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Heftiges Erbrechen und wässriger Durchfall – das ist nicht nur höchst unangenehm, sondern kann für Babys und kleine Kinder auch gefährlich werden. Einer der möglichen Auslöser schwerer Durchfälle ist eine Infektion mit dem Rotavirus. Etwa die Hälfte aller betroffenen Kinder unter fünf Jahren muss wegen Flüssigkeitsmangel ins Krankenhaus. Deshalb empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts seit Ende Juli 2013 eine Impfung für Säuglinge. Die Impfserie soll im Alter von sechs bis zwölf Wochen begonnen werden und muss je nach Impfstoff spätestens bis zur vollendeten 24. beziehungsweise 32. Lebenswoche abgeschlossen sein. Die Rotavirus-Impfung ist eine Pflichtleistung der Krankenkassen.

Betroffene Kinder müssen oft ins Krankenhaus

Die Rotavirus-Infektion ist die häufigste meldepflichtige Krankheit bei Kindern unter fünf Jahren – bei den unter Ein- und Zweijährigen erkranken etwa 2000 von 100.000 Kindern pro Jahr. "Eine Erhebung der ESPED, also der Erhebungseinheit für seltene pädiatrische Erkrankungen in Deutschland, hat ergeben, dass das Rotavirus öfter schwere Verläufe nach sich zieht, als früher gedacht", erklärt Dr. Jan Leidel, der Vorsitzender der STIKO war, als die Impfung eingeführt wurde. Knapp die Hälfte aller betroffenen Unter-Fünfjährigen müssen stationär behandelt werden, etwa 50 pro Jahr sogar auf der Intensivstation.

Risiken der ersten Impfstoffgeneration sind minimiert

Weil die Krankheit in den meisten Fällen nicht lebensbedrohlich ist, sind die Anforderungen an die Impfung besonders hoch. Um lebensbedrohliche Krankheiten zu vermeiden, werden eher Nebenwirkungen in Kauf genommen. Anders bei der Rotavirus-Impfung. Sie wurde eingehend geprüft. Der erste Impfstoff, der in den USA zugelassen wurde, geriet wegen des hohen Risikos für Darmeinstülpungen, sogenannte Invaginationen, in Verruf. "Bei der zweiten Impfstoffgeneration ist das Invaginationsrisiko sehr gering – falls überhaupt eines besteht", sagt Leidel.

Momentan kommen auf 100.000 Säuglinge ohne Rotavirenimpfung im ersten Lebensjahr etwa 60 Fälle von Darmeinstülpungen. "Die Impfung erhöht diese Rate um höchstens ein bis zwei", sagt Leidel. Außerdem wurde die Impfung früher mit dem Auftreten des sogenannte Kawasaki-Syndroms in Zusammenhang gebracht. Das konnten Studien jedoch nicht bestätigen. Auch Durchfall, Fieber oder Erbrechen treten im Anschluss an die Impfung nicht häufiger auf als normal.

Rotavirus-Impfung ist sehr effektiv

Die Immunisierung vermeidet zu mehr als 90 Prozent das Auftreten einer Rotavirus-Infektion, die stationär behandelt werden muss. Die Impfung gegen Grippe, Influenza, verhindert eine Einweisung ins Krankenhaus deutlich seltener.

Säuglinge können die erste Impfdosis gegen das Rotavirus ab der sechsten Lebenswoche bekommen. Es folgen – je nach Impfstoff – ein bis zwei weitere Dosen, die oral, also über den Mund, verabreicht werden. Die Impfung sollte vor dem sechsten Lebensmonat abgeschlossen sein. Zugelassen sind die beiden Impfstoffe nur bis zur vollendeten 24. beziehungsweise 32. Lebenswoche. Der Grund: "Zum einen sollen Säuglinge möglichst frühzeitig geschützt werden, denn besonders bei sehr kleinen Kindern treten auch schwerere Verläufe auf", sagt Leidel. Außerdem steige das Risiko für eine Darmeinstülpung später an – bei geimpften wie bei nicht-geimpften Kindern.

Bei der Impfung werden die Eltern über das geringfügig erhöhte Invaginationsrisiko aufgeklärt. Es besteht am ersten bis siebten Tag nach der ersten Impfung. Bei entsprechenden Symptomen, die auf eine Darmeinstülpung hinweisen könnten, sollen sie sich sofort an den Arzt wenden. Zu den Symptomen zählen beispielsweise starke Bauchschmerzen, anhaltendes Erbrechen und blutige Stühle.