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Ein bisschen Kuscheln, das Kind streicheln, an den Haaren und am Hals schnuppern. Das Kleine genießt es, dreht sich um, lächelt und öffnet den Mund – eine alltägliche Szene. Aber manchmal strömt Eltern dann ein unangenehmer Duft entgegen. Tatsächlich können auch schon die Kleinsten fiesen Mundgeruch haben. Laut dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte sind schätzungsweise zehn bis 15 Prozent der Kinder betroffen, bei Erwachsenen ist es jeder vierte. "Meist verursachen Probleme im Mundraum die Gerüche", erklärt Professor Dr. Jörg Seidel, Kinder- und Jugendarzt in Jena. Genauer lässt sich das erst einmal nicht sagen. Denn Mundgeruch ist keine eigene Krankheit, nur in manchen Fällen der deutlich riechbare Ausdruck für etwas, das nicht in Ordnung ist.

Der Geruch von Karies

Da sind einerseits natürlich die Zähne. Ohne ordentliches Putzen lagern sich Beläge ab. Zwischen den Zähnen bleiben Speisereste hängen, und Karies kann sich entwickeln. "Kaputte Zähne riechen oft", sagt Professor Dr. Christian Hirsch, Direktor der Klinik für Kinderzahnheil­kunde am Universitätsklinikum Leipzig. Während bei Erwachsenen Mundgeruch in 90 Prozent der Fälle durch Probleme wie kaputte Zähne, Zungenbeläge oder Parodontitis ausgelöst wird, müffeln aber Kinder oft auch, wenn sie einen Infekt haben.

Stecken Erkrankungen dahinter?

Erkrankungen der Mundschleimhaut oder des Rachens bringen das sorgfältig austarierte Gleichge­wicht von Pilzen und Bakterien in der Mundhöhle schon mal ziemlich durcheinander. "Ganze Bakterien­kolonien können ent­stehen und stoßen Gase aus. Bakterienpups quasi. Und der stinkt – je mehr Bakterien es sind, desto kräftiger", erklärt Zahnmediziner Christian Hirsch.

Auch auf der Zunge oder im Bereich der Mundschleimhaut sammeln sich gern Keime an. Besonders gut geht es ihnen, wenn das Kind eine verstopfte Nase oder Probleme mit den Nasennebenhöhlen hat und durch den Mund atmet. Dann können sich die Erreger ungestört vermehren und werden nicht so häufig durch regelmäßiges Schlucken mit dem Speichel her­untergespült.

Zudem gibt es bei Kindern noch eine ganz besondere, für Erwachsene eher unübliche Ursache: Gegenstände in der Nase. Das können Murmeln, Geldstücke, kleine Bausteine, Perlen oder getrocknete Erbsen sein. Gerade bei Kleinkindern sollte man diese Möglichkeit in Betracht ziehen. Denn haben die Kleinen sich unbeobachtet etwas in die Nase geschoben, bekommen Eltern das manchmal erst mit, wenn es anfängt zu müffeln.

Ein Fall für Spezialisten?

Doch was können Eltern gegen den Geruch tun? Schauen Sie als Erstes in den Mund Ihres Kindes. Sehen die Zähne gut aus? Haben sich Beläge gebildet? Putzen Sie die Zähne Ihres Kindes. Für Kinder ab zwei Jahren gilt: "Wir empfehlen, zweimal am Tag die Zähne mit einer erbsen­großen Menge Kinderzahnpasta zu reinigen", sagt Zahn­arzt Hirsch. Und ergänzt: "Falls das Kind es zulässt, können Eltern zudem versuchen, vorsichtig die Zunge zu putzen." Weiterer Tipp: regel­mäßig Wasser trinken, um die Zahl der Bakterien im Mund zu reduzieren. "Sollte der Ge­ruch nach einer Woche nicht verschwunden sein, fragen Sie am besten Ihren Kinderarzt", rät Jörg Seidel.

Er behandelt Infekte und überweist die kleinen Patienten bei Bedarf zum Zahnarzt. "Entdecke ich einen Gegenstand in der Nase, schicke ich die Kinder zum Hals-Nasen-Ohrenarzt oder in eine Kindernotfallambulanz", sagt Jörg Seidel. Dort holen die Spezialisten den Fremdkörper schnell und routiniert hervor.

Findet der Kinderarzt ­Flüssigkeit hinter dem Trommel­fell, müssen die Kleinen ebenfalls zum HNO-Arzt. Er schaut sich mit speziel­len Instrumenten genau an, ob eine ver­größerte Rachenmandel dazu beiträgt, dass das Kind zum Beispiel ständig durch den Mund atmet.

Wenn mehr dahintersteckt?

Können Zahnarzt und HNO-Arzt nicht helfen, sucht Kindermediziner Seidel weiter. In seltenen Fällen stecken nämlich andere Erkrankungen hinter dem unangenehmen Geruch. So leiden Säuglinge manchmal unter Reflux – bei ihnen schließt der Muskel zwischen Magen und Speise­röhre nicht richtig. Ein Teil des Magen­inhalts fließt zurück in die Speise­röhre oder gar bis in den Mund.

Auch Stoffwechselprobleme wie zum Beispiel eine Diabeteserkrankung können Mundgeruch verursachen. "Das ist dann ein Geruch wie nach frischen, grünen Äpfeln", erklärt Seidel und rät Eltern, in diesem Fall unbedingt zügig zum Arzt zu gehen. "So können wir einem Kind, das eine Diabeteserkrankung entwickelt, schnell helfen."

Aber das sind äußerst seltene Fälle. Wenn das Kleine aus dem Mund müffelt, müssen Eltern deshalb nicht gleich in Panik verfallen. Zähneputzen, Wasser trinken oder warten, bis der aktuelle Infekt abgeklungen ist, helfen in den allermeisten Fällen weiter. Und der üble Geruch verschwindet.

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