Logo der Apotheken Umschau

Wenn in den Fenstern der Häuser Kerzen leuchten, vielerorts Buden Punsch ausschenken und der Duft nach Plätzchen und gebrannten Mandeln durch die Räume zieht – dann steht Weihnachten kurz bevor. Auf nichts warten viele Kinder so sehr, wie auf diesen einen Tag im Jahr. Sie freuen sich auf die Geschenke, aber auch auf die gemeinsame Zeit mit der Familie. Ob Baumschmücken, die Bescherung mit Christkind oder der Weihnachtsmann: Jede Familie hat ihre eigenen Rituale. Woher typische, bei uns verbreitete Weihnachtsbräuche kommen, erklären wir in diesem Text. Einer der wichtigsten ist das Krippenspiel mit der Weihnachtsgeschichte – hier zum Vorlesen und Nacherzählen:

Die Weihnachtsgeschichte

Vor langer Zeit lebte in der Stadt Nazareth ein Zimmermann namens Josef. Seine Frau hieß Maria. Sie war schwanger und sollte bald ein Kind bekommen. Aber da erfuhren sie, dass der Kaiser Augustus alle Menschen in seinem Reich zählen wollte. Und jeder sollte in der Stadt gezählt werden, in der er geboren wurde. Josef war aus der Stadt Bethlehem. Dorthin musste er mit seiner Frau.

 

Maria stieg mit ihrem dicken Bauch auf ihren Esel, Josef nahm den Esel am Halsband und gemeinsam zogen sie los. Der Weg war weit. Als sie in Bethlehem ankamen, klopften sie an viele Türen, um ein Bett zum Übernachten zu finden. Aber niemand wollte sie aufnehmen. So gingen sie wieder aus der Stadt und fanden einen Stall. Dort wollten sie schlafen. Es war kalt. Und sie waren hungrig. In dieser Nacht bekam Maria ihr Baby. Sie wickelte es in eine Decke und legte es in eine Krippe aus Stroh.

 

Draußen auf dem Feld waren Hirten, die Schafe und Ziegen hüteten. Sie saßen am Feuer und erschraken, als auf einmal ein helles Licht erschien. Es war ein Engel. "Fürchtet Euch nicht", sagte er. Er erzählte ihnen von dem Kind, das im Stall geboren wurde. "Dieses Kind wird der Welt die Rettung bringen. Es ist der Heiland, auf den viele Menschen warten." Dann wurde es am Himmel noch heller und die Hirten hörten wunderschöne Musik und Stimmen. Sie sangen "Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden!" Als die Musik verklang, machten sich die Hirten auf den Weg zum Stall. Sie fanden das Baby in der Krippe, gewickelt in Windeln und warme Tücher. Sie freuten sich sehr und gingen zurück zu ihren Herden. Unterwegs erzählten sie anderen Menschen von dem Baby, das der Welt Frieden bringen würde.

 

Zur gleichen Zeit beobachteten in einem fernen Land weise Männer den Himmel. Sie sahen einen besonders hellen Stern und wussten, dass ein neuer König geboren worden war. Sie beschlossen, auf eine lange Reise zu gehen, um dem neuen König Geschenke zu bringen. Sie setzten sich auf ihre Kamele und ritten nach Bethlehem. Dort fanden sie den Stall mit Maria, Josef und dem neugeborenen Baby. Sie luden die Kamele ab und brachten Geschenke in den Stall. Einer trug Gold, einer ein wertvolles Öl namens Myrrhe, einer köstlich duftenden Weihrauch. Dann knieten sie vor der Krippe und betrachteten das Jesus-Kind, das einst ein König sein würde.

Warum stellen wir einen Weihnachtsbaum auf?

