Papa-Kolumne: Helikopter-Eltern
Unserem Kolumnisten geht die Diskussion um überbehütete Kinder allmählich auf den Geist
Kürzlich schrieb mir eine Leserin. Sie war wohl über meine für Raucher nicht ganz so schmeichelhafte Raucher-Kolumne gestolpert und riet mir, lieber über Helikoptereltern zu schreiben, die ihre Kinder "in ihrem Wahn kaputt labern" würden. Ich glaube, sie meinte damit mich. Und, dass sie raucht.
Helikopter-Eltern = Helikopter-Besitzer?
Nun ist es so, dass ich zwar einige Raucher kenne, aber keine Eltern, die einen Helikopter besitzen. Was nicht an einer zu geringen Helikopterdichte in München liegen dürfte. Neulich saßen meine Frau und ich an einem See und sahen gleich drei davon am Himmel. "Da, Hubschrauber!", rief sie plötzlich – eine Reaktion, an der übrigens abzulesen ist, wer Kleinkinder zu Hause hat und wer nicht. Nur gut, dass sie nicht vom "Hubschrabschrab" sprach. Da hätten die umstehenden Menschen noch ganz anders geschaut.
Natürlich ist es möglich, dass in dem einen oder anderen Helikopter auch Eltern sitzen. Sicher wissen können wir das aber nicht. Ganz zu schweigen davon, wie und was sie mit ihren Kindern bereden und wie sie, so als Beispiel, über Raucher denken.
Ein Phänomen unserer Zeit
Grundsätzlich weiß ich auch nicht, warum Helikoptereltern so etwas Negatives anhaftet. Wenn es sie denn gibt, passen sie doch gut in unsere moderne, schnelllebige und vor allem stauanfällige Zeit. Der Helikopter, denke ich, ist – neben dem Fahrrad – das Verkehrsmittel der Wahl. Sollten da oben Eltern fliegen, sind sie vermutlich auf dem Weg zu einem Termin, nachdem sie noch eben ihr Kind über der Kita abgeworfen haben.
Einem Fachmagazin entnahm ich übrigens, dass wohl auch Hunde Helikopter nutzen. Es ging um eine Studie über – kein Witz – Helikopterhundemütter. Forscher hatten untersucht, wie häufig sie ihre Welpen (wahrscheinlich pro Flugstunde) säuberten und ob sie sie im Stehen oder im Liegen säugten. Da vom Sitzen keine Rede war, nehme ich an, dass es sich bloß um mit- und nicht um selbst fliegende Hunde handelte. Jedenfalls war das Ergebnis, dass "überbehütete Welpen" später häufiger durch die Prüfung zum Blindenführhund fallen als andere.
Nachvollziehbarer Ärger
So gesehen ist der Ärger nachvollziehbar, den Berichte über "Helikoptereltern" regelmäßig auslösen. Etwa über jene, die für Schulkinder einen beheizten Tunnel forderten: für den Weg vom Container, wo der Unterricht stattfand, zum (baufälligen) Gebäude, wo die Toiletten waren. Besteht nicht die Gefahr einer Gewöhnung? Werden am Ende vielleicht noch beheizte Klassenräume gefordert? Tut etwas Härte der späteren Leistung nicht gut?
Im Ernst: Mir geht das Thema allmählich auf den Geist. Aber es passt gut in eine Zeit, in der sich jeder verdächtig macht, der sich nicht nur um sich selbst kümmert.