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Kündigt sich Nachwuchs an, tauchen für Hunde­halter mit einem Mal Fragen auf. Allen voran: Wie wird der Vierbeiner reagieren? Und: Kann ich ihn auf die Ankunft des Babys vor­bereiten? "Auf jeden Fall", sagt Hundetrainer Martin Rütter aus Köln. "Wichtig ist, rechtzeitig damit anzufangen. Also lange bevor die Änderungen in der Familien­struktur zum Alltag gehören."

Alle brauchen Zeit – auch Hunde

40 Wochen haben werdende Eltern vor sich, bis sie ihr Baby in den Armen halten. Auch Hunde brauchen Zeit, um sich auf die neue Situation einzustellen. Rütter plädiert dafür, das Tier früh mit Gegenständen wie dem Kinderwagen und der Baby­schale vertraut zu machen, damit es sich da­ran gewöhnen kann und keine Angst hat.

Wird aus dem Arbeitszimmer mit Bellos Lieblingsplatz ein Kinderzimmer, bereitet man auch das zeitig vor: "Für den Hund verändert sich der Alltag sowieso gravierend. Muss dann noch plötzlich seine Liegestelle einem Kinderbett weichen, kann dies zu stressbedingtem Verhalten wie ständigem Bellen oder Fordern führen", erklärt Martin Rütter. Nutzen Sie die Schwangerschaft zudem, um Ihrem Hund liebevoll beizubringen, dass er bestimmte Bereiche wie das Kinderzimmer oder den Krabbelteppich nicht betreten darf. Hier hilft ein konsequentes und deut­liches "Nein".

Und wie verhindere ich, dass sich der Vierbeiner vom Thron gestoßen fühlt? Rütter hat da einen Tipp: "Generell sollte ein Hund ­lernen, dass er nicht immer im Mittelpunkt steht, sondern die Aufmerksamkeit von Herrchen oder Frauchen mit anderen Menschen teilen muss. Das kann man gut mit ­­Besuchen im Café üben, wo nichts Spannendes für den Hund passiert und er einfach nur warten muss, bis Frauchen wieder für ihn da ist."

Hilfreich ist auch, Folgendes zu wissen: "Hunde leben nicht in starren Rangordnungen, sondern vielmehr in Familienverhältnissen. Die Elterntiere führen das Rudel, alle anderen folgen. Genauso sollte auch die Beziehung zwischen Mensch und Hund aussehen, wobei der Mensch die Rolle des leitenden Elterntieres übernimmt", erläutert Rütter.

Das erste Kennenlernen

Deshalb rät der Hundeprofi, dass Mama und Baby anfangs viel Zeit für sich haben – und der Hund die ersten Tage gar keinen Kontakt zum Neugeborenen hat. Rütter beruhigt: "Für Hunde ist das vollkommen normal. Eine Mutterhündin lässt in den ersten drei Wochen auch keine weiteren Rudelmitglieder in die Wurfhöhle. Damit signalisiert sie allen, dass sie für die neugeborenen Welpen zuständig ist."

Genau das kann auch die Familie dem Hund in Bezug auf das neugeborene Baby vermitteln. Sind die ersten ein bis zwei Wochen entspannt ver­lau­fen, darf der Hund näher kommen und den Säugling beschnuppern.

Im besten Fall sollte der Vierbeiner lernen, dass die Kinder für ihn keine Rolle spielen, da die Eltern für die Erziehung und Beaufsichtigung zuständig sind. Ansonsten könnte es passieren, dass ein Hund sich für die Verteidigung des Nachwuchses zuständig fühlt und Außenstehende anbellt oder sogar anknurrt.

Grenzen sind wichtig – auch für Kinder

Beim Thema Aufsichtspflicht hat Rütter, selbst mehrfacher Vater, ebenfalls ­­eine klare Meinung: "Babys und Kleinkinder dürfen wirklich nie, auch nicht für einen kurzen Moment, mit einem Hund allein gelassen werden, unabhängig von der Rasse! Jeder Hund kann ein Kind, welches sich aus seiner Sicht unerzogen verhält, erzieherisch – und dazu gehört auch Schnappen und Beißen – korrigieren. Und das oft mit schlimmen Folgen für das Kind."

Eltern von Krabbelkindern sind deswegen besonders gefordert. "Sie müssen das Kind genau beobachten, denn schließlich muss es ein ‚Nein‘ erst noch lernen. Krabbelt es zum Beispiel auf den Hund zu, obwohl dieser gerade auf seinem Platz liegt und schläft, oder bedrängt es ihn zu sehr, müssen die Eltern sofort eingreifen", betont der Experte. "Nur wenn der Hund sieht, dass die Eltern sich verantwortlich fühlen und entsprechend handeln, weiß er, dass er nicht selbst erzieherisch ­tätig werden muss."

Der Liegeplatz sollte der alleinige Rückzugsort des Hundes sein – und für Kinder damit grundsätzlich ­tabu.

Hygiene geht vor

Dass Hunde regelmäßig geimpft, entlaust und bei Bedarf entwurmt werden, ist für die Halter so selbstverständlich wie das Händewaschen nach dem Streicheln. Ändern sollte sich dagegen, wenn der Nachwuchs da ist, die Zecken-Prophylaxe. Rütter rät wegen der chemischen Inhaltsstoffe von ­­sogenannten Spot-on-Präparaten ab, die in den ­Nacken des Tiers geträufelt werden. Er empfiehlt, Zecken manuell zu entfernen, beispielsweise mit ­­einem ­Zeckenhaken.