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Meistens wirken ein bisschen Pusten und ein Bussi wahre Wunder. Nach dem ersten Schreck sind kleine Blessuren bei Kindern schnell vergessen, und sie rennen wieder dem Ball hinterher oder steigen am Kletterturm nach oben. Doch manchmal ­genügen Pusten und Trösten nicht mehr. Der Arm oder das Bein könnte gebrochen sein.

Wenn das Kind den betroffenen Arm oder das Bein nicht mehr bewegen will oder gar kann oder eine Schonhaltung einnimmt, deutet dies auf eine schwerere Verletzung hin. Im ersten Schritt können Eltern etwa den verletzten Arm in einer Schlinge ruhig stellen. Gegen Schmerzen hilft auch ein Kühlpad. Bitte nicht direkt aus dem Eisfach auf den Arm oder das Bein legen, sondern zwischen Haut und Pad ein Tuch platzieren und nur ein paar Minuten kühlen.

Typische Brüche bei Kindern

"Die meisten Brüche bei Kindern im Alter bis fünf Jahren sind Unterarmfrakturen, sie machen etwa 20 Prozent aller Brüche aus", sagt Prof. Dr. Richard Placzek, Leiter des Schwerpunktes Kinder- und Neuro­orthopädie an der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfall­chirurgie des Universitätsklini­kums Bonn. Das liegt auch an der Körperhaltung beim Hinfallen: Das Kind versucht mit den Händen den Sturz abzufangen. Beim Aufprall bricht dann der Knochen, meist kurz vor dem Handgelenk. "Kinder haben weichere Knochen als Erwachsene. Sie brechen einfach leichter. Das kann sogar beim Laufenlernen passieren, wenn das Kind einfach nur stolpert", erklärt der Mediziner.

Immer häufiger diagnostizieren Ärzte auch Frakturen im Unterschenkel. "Wir nennen sie auch Trampolin-Frakturen", sagt Placzek. Denn diese Verletzungen treten sehr oft auf, wenn mehrere Kinder gleich­zeitig auf dem Trampolin springen.

Diagnostik meist via Röntgenaufnahme

Ob etwas gebrochen ist, kann nur ein Arzt feststellen – meist ein Kinder- oder Unfall­chirurg im Krankenhaus. Im ersten Schritt fragt und untersucht er, ob und wie intensiv das Kind den betroffenen Arm oder das Bein noch bewegen kann. Um eine gesicherte Diagnose zu stellen und dauerhafte Folge­schäden wie Fehlstellungen zu verhindern, ist meist eine Röntgenaufnahme notwendig.

"Beim Thema Röntgen fürchten viele Eltern eine zu hohe Strahlenbelastung", sagt Dr. Fritz Kahl, Schwerpunktleiter Kinderchirurgie und Kinderurologie am Universitätsklinikum Göttingen. Und ergänzt: "Grundsätzlich gilt natürlich: So wenig röntgen wie möglich, so viel wie nötig. Um die Strahlenbelastung zu verringern, können wir spezielle Kinder­filter einsetzen."

Die Behandlung: Operieren oder gipsen?

Eine OP ist nur nötig, wenn sich der Bruch nicht von außen stabi­lisieren lässt, zum Beispiel, wenn ein Knochen an mehreren Stellen gebrochen ist. "Auch eine Gelenkbeteiligung erfordert einen chirur­gischen Eingriff", so Placzek.

Meist genügt es, den Arm oder das Bein mit einem klassischen Gips ruhig zu stellen. Bei Kindern heilen Brüche schnell: Bei unter Fünfjährigen ist bei einem Unterarmbruch nach zwei bis drei Wochen die Verletzung oft schon wieder vergessen. Zudem bricht der Knochen selten komplett durch, sondern knickt teils nur ab. Bei diesen sogenannten Grünholzfrakturen bleibt die Knochenhaut häufig intakt.

Wie ein Knochenbruch bei Kindern verheilt, zeigt auch folgendes Video:

In der Regel erfolgt nach sieben bis zehn Tagen eine Röntgenkontrolle mit Gips, um die korrekte Stellung des Knochens zu gewährleisten. Je nach klinischem Befund, Bruchart und -versorgung legt der Arzt das weitere Vorgehen fest und entscheidet, ob ein nochmaliges Röntgen nötig ist.