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Herr Prof. Klimek, Sie sind Präsident des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen. Wie kann man Heuschnupfen in der Schwangerschaft behandeln?

Wichtig ist, dass Allergikerinnen Pollen meiden. Also etwa die Fenster während der Zeit des Pollenfluges geschlossen halten oder im Auto darauf achten, dass spezielle Innenfilter die Konzentration der Pollen in der Luft reduzieren. Komplett fernhalten kann man die Pollen aber nicht.

Deswegen können Patientinnen mit modernen antientzündlichen Corticoid-Sprays, zum Beispiel mit dem Wirkstoff Mometason, die Schleimhäute vor den Pollen schützen. Die Wirkstoffe der Sprays werden nur in sehr geringem Maße aufgenommen beziehungsweise noch in der Nasenschleimhaut abgebaut. Dadurch belastet man weder den eigenen Körper noch den des Ungeborenen. In jedem Fall sollten schwangere Frauen aber auch rezeptfreie, antiallergische Medikamente mit ihrem Arzt absprechen.

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Bei einer Allergie spielt der körpereigene Botenstoff Histamin eine bedeutende Rolle. Antihistaminika, also antiallergische Medikamente, die die Wirkung von Histamin unterbinden, helfen gegen Heuschnupfen. Dürfen Schwangere sie verwenden?

Auf keinen Fall ohne Rücksprache mit ihrem Arzt. Grundsätzlich gilt, dass Nasensprays und Augentropfen in der Schwangerschaft gegenüber Tabletten zu bevorzugen sind. Vielen Frauen helfen diese örtlich wirksamen antiallergischen Mittel gut. Während der Schwangerschaft sollte man nie ohne ärztlichen Rat freiverkäufliche Medikamente nehmen.

Frauen, denen keine andere Therapie mehr hilft, können Ärzte Kortison auch in Tablettenform verschreiben. Kortison ist in seinen Grundzügen ein körpereigenes Hormon, das in Stresssituationen ausgeschüttet wird, unter anderem auch in der Schwangerschaft. Wenn man es gezielt, kurzfristig und kontrolliert einsetzt, ist es nicht schädlich. Genau das wird der Arzt besonders bei Schwangeren beachten.

Kann die Allergie durch die Schwangerschaft verändert werden?

Ja, absolut. Bei jeder hormonellen Umstellung, wie in der Pubertät, Schwangerschaft oder in den Wechseljahren, gibt es häufig Wirkungen auf das Immunsystem. Das ist auch beim Heuschnupfen so. Allerdings kann man nicht vorher sagen, in welche Richtung es sich verschiebt.

Wir haben Patientinnen, die nach der Schwangerschaft sagen, ihr Heuschnupfen sei in den Jahren darauf deutlich besser geworden. Leider gibt es bei manchen werdenden Müttern auch negative Auswirkungen und die Symptome verschlimmern sich oder treten erstmals auf.

Wie können schwangere Frauen einen Heuschnupfen erkennen? Wie unterscheidet man ihn von einer Erkältung oder der verstopften Nase in der Schwangerschaft?

Das ist oft gar nicht so einfach auseinander zu halten. Ein wichtiges Unterscheidungskriterium zur Erkältung ist die Frage nach Augenbeschwerden. Also nicht nur eine juckende, verstopfte Nase sondern gleichzeitig auch tränende, juckende Augen sind Zeichen für einen Heuschnupfen. Auch ein trockener Reizhusten kann auf einen Heuschnupfen und ein beginnendes allergisches Asthma hindeuten.

Wichtig ist natürlich auch der Zeitpunkt des Auftretens der Beschwerden: Ein Blick in die Tageszeitung oder in eine Pollen-App hilft abzuschätzen, ob aktuell allergieauslösende Pollen in der Luft sind.

Was sollten Schwangere mit allergischem Asthma beachten?

Wichtig ist, dass sie medikamentös gut eingestellt sind und ihre Asthmamedikamente gewissenhaft einnehmen. Allergisches Asthma kann sehr gefährlich werden, wenn Schwangere experimentieren und während der Schwangerschaft möglichst wenig oder nichts nehmen wollen. Dadurch gefährden sie das Kind mehr, als wenn sie die vom Arzt verordneten Medikamente weiter einnehmen. Alle Arzneien sollten aber gemeinsam mit dem Arzt auf die Schwangerschaft abgestimmt sein.

Wie können Frauen in der Schwangerschaft Heuschnupfen vorbeugen?

Frauen, die Heuschnupfen haben, sollten am besten schon vor der Schwangerschaft eine Immuntherapie machen. Bei dieser Therapie spritzt der Arzt das Allergen in steigender Dosis in das Fettgewebe unter der Haut am Oberarm.

Die Chance, die Symptome zu lindern, stehen sehr gut. Viele Frauen können somit auf Medikamente in der Schwangerschaft verzichten. Aber man muss die Immuntherapie schon Monate oder Jahre vor der Schwangerschaft starten. Wenn die Patientin schon schwanger ist, macht es keinen Sinn, die Therapie zu beginnen.

Muss die Immuntherapie in der Schwangerschaft abgebrochen werden?

Wenn die Patientin die Immuntherapie gut verträgt, ist es eigentlich nicht nötig, sie abzubrechen. Aber falls nach der Einnahme der Tabletten oder der Spritze zum Beispiel Hautquaddeln oder Luftnot als Nebenwirkungen auftreten, muss die Therapie unterbrochen werden. Nach der Schwangerschaft kann die Patientin die Immuntherapie bei ihrem Arzt weiterführen.

Kann sich der Heuschnupfen verstärken, wenn die Therapie frühzeitig abgebrochen wird?

Nein, die Symptome können durch einen frühzeitigen Therapieabbruch nicht verstärkt werden. Es ist möglich, dass Symptome wie die verstopfte Nase, tränende Augen oder auch allergisches Asthma gleich stark ausgeprägt bleiben wie in den Jahren zuvor. Aber keine Sorge, es wird nicht schlimmer.

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