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Kinder wachsen besonders intensiv, wenn sie schlafen – und das manchmal rasant. "70 bis 80 Prozent der Wachstumshormone werden während des Schlafs ausgeschüttet", erklärt Dr. Brigitte Dietz, Kinder- und Jugendärztin aus München. Dass die Kleinen gerade wieder in die Höhe schießen, merken wir, wenn ihnen manchmal nachts die Beine schrecklich wehtun.

In die Höhe! – So wachsen Kinder

25 Zentimeter wächst ein Baby in den ersten zwölf Lebens­monaten. Danach wird es deutlich weniger.
4 Zentimeter Größe gewinnen ­Grundschüler pro Jahr hinzu.
13 Zentimeter legen ­Jungen jährlich in der Pubertät zu.
7 Zentimeter mehr erreichen Mädchen pro Pubertätsjahr.

Wann die Schmerzen auftreten

"Plötzlich auftretende Schmerzen in den Gliedmaßen sind ein typisches Anzeichen für Wachstumsschmerzen", sagt Dietz. "Etwa 30 Prozent aller Kinder leiden immer mal wieder darunter." Manchmal jammern schon Kleinkinder im Alter von zweieinhalb oder drei Jahren. Betroffen sind aber vor allem die Vier- bis Sechsjährigen und auch Grundschul­kinder.

Besonders, wenn sich die Kinder ordentlich ausgepowert ha­ben und abends zur Ruhe kommen, treten die Schmerzen auf. Die können sogar so intensiv sein, dass die Kleinen nachts davon aufwachen. Meist tut es im Kniebereich entlang des Unterschenkels weh: Schienbeine, Waden, Sprunggelenke oder eben die Knie schmerzen mal abwechselnd, dann wieder gleichzeitig.

Unbekannte Ursache

"Dass es sich um Wachstumsschmerzen handelt, ist eine Vermutung", sagt Prof. Dr. Robert Rödl, Chefarzt der Abteilung für Kinderorthopädie, Deformitätenrekonstruktion und Fußchirurgie am Universitätsklinikum Münster. "Rein theoretisch tut Wachsen nämlich nicht weh."

Es gibt auch keine diagnostischen Tests, mit denen sich Wachstumsschmerzen zweifelsfrei belegen lassen: Weder mit bildgebenden Verfahren wie dem MRT noch durch Bluttests können sie nachgewiesen werden. Somit diagnostizieren Kinder- und Jugend­ärzte Wachstumsschmerzen immer nach dem Ausschlussprinzip: Erst wenn sich bei der Untersuchung nichts anderes feststellen lässt, handelt es sich um harmlose Gliederschmerzen, die wachstumsbedingt  bei Kindern auftreten. "Der Knochen wächst in die Länge und gibt damit dem Muskel vor, wie lang er werden muss", erklärt der Kinder­orthopäde. "Reagiert der Muskel darauf zu langsam und ist er im Vergleich zum Knochen etwas zu kurz, steigt die Belastung. Das äußert sich dann in Schmerzen."

CHECKLISTE: Typische Wachstumsschmerzen

  • Die Schmerzen treten ausschließlich abends und nachts auf. Niemals bei körperlicher Belastung.
  • Betroffen sind vor allem Knie und Unterschenkel.
  • Die Schmerzen kommen in beiden Beinen vor, aber nicht zwingend gleichzeitig. Der Schmerz kann wandern oder die Seiten wechseln.
  • Die schmerzenden Stellen sind weder gerötet noch geschwollen.
  • Tagsüber sind die ­Schmerzen verschwunden. Das Kind bewegt sich völlig normal.

Zuwendung hilft

Manche Kinder leiden mehrmals im Monat darunter, andere nur ein paar Mal pro Jahr. Wie lange die Schmerzen jeweils andauern, lässt sich pauschal nicht sagen. Meist hören sie erst wieder auf, wenn das Kind eingeschlafen ist. Bis dahin hilft vor allem eines: trösten, streicheln, gut zureden. "Massieren Sie die betroffene Stelle mit sanften, kreisenden Bewegungen, und geben Sie etwas Körper­lotion oder Öl darauf", rät Dietz. "Manche Kinder empfinden Kälte durch ein Coldpack als angenehm, andere reagieren besser auf Wärme." Einfach ausprobieren, was dem Kind guttut. Sollte das alles nichts helfen, empfiehlt die Kinder- und Jugendärztin, ein Schmerz­mittel zu geben, am besten Ibuprofen als Saft oder als Zäpfchen in der altersgerechten Dosis.

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Besser zum Arzt

Verschwindet der Schmerz nach zwei Wochen nicht oder sind Eltern un­­sicher, sollten sie mit ihrem Kind  zum Arzt gehen. In seltenen Fällen können die Schmerzen nämlich auf ernste Krank­heiten hinweisen. Aufmerksam werden sollten Eltern dann, wenn das Kind dauerhaft, also auch tagsüber und über mehrere Tage, über Schmerzen an derselben Stelle klagt. Oder wenn Schwellungen und Rötungen auftreten oder das Kind das Bein plötzlich nicht mehr richtig belasten kann. Diese Symptome könnten beispielsweise auf einen Bruch oder kindliches Rheuma hindeuten. Um die Diagnose beim Arzt zu unterstützen, hilft ein Schmerztagebuch, dass wir Ihnen hier zum Download bereitsstellen.