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Sie ist fein und unscheinbar – und übernimmt doch eine wichtige Aufgabe für unseren Körper: Die Bindehaut ist das Schutzschild der Augen. Sie sitzt in den Lidern und bedeckt den vorderen Teil des Auges. Auf dieser kleinen Schleimhaut befinden sich Immunzellen, die Krankheitserreger abwehren. Manchmal gelingt ihnen das jedoch nicht, Viren oder Bakterien gelangen dann in die Schleimhaut. Das Auge rötet sich, juckt, schmerzt, und es bildet sich Sekret.

Woran erkennt man eine Bindehautentzündung?

Dr. Katrin Rackelmann-Silber hat immer wieder Eltern in ihrer Apotheke, die in diesem Fall Rat suchen. Die Pharmazeutin aus Obertshausen fragt dann, wie lan­ge die Entzündung schon besteht. "Ist das Sekret nicht nur nach dem Schlafen da, sondern ziehen sich auch im wachen Zustand ­ Eiter­fäden übers Auge, sollten die Eltern mit ihrem Kind zum Arzt gehen", sagt Katrin Rackelmann-Silber. Denn hier handelt es sich vermutlich um ­eine Bindehaut­­entzündung, auch Konjunktivitis genannt. "­Diese kann jedoch die verschiedensten Ursachen haben und braucht entsprechend unterschiedliche Be­handlung", erklärt die Apothekerin.

Virale Konjunktivitis bei Kindern häufig

"Im Kindesalter ist die Bindehaut­entzündung oft viral bedingt", erläutert Professor Dr. Horst Helbig. Der Augenarzt ist Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Regensburg. "Meist sind die Auslöser Adeno­viren. Das sind Viren, die auch bei einer normalen Erkältung aktiv sind. In den Augen können sie ­eine Entzündung der Bindehaut verursachen." Manchmal hat das Kind gleichzeitig Schnupfen. Dieser lässt die Tränengänge der ­Augen zuschwellen oder verstopfen – das Auge sondert in der ­Folge noch mehr Sekret ab.

"Die Entzündung heilt von selbst, das kann aber bis zu zehn Tage dauern", sagt Augenarzt Helbig. Antibiotische Tropfen kommen hier nicht zum Einsatz. "Sie wirken zum einen nicht bei Viren, und zum anderen fördert der übermäßige Verbrauch von Antibiotika die Entwicklung von Resistenzen", erklärt Helbig.

Vorsicht, ansteckend!

Eltern achten jetzt besonders auf Hygiene, da eine virale Bindehautentzündung ansteckend ist. "Die Augen mit lauwarmem Wasser und einem fusselfreien Tuch auswischen. Danach unbedingt gründlich die Hände waschen", rät Rackelmann-Silber. Sonst gelangen die Viren von einem zum nächsten. Deshalb die Tücher nach jedem Gebrauch auswechseln und auch auf seperate Handtücher und Waschlappen für das betroffene Kind achten.

Zum Säubern der Augen genügt Wasser, darauf weisen beide Experten hin. "Kamille- oder Ringel­blumenzusätze können die Rötung im Auge verstärken oder gar eine allergische Reaktion ver­ursachen", erklärt die Apothekerin. Bei starkem Trockenheitsgefühl kann man die Augen mit Tränenersatzmitteln benetzen. Auch Tropfen mit dem Extrakt der Heilpflanze Augentrost können die Beschwerden mildern.

Manchmal auch bakterielle Entzündung

Bakterien verursachen ebenfalls häufig eine Binde­hautentzün­dung. Diese Form ist ansteckend wie eine virale, wird aber anders behandelt. "Ob es sich um eine bakterielle Entzündung handelt, lässt sich von außen nicht erkennen. Dazu ist ein Abstrich notwendig", sagt Horst Helbig. Dafür nimmt der Arzt mit einem Wattestäbchen Sekret aus dem Auge.

Welches Medikament bei Augeninfektion?

Bestätigt sich der Verdacht auf Bakterien, verschreibt der Arzt in der Regel antibiotische Tropfen. "Bei einer leichten Entzündung sind sie nicht unbedingt nötig. Die Heilung würde ohne aber länger dauern. Mit den Tropfen verschwinden die Symptome innerhalb weniger Tage", sagt Helbig. Die Therapie sollte so lange fortgesetzt werden, wie der Arzt verordnet hat, damit es nicht zu ­einem Rückfall kommt.

Auch hier ist Hygiene unerlässlich, also Händewaschen vor und nach dem Tropfen. "Die Spitze des Tropfenspenders darf nicht mit dem Auge in Berührung kommen", erklärt die Apothekerin. "Praktischer sind Einzeldosen." Sie sollten nach Gebrauch weggeworfen werden, selbst wenn sich noch ein Rest in ihnen befindet. Mehrdosen­behälter enthalten Konservierungsstoffe und können länger verwendet werden. "Wie lange, steht auf dem Beipackzettel", sagt Rackelmann-Silber

Kind sollte bei Bindehautentzündung zu Hause bleiben

Da virale wie bakterielle Binde­hautentzündungen sehr ansteckend sind, sollte das Kind nicht in die Kita gehen. "Und zwar so lange, wie die Symptome auf­treten", rät Helbig. "Kleine Kinder reiben sich sehr häufig die ­­Augen – dem vorzubeugen ist kaum möglich."

Gerötete Augen: Nicht-infektiöse Ursachen

Manchmal entzündet sich die Bindehaut aus anderen Gründen: zum Beispiel wenn ein Sandkorn hineingeraten ist oder das Kind Aller­gien, etwa Heuschnupfen, hat. Dann helfen beispielsweise antiallergische Tropfen. Die Entzündung ist dann nicht ansteckend. Auch trockene Luft, Rauch oder Chlor im Schwimmbad können die Bindehaut reizen. Ist ein Auge dauerhaft ent­zündet, kann eine organische Ur­sache dahinterstecken, etwa ein verengter Tränenkanal. Auch dies muss der Augenarzt abklären.

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