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Gefühlt kommt es stets am Wochenende oder mitten in der Nacht oder beides zusammen. Fieber. Und mit jedem Zehntelgrad, das das Thermometer mehr anzeigt, wird das Kind oft schlapper und wir Eltern werden un­ruhiger. Diese Infos helfen jetzt:

An sich nichts Schlechtes! Denn Fieber ist keine Krankheit, sondern zeigt, dass die Immunabwehr funktioniert. Es ist also ein Warnzeichen für eine Erkrankung – im Kindesalter am häufigsten für eine Infektion mit Viren oder Bakterien. Fieber bedeutet, dass die Körpertemperatur steigt – und zwar auf über 38 Grad.

"Wichtig für die Definition ist aber nicht der bloße Wert, sondern der Zustand des Kindes", sagt Professor Michael Weiß, Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik am Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße in Köln. Hat ein Kind zum Beispiel draußen in der Sonne getobt und die Eltern messen daraufhin 38,1 Grad, ist das kein Fieber. Hat ein Kind hingegen Schnupfen, eine heiße Stirn, rote Wangen, kalte Hände und wirkt es krank, weisen die 38,1 Grad auf Fieber hin.

Dringen Bakterien oder Viren in den Körper ein, versucht dieser, die Erreger abzuwehren: Er steigert seine Temperatur, denn dann können sich die Eindringlinge nicht mehr so gut vermehren. "Fieber entsteht also, um mit einer Krisensituation klarzukommen", erklärt Weiß.

Oft fiebern Kinder ohne eindeutig erkennbare Ursache. Weitverbreitete Viren oder Bakterien lösen etwa 90 Prozent aller Fieberzustände aus, die für den Betroffenen zwar unangenehm sein können, aber meist harmlos verlaufen.

Ganz typisch in den ersten Lebensjahren: Mittelohrentzündung, Bronchitis, Mandelentzündung, Magen-Darm-Infektion, Harnwegsinfektion – oder die ganz banale Erkältung. In etwa zehn Prozent der Fieberfälle liegen schwerere Infektionen vor wie eine Lungen- oder eine Hirnhautentzündung. Selten stecken chronische Krankheiten wie zum Beispiel Rheuma dahinter.

Weil das Immunsystem eines Neugeborenen gegen viele Krankheitserreger noch keine Abwehrstoffe hat. Jedes Mal, wenn ein unbekannter Erreger eindringt, läuft deshalb der Mechanismus erst an, um den Eindringling fertigzumachen. "Das Immunsystem übt", sagt Weiß. Beim ersten Kontakt mit einem Virus oder Bakterium reagieren die Kleinen daher meist mit hohem Fieber.

"Bei einem zweiten oder dritten Kontakt fällt die Reaktion durch den schon zum Teil bestehenden immunologischen Schutz weniger heftig aus", erklärt der Kinderarzt. Häufig dauert der Kampf gegen die Erreger nur drei Tage (dafür ist das Fieber oft höher), doch auch fünf bis sieben Tage sind absolut im Rahmen.

"Am genausten ist immer noch die klassische rektale Messung", sagt Apotheker Bernhard Eiber aus Roth bei Nürnberg. Wichtig: Das Fieberthermometer sanft, aber weit genug in den After einführen, damit es die Körperkerntemperatur zuverlässig misst. Bei älteren Kindern, die das Fiebermessen im Po nicht mehr tolerieren, funktionieren Ohrthermometer gut. "Da gibt es allerdings große Qualitätsunterschiede", sagt Eiber. Deshalb unbedingt in der Apotheke beraten lassen!

Gleiches gilt für Stirnthermo­­meter, die die Temperatur mithilfe eines Infrarotsensors über die Haut messen. Sie kommen infrage für Babys mit noch sehr kleinen Ohr­muscheln oder für Kinder mit Mittelohrentzündung, für die sich Ohrthermometer nicht eignen. Die Messung liefert aber nur einen Anhaltspunkt. Vom Messen im Mund oder unter den Achseln rät Eiber bei kleinen Kindern eher ab. "Beide Methoden sind relativ fehler­anfällig und zu ungenau", sagt er.

Fieber allein ist für ansonsten gesunde Kinder nicht lebensbedrohlich, kann aber auf eine schwere Erkrankung hinweisen. Dies kommt sehr selten vor, zudem zeigen kleine Pa­tienten dann weitere Symptome. Sie sind zum Beispiel nicht mehr ansprechbar oder haben eine Nackensteife.

Bei Babys im ersten Lebensjahr kommt eine Fieberreaktion bei einer Infektion manchmal auch verzögert oder bleibt ganz aus. Sie zeigen auf andere Weise, dass etwas nicht in Ordnung ist: Ihr Allgemeinzustand verschlechtert sich, sie wollen etwa nicht trinken, werden ganz blass und sind sehr schläfrig. 

Das hängt vom Alter und Zustand des Kindes ab. "Wenn Säuglinge unter drei Monaten mehr als 38 Grad Fieber haben, sollten Eltern mit ihrem Kind sofort zum Arzt gehen – notfalls auch zum Notdienst oder in die Kinderklinik", sagt Kinder- und Jugend­arzt Michael Achenbach aus Plettenberg.

Der Grund: Normalerweise sind Babys in dem Alter durch den Nest­schutz ihrer Mütter gut vor banalen Krankheiten wie grippalen Infekten geschützt. "Die Wahrscheinlichkeit, dass bei so ­kleinen Kindern eine ernstere Ursache hinter dem Fieber steckt, ist also größer", erklärt Achenbach.

Auch Kinder im Alter von drei Monaten bis zu einem Jahr sollten spätestens am nächsten Vormittag zum Kinderarzt, Ein- bis Zweijährige, wenn das Fieber mehr als einen Tag anhält. Bei älteren Kindern gilt: Wenn das Fieber länger als drei Tage anhält, das Kleine sehr krank oder apathisch wirkt, der Zustand sich plötzlich verschlechtert, das Kind nichts mehr trinkt und auszu­­trocknen droht oder das Fieber bei einer bakteriellen Erkrankung trotz der Einnahme eines Antibiotikums nach 48 Stunden nicht gesunken ist, sollte ein Arzt das Kind untersuchen. Oder auch, wenn weitere Krankheitssymptome hinzukommen und Eltern einfach beunruhigt sind.

Wenn das Kind darunter leidet! "Nicht die Temperatur auf dem Fieberthermometer ist entscheidend, sondern der Zustand des Kindes", sagt Achenbach. Heißt: Wenn Kleine sehr abgeschlagen sind, nichts mehr trinken wollen, wegen des Fiebers nicht schlafen können oder der Kreislauf schlappmacht, sollte man ihnen ein fiebersenkendes Mittel geben.

Ist das Kind einigermaßen fit, dürfen Eltern es ruhig fiebern lassen. "Wenn das Fieber unterdrückt wird, kann der Körper nicht so effektiv gegen die Erreger kämpfen", sagt Achenbach. Manche Infekte dauern dann sogar länger.

"Paracetamol und Ibuprofen sind bei Kindern die passenden Mittel", sagt Apotheker Bernhard Eiber. Bei kleinen Babys verordnet der Kinderarzt meist Para­cet­amol. "Der Wirkstoff ist schon ab drei Kilogramm Körpergewicht zugelassen", sagt Eiber.

Ibuprofen können Kinder ab drei Monaten und einem Gewicht von sechs Kilogramm bekommen. Es wirkt stärker entzündungshemmend als Paracetamol und abschwellend. "Bei einer Mittel­­ohrentzün­dung ist Ibuprofen also durchaus sinnvoll", so Eiber. Nachteil: Es greift die Magenschleimhaut an. "Bei Bauchweh würde ich daher eher Paracetamol verordnen", sagt Achenbach.

Wichtig bei beiden Wirkstoffen: die altersgemäße Dosierung beachten! Mittel mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure sind tabu. "Sie können bei Kindern gefährliche Nebenwirkungen haben", so Eiber.

Kleine Babys bekommen meist Zäpfchen. Sie lassen sich unkompliziert verabreichen und wirken schnell. "Sobald Kinder sitzen können, kann man ihnen auch einen Saft geben", sagt Achenbach. Der lässt sich genauer dosieren. "Arzt oder Apotheker können die richtige Dosis bezogen auf das Gewicht milli­litergenau ausrechnen", so der Experte. Bei Zäpfchen geht das nicht. Grundsätzlich gilt aber: Eltern sollten das verabreichen, womit sie und ihr Kind am besten zurechtkommen.

Im Prinzip schon. "Aber das sollte immer ein Arzt anordnen", sagt Apotheker Eiber. Manche Mediziner empfehlen die Gabe von Ibuprofen und Paracetamol im Wechsel, wenn das Fieber schnell wieder ansteigt, der Zeitintervall bis zur nächsten Gabe noch nicht um ist. "Aber auch zwischen einer Paracet­amol- und Ibuprofengabe sollten drei bis vier Stunden liegen", sagt Achenbach. Sein Tipp: unbedingt notieren, zu welcher Uhrzeit das Kind welches Medikament genommen hat.

"Wer einen Infekt hat, sollte möglichst Ruhe halten", sagt Achenbach. Der Herzschlag ist erhöht, der Körper durch den Infekt mehr belastet. Gegen eine ruhige Spazierfahrt im Kinderwagen sei aber nichts einzuwenden. Kitakinder sollten einen Tag fieber- und beschwerdefrei sein, bevor sie wieder in die Einrichtung gehen.

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