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Was ist das denn für ein Wurm?

„Madenwürmer gehören zu den Parasiten und sind mit großem Abstand die häufigste Wurmart, mit der sich Menschen hierzu­lande infizieren“, erklärt Sabine Joussen, Apothekerin in Troisdorf bei Bonn. Spul- und Bandwürmer kommen in Europa kaum vor. Madenwürmer befallen nur den Menschen. Die Weibchen ähneln dünnen, weißlichen Fäden von etwa fünf bis 13 Millimetern Länge.

Welche Würmer es gibt und woher sie kommen

Wieso infizieren sich vor allem Kinder?

Weil sich die Kleinen gerne die Finger in den Mund stecken. Wurmeier sitzen etwa auf ungewaschenem Ge­müse, aber auch in der Erde und im Sandkastensand. „Ruck, zuck landen sie über Sandkastenförmchen oder erdige Finger im Mund des Kindes und kommen von dort in den Magen-Darm-Trakt“, sagt Apothekerin Joussen. Zwar lassen sich Madenwürmer an der Schleimhaut des Darms nieder. Doch ihre Eier legen die Weibchen in den Afterfalten ab. Dafür kriechen sie nachts aus dem Anus – was heftigen Juckreiz verursachen kann. Der wiederum führt dazu, dass Kinder sich am Po kratzen. Die Eier bleiben unter den Finger­nägeln kleben und gelangen auf Oberflächen, Lebensmittel oder direkt über den Mund wieder in den Magen-Darm-Trakt. Eine gute Nachricht gibt es aber: Nach der Eiablage sterben die Weibchen.

Die Wurmeier gelangen über den Mund in den Magen-Darm-Trakt

Nach sechs Stunden schlüpfen die ersten Larven. Sie entwickeln sich innerhalb von zwei bis drei Wochen im Darm zu ausgewachsenen Würmern

Nachts wandern die Weibchen Richtung Darmausgang und legen ihre Eier am Afterrand ab

Die Eier verursachen heftigen Juckreiz. Kratzt sich das Kind, bleiben sie an den Fingern und unter den Nägeln kleben

Die Eier gelangen über die Finger auf Oberflächen und Lebensmittel oder direkt wieder in den Mund

Unter Einfluss von Sauerstoff und Umgebungstemperatur entwickeln sich ansteckungsfähige Eier

Was sind die typischen Symptome?

Wenn Kinder klagen: „Mein Popo tut so weh!“ oder „Mein Popo juckt!“ Bei Mädchen ist manchmal auch der Bereich am Scheideneingang gerötet und juckt. Neben starkem Juckreiz – besonders abends und nachts – können auch Bauchschmerzen auf einen Wurmbefall hindeuten. Appetit­losigkeit, Schlafstörungen, Blässe, Gewichtsverlust, Übelkeit und allgemeines Unwohlsein können ebenfalls ein Anzeichen sein. Bei manchen Kindern verläuft eine Madenwurmerkrankung auch symptomlos.

Wie erkennt man einen Wurmbefall?

Einmal Blickkontrolle, bitte. „Schauen Sie sich abends genau den Po des Kindes an“, rät Sabine Joussen. Nachts, wenn die Parasiten wandern, sind sie häufig in den Falten rund um den After zu sehen. Manchmal finden sich Würmer auch im Stuhl oder in der Unterhose. Erkennt das bloße Auge nichts, kann der Klebe­streifen-Test Aufschluss bringen. Dazu dem Kind morgens vor dem Toilettengang einen transparenten Klebestreifen auf den Bereich um den After kleben und abziehen. In der kinderärztlichen Praxis wird der Klebestreifen dann unter dem Mikroskop auf Wurmeier untersucht. Sind die Würmer mit bloßem Auge erkennbar, ist der Klebetest in der Regel nicht nötig.

Wie wird man die Würmer los?

Mit einem Anti-Wurmmittel ziemlich schnell! Vermuten ­Eltern Würmer bei ihrem Kind, ist das eine Sache für Kinderärztin oder Kinderarzt. Sie können ein Rezept für ein Anti-Wurmmittel ausstellen. Oft ist es sinnvoll, dass die gesamte Familie behandelt wird.

Welche Wurmmittel gibt es?

Eine Standard-Wurmkur bei Kindern enthält den Wirkstoff Pyrantel. Dieser lähmt die Parasiten, die Würmer werden ausgeschieden. Meist genügt eine Einmalgabe, flüssig oder als Kautablette (ab 2 Jahren). Die Dosierung erfolgt nach Gewicht. Andere Mittel enthalten den Wirkstoff Mebendazol. Er stört die Nährstoffaufnahme der Würmer. Zwei bis vier Wochen nach Beginn der Therapie ist ­eine zweite Einnahme empfohlen. Beide Wirkstoffe sind verschreibungspflichtig. Ohne Rezept erhältlich sind Wurmkuren mit ­Pyrvinium. Sie können allerdings Leber und Nieren belasten. Während der Behandlung färben sie den Stuhl rot.

Was können Eltern noch tun?

Kinder infizieren sich leicht immer wieder neu mit den Wurmeiern. Diese Maßnahmen helfen dabei, die Würmer dauerhaft loszuwerden:

  • Bettwäsche am ersten Tag nach Einnahme des Wurmmittels wechseln.
  • Die Böden unmittelbar nach der Wurmkur gründlich saugen, Bettwäsche und Unterwäsche bei 60 Grad waschen, am besten mit Vollwaschmittel.
  • Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich waschen.
  • Nach dem Draußenspielen, vor dem Kochen und Essen, nach dem Toilettengang und nach dem Wickeln die Hände mit Seife und warmem Wasser waschen.
  • Unterwäsche täglich wechseln.
  • Kinder-Fingernägel kurz schneiden.
  • Morgens und abends den Popo der Kleinen abduschen oder mit einem Feuchttuch reinigen. Danach den Afterbereich eincremen, beispielsweise mit Cremes auf Zink-Basis.
  • Kindern nachts eine eng anliegende Unterhose anziehen.

Und was passiert, wenn man nichts tut?

Ohne Anti-Wurmmittel kann der Kreislauf der Re-Infek­tionen nur mit strenger Hygiene durchbrochen werden. Bei kleinen Kindern, die dem Juckreiz meist nachgeben, eher schwierig. Haben Kinder keine oder kaum Beschwerden, sollten sie trotzdem behandelt werden. Denn: Kratzen sie die empfindliche Anus-Haut auf, kann das zu einer bakteriellen Infektion führen.

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