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Hoffentlich geht das an uns vorbei, denken wohl alle Eltern, wenn in Krippe oder Kindergarten mal wieder "Magen-Darm" grassiert. Kinder stecken sich besonders schnell an, weil sie Spielzeug oder ihre Händchen ständig in den Mund nehmen. Treten neben Durchfall auch Fieber oder Erbrechen auf, handelt es sich meistens um einen Infekt. Magen-Darm-Beschwerden können aber auch Begleiterscheinung einer Krankheit wie Mittelohr- oder Blinddarmentzündung sein oder das Kind hat eine verdorbene Speise gegessen. Die genaue Diagnose sollte daher der Kinderarzt stellen.

Magen-Darm-Probleme: Im Zweifel zum Arzt

Bei einem Magen-Darm-Infekt schädigen Bakterien oder Viren die Schleimhaut, die Nahrung wird nicht mehr ausreichend verdaut, sondern schneller als normal und flüssig ausgeschieden.

Dabei verliert der Körper lebenswichtige Mineralstoffe und vor allem Flüssigkeit. Besonders bei Säuglingen und Kleinkindern wird das schnell gefährlich. Apothekerin Luzie Schmiz-Rölz aus Trier, selbst Mutter von drei Kindern, warnt: "Besonders Säuglinge können leicht aus­trocknen, was zu Kreislaufproblemen und im schlimmsten Fall zum Kreislaufversagen führt. Bei Kleinkindern ist Durchfall vor allem dann gefährlich, wenn sich das Kind zusätzlich noch erbricht." Säuglinge müssen sofort zum Arzt – bei älteren Babys bis zu einem Jahr wenn der Durchfall länger als sechs Stunden anhält oder sich Zeichen einer Austrocknung zeigen: etwa zunehmende Müdigkeit, Teilnahms­losigkeit und Schläfrigkeit sowie länger als sechs Stunden keine Urinausscheidung.

Ein Anzeichen ist auch eine stehende Hautfalte. Das prüfen Sie so: Ein Stück Haut vom Handrücken Ihres Kindes zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen, leicht hochziehen und loslassen. "Bleibt die so entstandene Hautfalte stehen, fehlt Flüssigkeit", erklärt Apothekerin Luzie Schmiz-Rölz. Bei Unsicherheit immer den Arzt holen, gerade wenn es um Säuglinge und Kleinkinder geht. Auch wenn Ihr Kind fiebert oder sich zusätzlich erbricht, sollten Sie zum Mediziner. Bei schwerem oder anhaltendem Durchfall kann es sein, dass Ihr Kind ins Krankenhaus kommt, wo der Flüssigkeits- und Salzverlust schnell durch Infusionen ausgeglichen werden kann.

Was bei Magen-Darm-Infekten hilft

"Essen muss der kleine Patient jetzt nicht, wenn er nicht mag", sagt Dr. Hermann Josef Kahl, Kinder- und Jugendarzt aus Düsseldorf. Wichtig ist allerdings, die verlorene Flüssigkeit und Elektrolyte wieder aufzufüllen. Was dem Kind laut Kinderarzt und Apothekerin wieder auf die Beine hilft:

Wasser und Tee

Trinken, trinken, trinken! Still­kinder sollten weiter an der Brust trinken, sie werden häufiger angelegt. Saugt das Kind wegen des Infekts kraftlos, geben Eltern ihm mit einem Löffel etwas Flüssigkeit. Flaschenkinder können statt der Säuglingsmilch sechs bis acht Stunden lang dünnen Tee, etwa Fenchel oder Ka­mille, bekommen. "Auf 100 Milli­liter fügen Eltern einen Teelöffel Traubenzucker und eine winzige Prise Salz hinzu – die Mischung sollte maximal wie eine Träne schmecken", sagt Kahl.

Bei starkem Brechreiz rät der Mediziner, es mit Intervall-Trinken zu probieren: über zwei Stunden hinweg alle zehn Minuten etwa 20 Milli­liter Flüssigkeit geben. "Auf diese Weise beruhigt sich der Magen eher, die Flüssigkeit wird über die Schleimhäute aufgenommen", so Kahl.

Für Kleinkinder und ältere Kinder mit Durchfall lautet die Empfehlung: sechs Stunden lang keine feste Nahrung, dafür möglichst viel trinken. "Sie können dem Kind über den Tag verteilt seinen Lieblingstee geben", erklärt Luzie Schmiz-Rölz, etwa Kamillen-, Fenchel-Anis-Kümmel-, Melissen- oder Minz-Tee mit Traubenzucker gesüßt. Ungeeignet sind dagegen Früchte­tees wegen ihres Säuregehalts. Alternativ gibt es in der Apotheke rezeptfrei speziellen Flüssigkeitsersatz, etwa als Brausetablette oder Pulver zum Auflösen.

Omas Apfelspeise

Einen Apfel gut waschen, mit Schale reiben und braun werden lassen. Mit einer zerdrückten, ­luftig ge­schlagenen reifen Ba­nane mischen. Schmeckt und liefert Nährstoffe.
Das gilt auch für Karotten, die leicht stopfend und entzündungshemmend wirken. Sie sind besser verdaulich, wenn man sie kocht. Empfehlenswert ist das Rezept nach Ernst Moro, einst Professor an der Heidelberger Kinderklinik: 500 g geschälte Karotten in einem Liter Wasser eine Stunde kochen, durch ein Sieb drücken oder pürieren. Mit gekochtem Wasser wieder auf einen Liter auffüllen, 3 g Kochsalz zugeben. Den Brei in kleinen Mengen füttern.

Liebe und Wärme

Vorlesen, trösten, kuscheln – Ruhe und die liebevolle Zuwendung von  Mama und Papa machen so manches Bauchweh leichter erträglich. Auch Wärme lindert die Schmerzen im Bäuchlein, etwa in Form eines Dinkelkissens. "Legen Sie es für circa zehn Minuten bei 70 Grad Celsius in den Backofen. Testen Sie die Temperatur, bevor Sie das Kissen dem Kind auf den Bauch legen", sagt die Apothekerin. Tipp: Ein feuchter Waschlappen zwischen Bauch und Dinkel­kissen steigert die Wirkung.

Leichte, salzige Kost

Behält das Kind Wasser oder Tee im Magen, können Sie vorsichtig leichte Kost, also fett-, zucker- und laktosearm, aufbauen. Gesalzene fettfreie Gemüsebrühe hilft, Verluste an Nährstoffen, Vitaminen und Elektrolyten auszugleichen. Gut sind auch Reis und Kartoffeln, gekocht und leicht gesalzen, Haferschleim, Zwieback, Salzstangen, trockenes Weißbrot, ein Stückchen Brezel.