Geburt: Welche Eingriffe sind notwendig?
Dammschnitt, Kaiserschnitt und mehr: Kaum ein Kind in Deutschland kommt ganz ohne Hilfe zur Welt. Doch wann sollte in den Geburtsvorgang eingegriffen werden?

Die Geburt verläuft nicht immer ohne Eingriffe – aber nicht immer sind Eingriffe auch nötig
Öffnung der Fruchtblase
Das wird gemacht: Bei der sogenannten Amniotomie wird die Fruchtblase durch den geöffneten Muttermund mit einem kleinen Gerät oder dem Finger geöffnet.
Darum wird es gemacht: Um den Geburtsvorgang zu beschleunigen.
Das sagt die Wissenschaft: Das geringe Maß an Beschleunigung rechtfertigt nicht die hohen Risiken (Nabelschnurvorfall), die mit dem Eingriff einhergehen.
Dammschnitt (als Routine)
Das wird gemacht: Der Damm wird mit einer Schere eingeschnitten.
Darum wird es gemacht: Mit der sogenannten Episiotomie wird der Scheideneingang erweitert, um einen Dammriss zu verhindern.
Das sagt die Wissenschaft: Bislang konnte kein Nutzen eines routinemäßigen Dammschnitts für Mutter und Kind festgestellt werden. Die Rate höhergradiger Dammrisse steigt sogar.
Vaginale Untersuchung
Das wird gemacht: Unter anderem werden der Gebärmutterhals, der Muttermund sowie die Fruchtblase mit der Hand abgetastet.
Darum wird es gemacht: Um den Geburtsfortschritt, die Lage des Kindes (Kopf oder Steiß) sowie eventuelle Komplikationen rechtzeitig zu erkennen.
Das sagt die Wissenschaft: Dieser Eingriff kann Vorteile für einen positiven Verlauf der Geburt – und damit für Mutter und Kind – mit sich bringen. Die WHO rät zu einer vaginalen Untersuchung nicht häufiger als alle vier Stunden.
Wehenschreiber (CTG)
Das wird gemacht: Die Herztöne des Kindes sowie die Wehen der werdenden Mutter werden aufgezeichnet.
Darum wird es gemacht: Um sicherzustellen, dass das Kind eine gute Sauerstoffversorgung hat, und um einen Mangel frühzeitig festzustellen.
Das sagt die Wissenschaft: Umstritten. Es gibt keinen Nachweis für einen Nutzen für Frauen bei einer risikoarmen Schwangerschaft. Und: Wird bei der Aufnahme ein CTG gemacht, ist die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts um 20 Prozent größer.
Einlauf
Das wird gemacht: Über den After wird Flüssigkeit in den Darm geleitet und dann wieder ausgeschieden.
Darum wird es gemacht: Der Einlauf soll dabei helfen, die Wehen einzuleiten, und das Infektionsrisiko für Mutter und Kind senken, da bei der Geburt kein Stuhl mehr austreten kann.
Das sagt die Wissenschaft: Es gibt keinerlei Belege für eine positive Wirkung eines Einlaufs bei der Geburt.
Kaiserschnitt
Das wird gemacht: Das Kind wird durch Schnitte in Bauchdecke und Gebärmutter zur Welt gebracht.
Darum wird es gemacht: Weil sonst die Gesundheit von Mutter oder Kind bedroht wäre.
Das sagt die Wissenschaft: Ein Kaiserschnitt sollte nur aus medizinischen Gründen erfolgen.
Quellen: Cochrane Collaboration; World Health Organisation (WHO); American College of Obstetricians and Gynecologists