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Erst die gute Nachricht: Fast 80 Prozent der Zwölfjährigen in Deutschland haben kariesfreie Zähne. Zusammen mit Dänemark liegt Deutschland mit diesem Wert international an der Spitze. Das ergab eine Studie im Auftrag der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahn­pflege, für die bundesweit über 300 000 Kinder untersucht wurden.

Und nun die schlechte Nachricht: Bei den Sechs- bis Siebenjährigen haben nur gut 53 Prozent gesunde Zähne. Und nun die ganz schlechte Nachricht: Fast 14 Prozent der Dreijährigen sind bereits von Karies betroffen – bis zum Zahnbein. Für Prof. Dr. Ulrich Schiffner, Zahnarzt in Hamburg und Fortbildungsreferent der Deutschen Ge­sellschaft für Kinderzahnheilkunde, ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass die Prävention bei den Kleinsten schlicht zu spät ankommt. Dabei ist eine gute Zahnpflege eigentlich nicht so schwer. Wir haben den Experten gefragt, worauf es ankommt.

Ein vollständiges Kindergebiss verfügt über 20 Zähne. Bei Erwachsenen sind es inklusive Weisheitszähne 32

Ein vollständiges Kindergebiss verfügt über 20 Zähne. Bei Erwachsenen sind es inklusive Weisheitszähne 32

Ab wann geht es mit dem Zähneputzen los?

"Sobald der erste Milchzahn durchgebrochen ist", sagt Ulrich Schiffner. Also durchaus ab sechs Monaten. Aber die Sache mit der Zahnpflege kann man doch anfangs locker angehen? Schiffner sagt, nein. Für die Kleinsten gelten die gleichen Empfehlungen wie für die Erwachsenen: zweimal täglich putzen, morgens und abends. "Dadurch kann man früh eine gewisse Gewöhnung etablieren", sagt der Experte. Am besten klappt das, wenn man für das Zähneputzen früh ein Ritual einführt, also feste Zeiten. Zum Beispiel morgens nach dem An­ziehen und abends vor dem Schlafengehen.

Fingerling, Wattestäbchen oder Zahnbürste?

"Ausschließlich die Zahnbürste", betont Schiffner. Denn weder Fingerling noch Wattestäbchen wären in der Lage, den Zahnbelag aus­reichend zu entfernen. Der Reinigungseffekt liege bei nahezu null. Bei der Wahl der Zahnbürste sollte man lediglich darauf achten, dass sie altersgerecht ist. Bis zum Alter von 24 Monaten heißt das: ein besonders kleiner Kopf, sehr weiche Borsten und ein großer Griff, damit die Eltern die Bürste gut halten können. Auch später, wenn passend zur wachsenden Mundhöhle eine größere Zahnbürste zum Einsatz kommt, liegt die Hauptarbeit beim Putzen noch bei den Eltern.

So geht das richtige Zähneputzen

Wie putze ich die Zähne?

"Am besten Zahn für Zahn mit sehr sanftem Druck und kreisenden Bewegungen – und mit einer reiskorn­großen Portion Kinderzahnpasta", sagt Schiffner. Ab etwa 24 Monaten darf es eine Erbsengröße sein. Ob sie für ihr Kind in den ersten Lebens­jahren fluoridhaltige Kinderzahnpasta oder Fluo­­ridtabletten nehmen wollen, können Eltern selbst entscheiden. Wichtig: auf keinen Fall beides zusammen geben.

Beim Putzen kann der Zahnarzt Eltern anleiten. Ab dem sechsten Lebensmonat, wenn die ersten Milchzähne durchbrechen, können Eltern mit ihren Kindern zum Zahnarzt gehen und sich zur Karies­prävention beraten lassen. Die Krankenkassen bezahlen zwischen dem sechsten und dem 34. Lebensmonat drei Früherkennungsuntersuchungen sowie das Auftragen von Fluoridlack zweimal im Kalenderhalbjahr. Zwischen dem 34. Lebensmonat und dem vollendeten sechsten Lebensjahr werden ebenfalls drei Früherkennungsuntersuchungen sowie die Anwendung von Fluoridlack von den Krankenkassen übernommen.

Wie putzt mein Kind die Zähne?

In den ersten Lebensjahren wird es mit der Zahnbürste eher unkoordiniert im Mund herumschrubben. Das bedeutet nicht, dass die Eltern besser komplett die Zahnpflege übernehmen. Erst "putzt" das Kind die Zähne, dann putzen die Eltern nach. Und das sollte eine ganze Weile so bleiben. "Inzwischen empfehlen wir den Eltern bis zum Alter von zehn Jahren nachzuputzen", sagt Ulrich Schiffner. Denn die Kinder seien von ihrer Entwicklung her schlichtweg nicht in der Lage, alle Oberflächen der Zähne von Plaque zu befreien.

Zahnseide oder nicht?

Das hängt davon ab, wie eng die Zähne nebeneinander stehen. Ein Milchzahngebiss sei, so Schiffner, eine lange Zeit sehr lückenhaft, sodass man die Zwischenräume mit der Zahnbürste gut erreichen kann. Liegen die Zähne enger beieinander, könne man Zahnseidenhalter zur Zwischenraumreinigung nehmen – am besten erst nach Anleitung durch den Zahnarzt, da man das Zahnfleisch schnell verletzen kann.

Elektrische Zahnbürste oder nicht?

"Es gibt kein schlagendes Argument für eine elektrische Zahnbürste", sagt Schiffner. Sie entferne Plaque nicht besser oder schneller als eine normale Zahnbürste. Und für die gibt es ein Argument: "Sie ist gut für die Motorik. Das Kind macht etwas im Mund und spürt etwas im Kopf", betont Schiffner.

Spiele für leichteres Zähneputzen

Je nach Alter helfen auch verschiedene Spiele. Reime lenken jüngere Verweigerer ab, zum Beispiel:

  • Zähneputzen, Zähneputzen – das muss jedes Kind. Zähne­putzen, Zähne­­putzen – bis sie sauber sind.
  • Ritsche, ratsche, hin und her, Zähneputzen ist nicht schwer. Kreise, Kreise, rundherum, Zähneputzen ist nicht dumm. Wir fegen aus, wir fegen aus, die Krümel müssen alle raus.
  • Oder ein Zahnputz-Lied (Melodie: Ein Männlein steht im Walde): Wir putzen unsere Zähne von Rot nach Weiß. Wir führen unsere Bürste stets rund im Kreis. Morgens, wenn ich früh aufsteh‘, abends, wenn zu Bett ich geh‘, putz ich meine Zähne so weiß wie Schnee.

Oder: den Zähnen Tiernamen geben ("Jetzt putzen wir ­vorne die Mäusezähne, da hinten schaut der Bärenzahn heraus"). ­Dazu das Lieblingslied anmachen oder ­einen Eierwecker laufen lassen, damit wirklich zwei bis drei Minuten lang geputzt wird.

Mit ä­lteren Kindern könnten Eltern auch ­einen Wettbewerb veranstalten: Wer kann am längsten putzen, ohne auszuspucken? Und wenn die Familie nach den Mahlzeiten gemeinsam den Karies-Kampf startet, motiviert das natürlich besonders.

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