim Fetus verändert“, erklärt Angresius. Sollte das tatsächlich auftreten, erhält das Baby im Mutterleib über die Nabelschnur eine Bluttransfusion.

Frauen, die bereits ein Kind haben, rät der Mediziner zu Beginn einer erneuten Schwangerschaft zu einem Bluttest, um festzustellen, ob Anti­­körper gegen Ringelröteln vorhanden sind. „Gibt es sie nicht, empfehle ich, das erste Kind zu Hause zu lassen, wenn in der Kita Ringelröteln auftreten.“ Erstgebärenden rät der Arzt zu einem Test, wenn bei ihnen der Verdacht auf Ringelröteln besteht oder sie Kontakt zu kleinen Kindern haben.

Was hilft, wenn jemand an Ringelröteln erkrankt ist?

Ringelröteln laufen meist ohne Beschwerden ab, eine Therapie gibt es nicht. Leidet das Kind unter dem Fieber, können Eltern es mit Medikamenten senken (auf alters­gerechte Dosierung achten!). Meist bereitet der Ausschlag keine Prob­leme. Klagt ein Kind über Juckreiz, empfiehlt Dominik Ewald, schwarzen Tee zu kochen und so lange ziehen zu lassen, bis er abgekühlt ist. Ein Wattepad mit dem Tee tränken und damit über die betroffene Hautstelle streichen. „Die Gerb­stoffe stabilisieren die Zellen und beruhigen die Juckreiz auslösenden Hautpartien.“

Kann man sich vor Ringelröteln schützen?

Einen Schutz vor Ringelröteln gibt es nicht wirklich, da die Ansteckung erfolgt, wenn der Infizierte noch nicht weiß, dass er sich angesteckt hat. Gründlich Hände­ waschen, sich nicht ins Gesicht fassen, in die Ellenbeuge niesen und husten – all die Hygienemaßnahmen, die seit Corona auch vielen Kindern geläufig sind, sind daher wichtig. Schwangere, die nicht immun sind, halten sich von infizierten Kindern fern. „In den meisten Bundesländern wird empfohlen, Schwangere, die über keinen Schutz vor Ringelröteln verfügen und in Berufen mit erhöhtem Ansteckungsrisiko arbeiten, ­etwa im Kindergarten, bis zur 20. Schwangerschaftswoche freizustellen“, sagt Jörg Angresius.

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