Ein Fest ohne geschmückten Baum ist kein richtiges Weihnachtsfest. Denken wir zumindest. Dabei gibt es schon lange in allen Teilen der Welt den Brauch, im Winter das Haus mit Licht und mit grünen Pflanzen zu schmücken. "In den langen, dunklen Winternächten, wenn die Natur still steht, sehnen sich die Menschen überall nach Licht und nach Leben", erklärt Friedemann Schmoll, Professor für Volkskunde an der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Der echte Weihnachtsbaum, wie wir ihn kennen, ist dagegen viel jünger. Etwa in der Mitte des 18. Jahrhunderts holten die Bürger in den Städten erstmals Bäume in ihre Häuser und stellten sie zum Heiligen Abend in die gute Stube. Doch es dauert noch einmal rund einhundert Jahre, bis sich dieser Brauch in ganz Deutschland verbreitet hatte. In den meisten Familien wird der Baum erst am 24. Dezember aufgestellt und bleibt dann bis ins neue Jahr hinein stehen.

Warum wird der Baum geschmückt?

Kerzen, Glaskugeln, Früchte, Süßigkeiten, Spielzeug oder Plätzchen – Weihnachtsbäume werden mit den verschiedensten Dingen geschmückt. "Weihnachten war der Abschluss der 40-tägigen Fastenzeit. Der geschmückte Baum zeigt den Kontrast des Festes der Freude und der Lebensfülle zum drögen Alltag", sagt Schmoll.

In verschiedenen Regionen Deutschlands entwickelten sich unterschiedliche Bräuche. So werden seit etwa einhundert Jahren Glaskugeln aus Lauscha in Thüringen geliebt, ebenso wie feine Schnitzereien von Engeln oder Spielzeug aus den Manufakturen der Spielzeugmacher im sächsischen Erzgebirge. Im Norden Deutschlands gehörten Adam, Eva und eine Schlange lange zum Baumschmuck. In Schwaben und Bayern schmücken Springerle genannte Plätzchen mit Bildmotiven die Zweige.

Woher kommt der Adventskalender?

Die Tage bis Weihnachten scheinen Kindern besonders lang. "Adventskalender steigern die Erwartung noch weiter, markieren aber zugleich die Zeit, die vergeht", erklärt Schmoll. Schon 1839 stellte der Theologe Johann Hinrich Wichern im "Rauhen Haus" – einem Haus in Hamburg, in dem er Kinder aus armen Verhältnissen betreute – einen Weihnachtskranz mit 24 Kerzen auf. Daraus entwickelten sich der heute gebräuchliche Adventskranz mit vier Kerzen, aber auch die Adventskalender. 1903 gab es den ersten Adventskalender aus Papier. Jeden Tag durften die Kinder ein Bild ausschneiden und aufkleben. In den 1950er-Jahren breiteten sich Adventskalender in allen Teilen des Landes aus. Sie sind mit Bildern, Schokolade oder Spielzeug gefüllt. In vielen Familien werden Adventskalender liebevoll selbst gebastelt und gefüllt.

Wo kommt das Christkind und wo der Weihnachtsmann?

"Martin Luther haben wir zu verdanken, dass das Christkind Geschenke bringt", sagt Experte Schmoll. Da die Protestanten die Heiligenverehrung der katholischen Kirche ablehnten, war auch der Heilige Nikolaus nicht mehr die richtige Figur, um Geschenke für die Kinder zu bringen. Stattdessen wurde der Geschenketag auf den 25. Dezember gelegt und ab da brachte der "Heilige Christ" die Geschenke. Aus ihm entwickelte sich später das Christkind.

Die ursprünglich protestantische Symbolfigur breitete sich auch in katholischen Gebieten aus. Im 19. Jahrhundert tauchte vor allen in protestantischen Gegenden immer häufiger der Weihnachtsmann auf. "Immer wieder liest man, der Weihnachtsmann sei eine Erfindung der Amerikaner. Aber das stimmt so nicht. Auf dem Gemälde 'Der Winter' von Moritz von Schwind sehen wir schon die Erscheinung des Weihnachtsmannes. Der Weihnachtsmann zeigt, wie das Fest von einem kirchlichen zu einem weltlichen wird", sagt Schmoll. Ob in einer Familie das Christkind oder der Weihnachtsmann kommt, hängt davon ab, wie die Eltern selbst als Kinder geprägt wurden.