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Gefühlt kommt es stets am Wochenende oder mitten in der Nacht oder beides zusammen. Fieber. Und mit jedem Zehntelgrad, das das Thermometer mehr anzeigt, wird das Kind oft schlapper und wir Eltern werden un­ruhiger. Diese Infos helfen jetzt:

Was ist Fieber?

Fieber ist keine Krankheit, sondern zeigt, dass die Immunabwehr funktioniert. Dringen Bakterien oder Viren in den Körper ein, versucht dieser, die Erreger abzuwehren: Er steigert seine Temperatur, denn dann können sich die Eindringlinge nicht mehr so gut vermehren. „Fieber entsteht also, um mit einer Krisensituation klarzukommen“, erklärt Professor Michael Weiß, Chefarzt der Kinder- und Jugendklinik am Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße in Köln.

Bei Kindern spricht man zwischen 37,6 und 38,4 Grad Celsius von erhöhter Temperatur, ab 38,5 Grad Celsius von Fieber. Bei Säuglingen unter drei Monaten beginnt Fieber schon ab 38 Grad Celsius[1]. Von hohem Fieber spricht man ab 39 Grad Celsius. Die Werte gelten für eine Messung im Po.

„Wichtig für die Definition ist aber nicht der bloße Wert, sondern der Zustand des Kindes“, sagt Weiß. Hat ein Kind zum Beispiel draußen in der Sonne getobt und die Eltern messen daraufhin im Po 38,1 Grad, ist das kein Fieber. Hat ein Kind hingegen Schnupfen, eine heiße Stirn, rote Wangen, kalte Hände und wirkt krank, weisen die 38,1 Grad auf Fieber hin.

Wie misst man am besten Fieber?

„Am genausten ist immer noch die klassische rektale Messung“, sagt Apotheker Bernhard Eiber aus Roth bei Nürnberg. Wichtig: Das Fieberthermometer sanft, aber weit genug in den After einführen, damit es die Körperkerntemperatur zuverlässig misst. Vor allem bei Babys und jüngeren Kindern sollten Eltern auf diese Methode zurückgreifen. „Bei Schulkindern kann man bei leichteren Infekten auch ein Ohrthermometer benutzen, wenn sie die Messung im Po nicht mehr so gut tolerieren“, sagt Weiß. Ohrthermometer seien mittlerweile ausreichend zuverlässig – auch in Kinderkliniken werden sie benutzt, so der Experte.

Eltern sollten beim Kauf auf eine gute Qualität achten. „Da gibt es große Unterschiede“, sagt Eiber. Deshalb am besten in der Apotheke beraten lassen. Gleiches gilt für Stirnthermo­­meter, die die Temperatur mithilfe eines Infrarotsensors über die Haut messen. Sie kommen infrage für Babys mit noch sehr kleinen Ohr­muscheln oder für Kinder mit Mittelohrentzündung, für die sich Ohrthermometer nicht eignen. Die Messung liefert aber nur einen Anhaltspunkt. Vom Messen im Mund oder unter den Achseln rät Eiber eher ab. „Beide Methoden sind relativ fehler­anfällig und zu ungenau“, sagt er.

Wann sollte man mit Fieber zum Arzt?

Das hängt vom Alter und Zustand des Kindes ab. „Wenn Säuglinge unter drei Monaten mehr als 38 Grad Fieber haben, müssen Eltern mit ihrem Kind sofort zur Ärztin oder zum Arzt gehen – notfalls auch zum Notdienst oder in die Kinderklinik“, sagt Kinder- und Jugend­arzt Michael Achenbach aus Plettenberg. Das gilt auch dann, wenn die Termperatur niedriger ist, die Eltern sich aber unsicher sind oder ein schlechtes Gefühl haben.

