Welche Zimmerpflanzen sind giftig?
Sie sind nicht nur schön, sondern manchmal auch giftig oder stachelig: Zimmerpflanzen. Was Eltern bei der Auswahl beachten sollten, um ihr Kind zu schützen

Kugelkaktus: Greift ein Baby hinein, kann das ganz schön wehtun
Bunt ist attraktiv. Was die Natur sich überlegt hat, um Bienen auf Blüten zu locken, wirkt auch bei Kindern. Kaum steht das Usambaraveilchen in voller Blüte, zupft der Nachwuchs jedes einzelne der blauen Blättchen ab. Manche Stubenblumen wissen sich aber zu wehren. Von ihren wilden Verwandten haben sie Strategien geerbt, die sie vor Feinden – egal, ob Kuh oder Kleinkind – schützen: Gift, Dornen, Stacheln.
Bei einem stacheligen Kaktus merkt ein Kind sofort, dass er nicht angefasst werden will. Einer giftigen Pflanze sieht man die Gefahr nicht an. "Stark giftig sind zum Glück nur sehr wenige Zimmerpflanzen", sagt Dagmar Eckart, die in der Giftzentrale der Universitätsmedizin Mainz den Bereich Pflanzen und Pilze betreut. Wenn die Biologin Anrufe von besorgten Eltern bekommt, kann sie meist Entwarnung geben. "Aber je mehr giftige Pflanzenteile ein Kind schluckt, desto schlimmer kann das ausgehen." Mit einigen Sicherheitsvorkehrungen schützt man Kinder vor Pflanzen.
Beim Kauf über Zimmerpflanzen erkundigen
Die wichtigste Regel: Kenne dein Grünzeug! "Wer weiß, was er für Zimmerpflanzen hat, erspart sich im Notfall viel Stress", sagt Dr. med. Carola Seidel, stellvertretende Leiterin der Informationszentrale gegen Vergiftungen am Zentrum für Kinderheilkunde des Universitätsklinikums Bonn. Hat sich der Nachwuchs die hübschen gelben Blüten bereits in den Mund gestopft, können Eltern, die wissen, dass das eine ungiftige Pantoffelblume war, aufatmen. Schon beim Kauf sollten Eltern sich nicht nur nach Standortvorlieben der Pflanze erkundigen, sondern auch darüber, ob sie vielleicht giftig ist.
In den dicken Blättern des Gummibaumes befindet sich zum Beispiel ein Milchsaft, der bei Kindern Bauchschmerzen und Erbrechen auslösen kann. Ebenfalls gefährlich sind Ritterstern oder Fensterblatt (siehe unten). Sie stehen am besten weit oben und sind so für Kinder unerreichbar. Alte Blätter und Blüten sollten nicht auf den Boden fallen können und so quasi direkt vor den Händchen krabbelnder Blumenfreunde landen.
Pflanzen außer Reichweite stellen
Die wilden Formen der Zimmerpflanzen sind oft viel giftiger, als ihre auf Schönheit gezüchteten Verwandten. "Meist kommt es nur zu leichten Schleimhautreizungen, wenn Kinder mit giftigen Pflanzenteilen in Kontakt kommen", sagt Dagmar Eckart. Halskratzen, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall sind die häufigsten Symptome. Kinder sollten viel trinken, nachdem sie ein Pflanzenteil gegessen haben - sofern Arzt oder Giftnotruf nichts Gegenteiliges raten. So lassen Reizungen nach. Ist die Pflanze giftig oder sind sich die Eltern nicht sicher, sollten sie sofort den Giftnotruf in ihrer Nähe kontaktieren und den Anweisungen der Experten folgen.
Meist ist nur ein bestimmter Teil der Pflanze giftig. In Stängeln und Blättern sammelt sich oft der schon erwähnte gefährliche Milchsaft. Aber auch Blüten oder Teile der Wurzelknollen können, einmal verschluckt, Symptome auslösen. In vielen Fällen steckt das Gift in Früchten. Bei Zimmerpflanzen dienen Beeren meist als Zierde. Deshalb möchten Heimgärtner sie natürlich ungern entfernen. "Es reicht, wenn die Pflanze außer Reichweite steht. Bevor die Früchte aber abfallen, sollte man sie abpflücken und entsorgen", rät Eckart.
Typische Zimmerpflanzen: Das sollten Sie beachten


Ritterstern: Die Blume mit den großen, trichterförmigen Blüten gehört zur Familie der Amaryllisgewächse. Ihr giftigster Bestandteil ist die knollige Zwiebel, aber auch in Blättern und Blüten stecken Stoffe, die Hautreizungen, Übelkeit, Schweißausbrüche und schlimmstenfalls Herzrhythmusstörungen auslösen.

Stechpalme: Die stacheligen Blätter der Pflanze, die auch Christdorn genannt wird, sollen die Früchte vor ungebetenen Essern schützen. Wenn Tier oder Mensch trotzdem von den kleinen roten Beeren kosten, bestraft die Stechpalme das mit Bauchweh, Erbrechen und Durchfall. Schon zwei bis drei Beeren können für Kinder gefährlich sein.

Fensterblatt: Je älter die Blätter dieser Pflanze, desto größer werden die Kerben, die für das Fensterblatt so charakteristisch sind. Aber Vorsicht, in den Blattzellen befinden sich mikroskopisch kleine Nadeln und ein brennender Saft. Verschluckt man Pflanzenteile, kann die Zunge stark anschwellen, und das Schlucken tut weh. Kinder – und übrigens auch Haustiere – sollten keine Chance haben, an ein Fensterblatt zu gelangen.

Flamingoblume: Der Name der Pflanze kommt von der Blüte, die in ihrer Form entfernt an einen Flamingo erinnert. Sie gehört, wie das Fensterblatt, zu den Aronstab-Gewächsen und besitzt ebenfalls winzige Nadeln, die giftigen Zellsaft in die Haut injizieren. Rötungen und schmerzhafte Blasen sind die Folge. Früher wurde die Pflanze deshalb zur Folter genutzt. Ein Grund, sie nicht in einen Haushalt mit Kindern zu stellen.

Weihnachtsstern: Was wie die Blüte aussieht, sind nur große, rote Blätter. Sie stehen um die kleinen, weißen Blüten herum. Die Wildform des Weihnachtssterns ist sehr giftig. Die Zimmervariante kann ebenfalls Haut und Schleimhäute reizen. Anfassen macht nichts, in den Mund stecken löst unter Umständen Symptome aus.