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Was sind Fieberkrämpfe?

Hat ein Kind einen Krampfanfall und ist der einzige Grund Fieber – hat es also keine andere Krankheit – nennt man das einen Fieberkrampf. Es kann erschrecken, einen Krampfanfall bei seinem Kind zu sehen. Aber wenn es „nur“ ein Fieberkrampf ist, ist dieser im Grunde harmlos und das Kind meist rasch wieder wohlauf. Trotzdem sollten Eltern beim ersten Krampfanfall und in bestimmten Situationen den Notruf unter 112 wählen.

Etwa zwei bis vier Prozent der Kinder unter fünf Jahren haben einmal einen Fieberkrampf. Meist tritt dieser am Anfang der fieberhaften Erkrankung auf, möglicherweise im ersten Anstieg, wenn die Temperatur gerade erst über 38 Grad steigt. So kann der Fieberkrampf das erste Krankheitszeichen sein, das Eltern bemerken.

Die Kinder verlieren bei einem Krampfanfall normalerweise das Bewusstsein und der ganze Körper zuckt unkontrolliert. Die Augen sind geöffnet und oft nach oben verdreht. Der Anfall dauert meist nur wenige Minuten. Er ist normalerweise nicht lebensbedrohlich und hinterlässt keine bleibenden Schäden. In der Regel haben Kinder, die einen Fieberkrampf durchmachen, auch keine Erkrankung des Gehirns.

Etwa ein Drittel der Kinder hat mehr als einen Fieberkrampf. Diese Kinder haben aber in der Regel keine Epilepsie, da dabei auch Anfälle ohne Fieber auftreten. Nur bei einem sehr kleinen Teil der Kinder, kann ein Fieberkrampf das erste Symptom einer epileptischen Erkrankung sein.

Hat ein Kind einen Krampfanfall ohne Fieber, müssen Ärztinnen und Ärzte die Ursache immer genau abklären.

Ursachen

Die genaue Ursache von Fieberkrämpfen ist nicht bekannt. Das Gehirn reagiert in einer bestimmten Entwicklungsphase auf die Temperaturerhöhung mit einem Krampfanfall, sodass die Anfälle normalerweise bei Kindern im Alter von sechs Monaten und fünf Jahren auftreten. Gerade kleine Kinder, zwischen zwölf und 18 Monaten, sind besonders häufig betroffen. Zudem gibt es wohl eine familiäre Veranlagung. Risikofaktoren können auch ein niedriges Geburtsgewicht oder die Notwendigkeit einer längeren Krankenhausbehandlung nach der Geburt sein.

Grundsätzlich kann ein Fieberkrampf bei jedem fieberhaften Zustand auftreten. Dazu gehören Erkältungen, Grippe oder Magen-Darm-Infekte genauso wie Fieber bei einer Mandel- oder Mittelohrentzündung sowie nach einer Impfung. Meist sind an sich harmlose Virusinfektionen die Fieberursache. So werden zum Beispiel beim Dreitagefieber gehäuft Fieberkrämpfe beobachtet.

Fieberkrämpfe nach einer Impfung sind insgesamt selten. Sie werden durch eine impfbedingte Fieberreaktion ausgelöst und treten normalerweise innerhalb von 72 Stunden nach der Impfung auf. Bei Lebendimpfstoffen können Fieber und Krampfanfall auch in einem Zeitraum von sieben bis 14 Tagen nach der Impfung auftreten. Der Nutzen einer Impfung überwiegt normalerweise das Risiko eines Fieberkrampfes. Ärztinnen und Ärzte beraten dazu.

Symptome: Wie ein Fieberkrampf aussieht

Normalerweise ist das Kind bewusstlos und nicht ansprechbar. Der Körper verkrampft sich und wird steif, dann beginnen Arme und Beine zu zucken. Zudem wirkt die Haut blass, die Lippen können sich blau färben und die Augen zurückrollen. Eventuell verliert das Kind Urin oder Stuhl, erbricht oder hat Schaum vor dem Mund. Selten können Versteifung und / oder Zucken auch fehlen und der Körper kann stattdessen völlig erschlaffen.

Der Anfall dauert meistens nicht länger als drei Minuten und hört dann von selbst auf. Danach kann das Kind erschöpft sein. Es erholt sich aber rasch wieder.

Wann Sie Ärztin oder Arzt verständigen müssen

Zögern Sie nicht im Zweifelsfall den Notruf zu verständigen. Eine schnelle medizinische Versorgung ist insbesondere wichtig, wenn:

  • Ihr Kind zum ersten Mal einen Fieberkrampf hat – unabhängig davon, wie lange er dauert.
  • der Krampfanfall länger als fünf Minuten dauert.
  • das Kind sich nach dem Anfall nicht rasch erholt.
  • es Hinweise auf eine Hirnhautentzündung gibt wie einen steifen Nacken, extreme Schläfrigkeit, ein sehr schlechter Allgemeinzustand oder bei Babys eine extreme Trinkschwäche.

Ärztin oder Arzt können, falls nötig, Medikamente wie Diazepam geben, die den Krampfanfall unterbrechen.