Auch ältere Babys und Kinder sollten sofort zur Kinderärztin oder zum Kinderarzt, wenn ihr Allgemeinzustand schlecht ist oder sie auffallend schlapp sind, kaum trinken, seltener als alle acht Stunden Urin produzieren, das Fieber trotz Ibuprofen oder Paracetamol nicht sinkt oder es bei einer bakteriellen Erkrankung trotz der Einnahme eines Antibiotikums nach 48 Stunden nicht gesunken ist. Außerdem unbedingt und ohne Zeitaufschub, wenn sie auffallend schnell atmen, Hauteinblutungen zeigen oder einen steifen Nacken entwickeln. Oder auch, wenn weitere Krankheitssymptome hinzukommen und die Eltern einfach beunruhigt sind.

Sind Kinder im Alter von drei Monaten bis zu einem Jahr in gutem Zustand, wollen spielen und trinken ausreichend, sollten sie spätestens am nächsten Vormittag zum Kinderarzt, Ein- bis Zweijährige, wenn das Fieber mehr als einen Tag anhält, ältere Kinder, wenn das Fieber länger als drei Tage anhält.

Dann hilft es dem Arzt oder der Ärztin, wenn Eltern den Verlauf des Fiebers dokumentiert haben. Also einfach den Zeitpunkt der Messung und den Wert notieren – mithilfe von Zettel und Stift oder alternativ in einer passenden App. Falls diese von medizinischen Fachgesellschaften zertifiziert ist, finden sich dort auch nützliche Informationen zur Fiebermessung und Begleitsymptomen. „Eltern sollten aber auch nicht zu oft Fiebermessen“, erklärt Weiß. „Bei gesunden Kindern ist das zum Beispiel nicht nötig.“

Ist Fieber gefährlich?

Fieber allein ist für ansonsten gesunde Kinder nicht lebensbedrohlich und sogar wichtig für die Abwehr von Krankheitserregern. In seltenen Fällen kann es aber auf eine schwere Erkrankung hinweisen. Dann zeigen kleine Pa­tienten aber meist weitere Symptome, wie oben beschrieben.

Verschlechtert sich der Allgemeinzustand bei Babys und Kindern, wollen sie etwa nicht trinken, werden ganz blass und sind sehr schläfrig, sollten sie schnellstens zum Arzt oder zur Ärztin.

Was sind die Ursachen für Fieber?

Oft fiebern Kinder ohne eindeutig erkennbare Ursache. Weit verbreitete Viren oder Bakterien lösen etwa 90 Prozent aller Fieberzustände aus, die für Betroffene zwar unangenehm sein können, aber meist harmlos verlaufen.

Ganz typische Ursachen in den ersten Lebensjahren sind Atemwegsinfektionen wie eine Mittelohrentzündung, Mandelentzündung, Bronchitis und Lungenentzündungen – oder die ganz banale Erkältung.

Auch Magen-Darm-Infektionen und Harnwegsinfektionen sind häufig. Selten stecken Hirnhautentzündungen dahinter, noch seltener sind andere Ursachen.

Warum bekommen gerade Babys und Kleinkinder so häufig Fieber?

Babys und Kleinkinder haben häufiger Fieber, weil ihr Immunsystem anfangs gegen viele Krankheitserreger noch keine Abwehrstoffe hat. Jedes Mal, wenn ein unbekannter Erreger eindringt, läuft deshalb der Mechanismus erst an, um den Eindringling abzuwehren. „Das Immunsystem übt“, sagt Weiß. Beim ersten Kontakt mit einem Virus oder Bakterium reagieren die Kleinen daher meist mit Fieber.

„Bei einem zweiten oder dritten Kontakt fällt die Reaktion durch den schon zum Teil bestehenden immunologischen Schutz weniger heftig aus“, erklärt der Kinderarzt. Häufig dauert der Kampf gegen die Erreger nur drei Tage – dafür ist das Fieber oft höher –, doch auch fünf bis sieben Tage sind absolut im Rahmen.

Wann sollte man Fieber senken?

Wenn das Kind darunter leidet! „Nicht die Temperatur auf dem Fieberthermometer ist entscheidend, sondern der Zustand des Kindes“, sagt Achenbach. Heißt: Wenn Kleine sehr abgeschlagen sind, nichts mehr trinken wollen oder wegen des Fiebers nicht schlafen können, sollte man ihnen ein fiebersenkendes Mittel geben.

