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Babys Welt gilt im Großen und Ganzen als warm, trocken und sicher: Stets umgeben es schützende Hände, bedacht wird jede Bewegung, gepolstert jede Kante. Doch auch die voll umsorgten ersten Lebensmonate bergen Risiken: Im Jahr 2014 mussten 24.000 Säuglinge nach einem Unfall im Krankenhaus behandelt werden - vier von fünf Kindern litten an einer Kopfverletzung. Ursache Nummer eins für das potentiell lebensgefährliche Ereignis: der Sturz vom Wickeltisch.

Für den kleinen Menschen birgt eine Fallhöhe von einem Meter bereits gravierende Verletzungsrisiken, wie Dr. Tobias Schuster, Chefarzt der Kinderchirurgie am Klinikum Augsburg erklärt: "Zum einen stößt der große und schwere Kopf besonders leicht an, zum anderen sind die Schutzreflexe in diesem Alter erst schwach ausgebildet." Fällt das Kind, fällt es also auf den Kopf – und das aus einer Höhe, die für einen Erwachsenen guten drei Metern entspräche.

Wie kommt es zu Stürzen?

Eltern unterschätzen häufig die Beweglichkeit ihres Kindes. In den ersten Lebenswochen kann es zwar lediglich auf dem Rücken liegen, doch schon bald ist seine Rumpfmuskulatur zu schnellen Körperdrehungen fähig. Da die Entwicklung des Kindes schubweise erfolgt, zeigt sich die neue Mobilität möglicherweise erstmalig in einer Gefahrensituation. Hinzu kommt: Frisch eingeölte Babyhaut kann leicht dem Griff der Eltern entgleiten.

Was kann passieren?

Die gute Nachricht vorweg: Babyköpfe stecken den Stoß meist besser weg als erwachsene Schädel. "Gefährliche Verletzungen treten zum Glück nur selten auf", berichtet Professor Wolfgang Wagner, Leiter der Pädiatrischen Neurochirurgie am Universitätsklinikum Mainz. Zwar sei der kleine Kopf noch gar nicht vollständig verknöchert und das Gehirn teilweise nur durch Häute geschützt, doch werde die Stoßenergie dadurch unter Umständen sogar besser abgefedert. Auch im Fall einer Blutung im Schädel gerät das Gehirn nicht so schnell unter Druck, da die Schädelknochen sich noch verschieben können.

Dennoch ist der Unfall nicht harmlos. Knapp die Hälfte der gestürzten Kinder erleidet eine Gehirnerschütterung. Bei dieser leichtesten Form der Hirnverletzung kommt es zu Zerrungen von Nervenbahnen und dadurch zu Kopfschmerzen, Erbrechen oder kurzer Bewusstlosigkeit. Meist heilt der Schaden folgenlos aus. Ein Bluterguss unter dem Schädeldach hingegen – ein sogenanntes Epiduralhämatom – verursacht gefährlichen Hirndruck, wenn der Erguss nicht schnell erkannt und operiert wird. Blutungen im Hirngewebe treten bei Kindern glücklicherweise sehr selten auf. Sie können je nach Ausmaß und Lokalisation bleibende Schäden hinterlassen.

Wann muss man zum Arzt?

Ist das Kind nach dem Sturz bei Bewusstsein, verhält sich normal und weist keine starken äußeren Blessuren auf, besteht zunächst kein allzu großer Grund zur Sorge: Vermutlich ist alles heil geblieben. Mit einem Säugling sollten die Eltern aber trotzdem zum Arzt. Außerdem sollte das Verhalten des Kindes mindestens zwölf, besser 24 Stunden beobachtet werden, denn Hirnverletzungen machen sich oft erst mit einer gewissen Verzögerung bemerkbar. Kurze Bewusstlosigkeit oder Erbrechen sprechen für eine Gehirnerschütterung. In diesem Fall sollten die Eltern zügig in die Klinik fahren oder den Notarzt rufen.

Ein Notfall besteht, wenn das Kind anhaltend bewusstlos oder zunehmend müde und schwer aus dem Schlaf zu wecken ist. Auch Krampfanfälle oder ungleich große Pupillen sprechen für eine akute Störung im Nervensystem, die es sofort abzuklären gilt. "Bei Säuglingen tritt bei Druckanstieg im Schädel die Fontanelle hervor", nennt Wolfgang Wagner ein weiteres Alarmsignal. Die Fontanelle ist der noch nicht verknöcherte Spalt zwischen den Schädelplatten. In solchen Fällen ist daher eine Computertomografie (CT) von Schädel und Gehirn meist unumgänglich. Bei leichteren Symptomen halten sich Ärzte damit lieber zurück, da die CT das Kind einer relativ hohen Strahlendosis aussetzt. Eine ausführliche neurologische Untersuchung oder auch Ultraschall liefern dem Fachmann üblicherweise genug Informationen.

Wie lässt sich vorbeugen?

Das Kind sollte nie unbeaufsichtigt auf dem Tisch liegen. Auch sollte der Erwachsene beim Wickeln möglichst immer eine Hand am Baby lassen. Die Wickelsachen werden also am besten so drapiert, dass sie stets mit einem Griff gut erreichbar sind. Sicherer sind außerdem Wickeltische mit Seitenkante, die ein allzu leichtes Herabrollen verhindert. Vorsicht auch, wenn der Säugling nach dem Baden nass oder frisch eingeölt ist. Dann sollte er lieber nicht zu weit und hoch getragen, sondern auf einem Handtuch am Boden fertig versorgt werden.

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