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Die Nabelschnur verbindet­ Mutter und Kind monatelang auf ­faszinierende Weise. Über sie wird das Baby an die Plazenta­ angedockt und erhält Nahrung und Sauerstoff. Nach der Geburt bleibt nur ein kleiner Teil ­übrig: Der Nabelschnurrest ist wenige Zentimeter lang und wird mit einem kleinen Verschluss abgeklemmt. Diese Nabelklemme wird in der Regel zwei bis drei Tage nach der Geburt entfernt. Dann ist der ­Nabel schon so weit getrocknet, dass kein Blut mehr austritt.

Bis der Nabelschnurrest abfällt, dauert es aber häufig etwas. "In der Regel geschieht dies zwischen dem fünften und zehnten Lebenstag", sagt Kinderärztin Cornelia Katzorke aus Flöha. "Man muss sich aber auch keine Sorgen machen, wenn es schon am dritten Tag passiert oder erst nach drei Wochen."

Cornelia Katzorke ist Kinder- und Jugendärztin mit eigener Praxis in Flöha bei Chemnitz

Cornelia Katzorke ist Kinder- und Jugendärztin mit eigener Praxis in Flöha bei Chemnitz

Wichtig: Den Nabel trocken halten

Eltern müssen in dieser Zeit nur eines beachten: dass der Nabel trocken bleibt. Klingt einfach. Doch Andrea Steinhilber, leitende Hebamme am Sana-Klinikum Remscheid, weiß, dass die meisten Res­pekt vor dem Nabelschnurrest haben. Gut zu wissen: Im ­Nabel befinden sich keine Nerven. Er ist also nicht schmerzempfindlich. "In den allermeis­ten Fällen heilt die Wunde ganz problemlos ab", sagt sie.

Die Hebamme empfiehlt, den Nabelschnurrest mit einer Kompresse zu umwickeln. "Sie nimmt Flüssigkeit auf und sorgt dafür, dass die Nabelschnur schnell austrocknet. Sie lässt aber dennoch genügend Luft an die Haut", erklärt Andrea Steinhilber. Ist eine Kompresse schmutzig oder feucht, sollte sie sofort gewechselt werden.

Andrea Steinhilber ist leitende Hebamme am Sana-Klinikum Remscheid

Andrea Steinhilber ist leitende Hebamme am Sana-Klinikum Remscheid

Alternative: Offen abheilen lassen

Allerdings gehe es auch ohne­ Kompressen. "Da hat im ­Grunde jede Hebamme­ ihre eigene Philosophie. Es ist auch möglich, den ­Nabel ­offen abheilen zu lassen", sagt Andrea Steinhilber. Wichtig sei dann, dass viel Luft an den Nabel komme. Beim Wickeln müssten Eltern darauf achten, die Windel am oberen Rand so umzuschlagen, dass Klemme und Wunde nicht davon bedeckt werden.

Manche Hebammen verwenden zur Nabelpflege Puder: Der sorgt dafür, dass der Nabel schneller austrocknet. Wie der Nabel versorgt wird, entscheidet jede Klinik beziehungsweise die Nachsorgehebamme. Egal, welche Art der Nabelpflege gewählt wird, immer gilt: Cremes oder ­Lotionen haben am Nabelrest nichts verloren, weil sie das Gewebe, das trocknen soll, wieder aufweichen würden.

Kein striktes Badeverbot mehr

So unterschiedlich die Tipps in Sachen Nabelpflege sind, so verschieden lauten auch die Ratschläge, wenn es um das Baden des Babys geht, solange der Nabelschnurrest dran ist. Inzwischen sei man vom strikten Badeverbot abgerückt, sagt die Hebamme. Auch Kinderärztin Katzorke sieht keinen Grund für ein Verbot: Wer sein Baby baden wolle, könne das tun. "Umso wichtiger ist dann gutes Abtrocknen", empfiehlt Katzorke.

Grundsätzlich gilt bei der Nabelpflege: Weniger ist mehr. Wichtig: Sich vorher gut die Hände zu waschen. Auch wenn die ­kleine Wunde bei fast allen Kindern ­völlig komplikationslos heilt, besteht doch ein geringes Infektionsrisiko. Laut Weltgesundheitsorganisation kommt es nur bei 0,2 bis 0,7 Prozent aller Neugeborenen zu Entzündungen.

Wann zum Arzt?

"Wenn sich um den Nabel Rötungen bilden, sollte man in ­jedem Fall den Kinderarzt einen Blick darauf werfen lassen", sagt ­Cornelia Katzorke. Das gilt auch, wenn der Nabel schmiert, unangenehm riecht, anschwillt oder blutet. ­­Eine Infektion wird durch Bakterien ausgelöst und muss immer behandelt werden, da sonst ­eine Sepsis, also eine Blutvergiftung, droht. "Bei einer Infektion verschreibt der Arzt antibiotische und antiseptische Salben oder Tropfen", so Katzorke. Manchmal bilden sich auch kleine, bläulich-­rote Geschwülste. Dieses so­genannte Nabel­granulom wird vom Arzt un­-
kompliziert entfernt.

Auch nach dem Abfallen des Nabel­schnurrests kann es vor­kommen, dass ­­etwas Wundsekret austritt. Hebammen sprechen vom "Schmier­nabel", der harmlos ist und von selbst verheilt. Babys ­Mitte sollte aber immer schön trocken bleiben, damit sich an dieser empfindlichen Stelle keine Keime an­­siedeln.