Ärztliche Abklärung nötig

In der Regel müssen Kinder nach einem Fieberkrampf ärztlich untersucht werden, um die Ursache des Fiebers zu klären und schwerwiegende Erkrankungen wie eine Hirnhautentzündung zu erkennen. Auch müssen sie einen vermeintlichen Fieberkrampf beispielsweise von einem Schüttelfrost, einem Ohnmachtsanfall oder einer Epilepsie abgrenzen. Ärztinnen und Ärzte entscheiden, ob sie dafür etwa Blut oder Hirnwasser untersuchen müssen oder die Hirnströme im Elektroenzephalogramm (EEG) messen sollten, um Hinweise auf eine Epilepsie zu finden. Eventuell empfehlen sie auch eine Untersuchung des Kopfes mittels Magnetresonanztomographie (MRT). Sie entscheiden auch, ob das Kind im Krankenhaus behandelt werden sollte. Dafür sind unter anderem die Ergebnisse der körperlichen Untersuchung, die Angaben der Eltern und das Alter des Kindes entscheidend.

Was Eltern tun können

Zunächst sollten Sie Ruhe bewahren und darauf achten, dass sich das Kind während des Krampfanfalls nicht verletzt. Sie sollten:

  • Das Kind nicht festhalten und nichts zu Essen oder Trinken geben oder in den Mund tun. Das Kind könnte sich verletzen oder verschlucken.
  • Das Kind behutsam seitlich lagern – am besten auf einer weichen Unterlage. Mund und Nase müssen dabei frei sein. Speichel und Erbrochenes sollte ablaufen können und nicht in die Lunge gelangen.
  • Damit sich das Kind nicht verletzt, harte Gegenstände in der Umgebung des Kindes entfernen oder polstern.
  • Außerdem sollten Sie rasch ärztliche Hilfe verständigen und beobachten, wie lange der Anfall dauert und wie er aussieht. Zum Beispiel: Sind die Augen offen oder geschlossen? Zucken Arme und Beine oder nur ein kleiner Bereich des Körpers? Diese Informationen benötigen Behandler, um die Diagnose zu stellen und eventuell weitere Untersuchungen zu veranlassen.

Die Zeit im Blick zu haben, ist wichtig. Denn Fieberkrämpfe hören meist innerhalb von drei Minuten von selbst auf. Dauern sie jedoch länger als fünf Minuten, passiert das in der Regel nicht mehr und der Anfall sollte von Ärztin oder Arzt oder nach ärztlicher Vorgabe mit Medikamenten unterbrochen werden.

Nach einem Krampfanfall sollten Eltern die Temperatur des Kindes messen und gegebenfalls das Fieber nach ärztlicher Vorgabe mit Medikamenten wie Paracetamol oder Ibuprofen in altersgerechter Dosierung senken.

Einfacher und komplizierter (komplexer) Fieberkrampf

Ärztinnen und Ärzte unterscheiden auch einen einfachen von einem komplizierten Fieberkrampf. Der einfache Fieberkrampf ist häufiger. Per Definition dauert er maximal 15 Minuten, tritt maximal einmal innerhalb von 24 Stunden auf und betrifft nicht nur eine Körperregion. Umgekehrt beim komplizierten Fieberkrampf: Er dauert länger als 15 Minuten, kann mehrfach am Tag auftreten oder ist nur auf einen Teil des Körpers beschränkt.

Folgen eines Fieberkrampfes und wiederholte Fieberkrämpfe

Ein einfacher Fieberkrampf hat normalerweise keine gesundheitlichen Folgen oder negative Auswirkungen auf die geistige Entwicklung. Etwa ein Drittel der Kinder hat aber zu einem späteren Zeitpunkt wieder einen Fieberkrampf. Das passiert zum Beispiel eher bei Kindern, die beim ersten Anfall unter 18 Monate alt waren, schon bei Fieber niedriger Temperatur mit einem Anfall reagiert haben oder einen langanhaltenden oder komplizierten Fieberkrampf hatten.

Auch haben Kinder, die einen Fieberkrampf hatten, ein höheres Risiko später eine Epilepsie zu entwickeln. Aber: Das Risiko ist noch immer klein und gegenüber der Allgemeinbevölkerung nur leicht erhöht. Als Risikofaktoren gelten zum Bespiel ein junges Alter des Kindes beim ersten Fieberkrampf, komplizierte Fieberkrämpfe und eine bereits bestehende neurologische Erkrankung.

Ärztinnen und Ärzte beraten

Neigt ein Kind zu Fieberkrämpfen, beraten Kinderärztinnen und -ärzte entsprechend, was bei einem erneuten Anfall zu tun ist. Eventuell verschreiben sie ein Medikament, das Eltern geben können, um ihn zu unterbrechen. Diese Medikamente werden entweder über eine Rektiole, eine Art Zäpfchen, gegeben oder als Medikamentenlösung in den Mund. Wird beim nächsten fieberhaften Infekt das Fieber nach ärztlicher Vorgabe mit Medikamenten gesenkt, kann sich das Kind dadurch zwar besser fühlen. Es kann aber vermutlich nicht verhindern, dass ein Fieberkrampf auftritt.

Gute Prognose

Nach einem Fieberkrampf ist das Gespräch zwischen Eltern und Ärztinnen oder Ärzten wichtig: Sie können beruhigen, da Fieberkrämpfe in der Regel eine günstige Prognose haben und die Neigung zu diesen Anfällen bis zum sechsten Geburtstag verschwindet.

Beratender Experte

Unser Experte: Dr. med. Guido Krandick

Unser Experte: Dr. med. Guido Krandick

Dr. med. Guido Krandick ist Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin. Nach Studium in Bonn, Wien und Würzburg folgte eine fast zehnjährige Tätigkeit an der Kinderklinik Schwabing der TU-München. Seit 2000 führt er eine eigene Praxis südlich von München. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.

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Quellen: