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Wenn ich etwas auf den Tod nicht ausstehen kann, dann sind das dauergähnende Langschläfer. Und was ich noch viel weniger mag, sind quirlige Frühaufsteher. Sie sehen darin einen zum Himmel schreienden Widerspruch? Ich nicht. Denn meine Tochter ist beides. Immer abwechselnd. Alle sechs Monate neu. Einmal Murmeltier, einmal früher Vogel. Die Krux: Immer, wenn ich mich gerade an das christliche Langschläferverhalten gewöhnt habe, läutet sie wie aus heiterem Himmel die 5:30-Uhr-Phase ein.

Vom Morgenmuffel zum frühen Vogel – und zurück

Wenn es wenigstens komfortable Gewöhnungsphasen zwischen den wechselnden Schlafkulturen geben würde. Aber nein, das kommt immer ruckartig wie ein Stromschlag. So geschehen beispielsweise vor einem halben Jahr. Nach einer entspannten Zeit mit einem 8-Uhr-Durchschlafkind war es mal wieder so weit. Stunden vor Sonnenaufgang stand eine hellwache Fünfjährige vor meinem Bett. Fit wie ein Turnschuh. Die ersten Wochen der frühen Bettflucht waren wie immer eine Qual. Mehr tot als lebendig habe ich das morgendliche Müsli angerührt und in Trance die Zähne geputzt. Aber langsam gewöhnte ich mich wieder daran, mit nur einem geöffneten Auge Messer und Butter zu koordinieren und meiner Tochter in halbwachem Zustand einen einigermaßen adretten Pferdeschwanz zu binden.

Vier Monate später war ich wieder ein Profi in Sachen Early-Bird. 5:30 Uhr, ohne Augenringe den Sonnenaufgang angucken und vor dem Kindergarten Bibi Blocksberg hören. Gute Laune inklusive. Und dann, an einem dunklen Dienstagmorgen im April: nichts als ein geraunztes "Grmpfh" aus dem Kinderbett.

Wie bitte? "Mama, ich bin noch so müde, lass mich bitte schlafen." Da  war er wieder. Der Wechsel des Grauens. Das wusste ich genau, als ich in  meinen Bugs-Bunny-Pantoffeln vor dem friedlich ratzenden Kind stand.

Mama, steh auf, du Langschläfer!

Seitdem ist es eine wahre Tortur, meine Tochter aus den Federn zu  bringen. Lieblingsfrühstück, Sonnenaufgang, Bettdeckenentzug. Nichts  kann dieses Mädchen vor acht Uhr aus dem Tiefschlaf wecken. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, alleine kakaotrinkend Bibi  Blocksberg zu hören – um halb sechs Uhr morgens. Aber mir schwant schon  jetzt: Die nächsten Monate werde ich damit verbringen, mich ebenfalls an  die späte Auftstehzeit zu gewöhnen. Und wenn ich es dann geschafft  habe, ist wieder Hausgeist-Alarm vor Sonnenaufgang: "Mama! Steh auf, du  Langschläfer!"