Logo der Apotheken Umschau

Zugegeben, es gibt Smalltalktauglichere Themen als die perfekte Monatshygiene. Dabei gäbe es viel darüber zu sagen: Denn schätzungsweise 500 Mal hat eine Frau im Lauf ihres Lebens ihre Periode, und genauso oft benutzt sie irgendeine Art von Hygieneartikel. Fast 17.000 Binden oder Tampons verbraucht sie bis zu ihrer letzten Regelblutung – und verursacht damit jede Menge Müll. Die umweltfreundlichere Alternative sollen sogenannte Menstruationstassen sein, die in letzter Zeit in sozialen Netzwerken und Blogs stark beworben werden. Was steckt hinter dem Trend? Für wen sind die Tassen geeignet? Und welche Vor- und Nachteile haben sie gegenüber Binden und Tampons? Hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Doris Scharrel ist niedergelassene Gynäkologin in Kronshagen und Vorstandsmitglied im Berufsverband der Frauenärzte

Doris Scharrel ist niedergelassene Gynäkologin in Kronshagen und Vorstandsmitglied im Berufsverband der Frauenärzte

Wie genau funktionieren Menstruationstassen?

Die Tassen, auch Cups genannt, werden mithilfe einer speziellen Falttechnik in die Scheide eingeführt, so dass die Öffnung der Menstruationstasse an den Scheidenwänden andockt. "Der Verschluss ist so dicht, dass das Menstruationsblut im Becher aufgefangen wird", erklärt Doris Scharrel, Gynäkologin aus Kronshagen und 2. Vorsitzende im Berufsverband der Frauenärzte. Nach einigen Stunden nimmt man die Menstruationstasse heraus, leert das Blut aus und reinigt die Tasse mit klarem Wasser. Danach kann sie wieder eingesetzt werden.

Sind die Tassen nicht hygienisch schwierig?

"Aus pharmazeutischer Sicht gibt es da keine Bedenken", sagt die Ansbacher Pharmazeutin Tanja Franz, die die Cups auch in ihrer Apotheke verkauft. Die Tassen bestehen aus medizinischem Silikon, einem glatten Material, auf dem Bakterien eher selten siedeln. "Wichtig ist natürlich eine gute Handhygiene vor und nach dem Einsetzen der Tassen", so die Expertin. Auch sollten die Tassen regelmäßig entleert werden. Zwischen den einzelnen Anwendungen reicht es, die Tasse mit klarem Wasser abzuspülen. "Manche Hersteller bieten auch spezielle Reinigungslösungen an", sagt Franz. Sie rät, die Tassen nach der letzten Blutung im Zyklus einmal auszukochen, bevor sie einen Monat später wieder zum Einsatz kommen.

Tanja Franz ist Pharmazeutin und hat eine eigene Apotheke in Ansbach

Tanja Franz ist Pharmazeutin und hat eine eigene Apotheke in Ansbach

Welche Vorteile haben die Cups?

Die Becher sind unsichtbar. Kein lästiges Rückholbändchen schaut heraus, sie können problemlos beim Sport, Schwimmen oder sogar in der Sauna getragen werden. "Wenn Tampons zu häufig gewechselt werden, haben sie den Nachteil, dass sie die Vaginalschleimhaut etwas austrocknen", sagt Doris Scharrel. Vor allem an den letzten Tagen der Regel kann das Einführen dann etwas unangenehm sein. Binden verrutschen häufig in der Unterhose, manche Frauen mögen es zudem nicht, dass die Schamhaare mit der Menstruationsflüssigkeit in Kontakt kommen und durch das Blut Körpergeruch entsteht. "Ausschlaggebend ist für viele auch der ökologische Aspekt, wenn sie sich für die Cups entscheiden", glaubt Apothekerin Franz. Dadurch, dass es sich bei den Menstruationstassen um wiederverwendbare Produkte handelt, spart man vor allem Müll.

Eignen sich die Tassen für jede Frau?

"Frauen, die ein Problem damit haben, einen Tampon oder ein Vaginalzäpfchen einzuführen, werden sich auch mit den Menstruationstassen schwertun", meint Gynäkologin Scharrel – zumal das Einsetzen der Cups auch bei routinierten Tamponanwenderinnen oft ein bisschen Übung braucht. "Manche Frauen finden es außerdem unangenehm, ihr gesammeltes Menstruationsblut zu sehen und zu entsorgen. Auf öffentlichen Toiletten ohne Waschbecken in der Kabine kann das Ausleeren und Reinigen zudem kompliziert werden. "Grundsätzlich ist der Hygieneaufwand bei den Tassen schon größer", findet Scharrel. Für Frauen, die zu Vaginalinfektionen und Pilzen neigen, seien luftdurchlässige Binden die beste Wahl.

Können die Tassen das Toxische-Schock-Syndrom (TSS) begünstigen?

Das TSS ist eine äußerst seltene, aber lebensgefährliche Erkrankung, die durch bestimmte Bakterien, meist sogenannte Staphylokokken, ausgelöst wird. Durch die Ausschüttung von speziellen Giftstoffen dieser Keime kommt es zu Symptomen wie hohem Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Muskelschmerzen, Blutdruckabfall und Benommenheit. Immer wieder wird das TSS auch mit dem Gebrauch von Tampons in Verbindung gebracht. Solange die Hautbarriere intakt ist, sind Staphylokokken, die natürlicherweise auf der menschlichen Haut- und Schleimhaut siedeln, ungefährlich. "Wenn sich allerdings eine Eintrittspforte bietet, können sie weiter in den Körper vordringen und im schlimmsten Fall das TSS auslösen", sagt Doris Scharrel.

Beim Tampongebrauch kann so eine Infektion zum Beispiel über eine minimale Verletzung in der Vagina entstehen. Stark vollgesogene Tampons, die zu lange in der Scheide verbleiben, sind zudem ein guter Nährboden für die Keime. Auch bei der Verwendung von Menstruationstassen sei eine Infektion prinzipiell denkbar, sagt Frauenärztin Scharrel. "Handhabt man die Tassen mit unsauberen Händen oder langen Fingernägeln, könnte dies Verletzungen und eine Infektion begünstigen", meint sie. Bislang gibt es allerdings nur in Kanada einen dokumentierten Fall von TSS in Zusammenhang mit den Cups.

Lesen Sie auch:

Frau mit Wärmflasche auf dem Bauch

Menstruation nach der Schwangerschaft

Wann nach einer Geburt die Periode wieder einsetzt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. So kann etwa die Stillzeit den Beginn der Regel verzögern. zum Artikel

Tampons

Toxisches Schocksyndrom: Was ist das?

Wenn Tampons oder bestimmte Verhütungsmittel zu lange in der Scheide bleiben, können sich giftige Stoffe bilden. Wie gefährlich das Toxische Schocksyndrom ist zum Artikel