Ist das Kind einigermaßen fit, dürfen Eltern es ruhig fiebern lassen. „Wenn das Fieber unterdrückt wird, kann der Körper nicht so effektiv gegen die Erreger kämpfen“, sagt Achenbach. Manche Infekte dauern dann sogar länger. Wichtig ist aber auf jeden Fall, dass das Baby oder Kind ausreichend trinkt.

Welche Fiebermittel eignen sich?

Paracetamol und Ibuprofen sind bei Kindern die passenden Mittel“, sagt Apotheker Bernhard Eiber. Welches infrage kommt, hängt von vielen Faktoren wie Alter, Gewicht und Beschwerden ab. Dazu beraten die Kinderärztin oder der Kinderarzt sowie die Apotheke. Bei Babys unter drei Monaten wird beispielsweise meist Para­cet­amol verordnet. „Der Wirkstoff ist schon ab drei Kilogramm Körpergewicht zugelassen“, sagt Eiber.

Ibuprofen können Kinder ab drei Monaten und einem Gewicht von sechs Kilogramm bekommen. Es wirkt stärker entzündungshemmend als Paracetamol und abschwellend. „Bei einer Mittel­­ohrentzün­dung ist Ibuprofen also durchaus sinnvoll“, so Eiber. Nachteil: Es greift die Magenschleimhaut an. Eltern sollten sich beraten lassen.

Wichtig bei beiden Wirkstoffen: die altersgemäße Dosierung beachten! Mittel mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) sind für Kinder unter zwölf Jahren tabu. „Sie können bei Kindern gefährliche Nebenwirkungen haben“, so Eiber.

Fiebersaft oder Zäpfchen?

Babys bis zu zirka einem halben Jahr bekommen meist Zäpfchen. Sie lassen sich unkompliziert verabreichen und wirken schnell. „Sobald Kinder sitzen können, kann man ihnen auch einen Saft geben“, sagt Achenbach. Der lässt sich genauer dosieren. „Arzt oder Apotheker können die richtige Dosis bezogen auf das Gewicht milli­litergenau ausrechnen“, so der Experte. Bei Zäpfchen geht das nicht. Grundsätzlich gilt aber: Eltern sollten das verabreichen, womit sie und ihr Kind am besten zurechtkommen.

Darf man Ibuprofen und Paracetamol im Wechsel geben?

Im Prinzip schon. Ärztinnen und Ärzte empfehlen manchmal die Gabe von Ibuprofen und Paracetamol im Wechsel, wenn das Fieber schnell wieder ansteigt, der Zeitintervall bis zur nächsten Gabe aber noch nicht um ist. „Das sollte aber immer ein Arzt anordnen“, sagt Apotheker Eiber. Dieser wird zunächst überprüfen, ob das bisher verwendete Mittel korrekt dosiert wurde. „Die Dosis wird genau berechnet und kann von der Angabe auf der Packung abweichen“, erklärt Achenbach. Oder es kann eben zusätzlich ein zweites Mittel verordnet werden. „Aber auch zwischen einer Paracet­amol- und Ibuprofengabe sollten drei bis vier Stunden liegen“, sagt Achenbach. Sein Tipp: unbedingt notieren, zu welcher Uhrzeit das Kind welches Medikament genommen hat. Und: wenn das Fieber trotz dieser Medikamente nicht sinkt, ist das ein Grund, zur Ärztin oder zum Arzt zu gehen!

Dürfen fiebernde Kinder nach draußen?

„Wer einen Infekt hat, sollte möglichst Ruhe halten“, sagt Achenbach. Der Herzschlag ist erhöht, der Körper durch den Infekt mehr belastet. Gegen eine ruhige Spazierfahrt im Kinderwagen sei aber nichts einzuwenden. Kitakinder sollten einen Tag fieber- und beschwerdefrei sein, bevor sie wieder in die Einrichtung gehen.


Quellen:

  • [1] Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e. V. (DGKJ): Mein Kind hat Fieber, DGKJ-Elterninformation. https://www.dgkj.de/... (Abgerufen am 02.04.2024)